Thomas Bartelmes

Praktisches Jahr
19.05. – 07.09.2025

Woche 1: 19.05. – 23.05.2025

Nachdem ich das Blockpraktikum letztes Jahr hier gemacht hatte und es mir gefallen hatte, hatte ich mich auf einen Platz für ein PJ – Tertial hier beworben. Letztes Jahr war ich im Haus in Kirchberg untergekommen, dieses Mal in Grafenau. Beides schön…

Nach meiner Ankunft letzten Sonntag, bin ich erstmal durch die Ortschaft gelaufen, um „anzukommen“. Letztes Jahr war ich hier schon mal mit meinen Eltern zum Essen gewesen, aber sonst hatte ich von der Stadt bisher nicht viel gesehen bis auf den „Stadtkern“.

Am ersten Tag bin ich vor allem erstmal mitgelaufen, durfte aber auch bei einem „grippalen Infekt“ mal selbst ran. Das war auch einer der Hauptgründe hier das PJ zu machen. dass man nicht nur zuschaut, sondern recht schnell selbstständig eingebunden wird. Ich denke so lernt man einfach am meisten.

„Höhepunkte“ waren eine Krankenhauseinweisung wegen erhöhtem Troponin-Schnelltest bei unauffälligem EKG und eine Mitarbeiterin, die aufgrund des Anblicks einer Abszesswunde kurz in sich zusammensackte. 😉 Ich bin zwar schon ein etwas „älterer Student“, aber wie ich da erfahren durfte funktionieren meine Auffangreflexe noch vorzüglich. 😉 Aber im Endeffekt zeigt das auch nur schön: Jedermann der auf dem Gebiet der Medizin arbeitet ist auch nur ein Mensch! 😉

Ansonsten habe ich mir in der ersten Woche einen groben Überblick über die Abläufe, Krankheitsbilder und verschiedenen Herangehensweisen der Ärzte verschafft.

Am Wochenende bin ich die Wanderroute Nr.5 „Entlang Dörfer & grosse Ohe“ gelaufen. Guter Weg zum Einstieg denke ich!
Bis denn!

Woche 2: 26.05. – 30.05.2025

Diese Woche hatte ich mich weiter mit „grippalen Infekt“ beschäftigt. Etwas mehr Fokus auf die Durchführung der Untersuchungen.
Z.B. wie „ziehe“ ich am besten am Ohr und wie variiere ich den Winkel bei der Otoskopie, um den besten Blick aufs Trommelfell zu bekommen…

Weiter typisches Vorgehen bei Rückenbeschwerden mit Lasègue-Zeichen, Vorlaufphänomen, Zehenheber und Fersenstand…

Eine weitere Gegebenheit, die einem hier recht häufig über den Weg läuft und die ich sehr interessant finde, ist der Zeckenbiss (Komme zwar aus Franken, aber habe länger im Norden gelebt und hier gibt es definitiv ein Überangebot). Fast täglich oder täglich mehrfach. Zur Abklärung, ob diese große Rötung „jetzt was Schlimmes“ ist?! Schön ist, dass die typische Wanderröte dann doch recht gut zu erkennen wäre. Interessant, da wir einerseits zum Mond fliegen können und uns andererseits diese „kleinen Biester“, wenn man nicht aufpasst, einiges an Schaden anrichten können und gefühlt den Aktivitätsradius mancher Menschen mitbestimmen. Und nicht irgendwo im Urwald, sondern direkt vor der Haustüre. Zoonosen sind immer ganz interessant, finde ich…

Donnerstag war Feiertag. Auf Nachfrage bei den „Damen an der Front“ bin ich der Empfehlung, den Lusen zu bewandern, nachgegangen. War schön. Gestartet bei Sonnenschein, dann eine ganze Weile im Wolkenbruch und zum Schluss wieder Sonnenschein. So waren die Hände wieder warm genug, um im Auto die selbstgemachten Tortillas auspacken und essen zu können. 😉 Definitiv mehr Aktion als Wandern im Sonnenschein 😉

Freitag dann wieder den Vormittag in Kirchberg. Wieder zwei neue Ärzte kennengelernt, bei denen man sehen kann, wie sie an die Sache herangehen. Hier gefällt mir, dass etwas mehr los ist und man sich am Fließband „eigene Fälle“ nach Gusto und Zutrauen herausklauben kann. Selbst wenn man mal einen Fall erwischt, der sich unvorhergesehen etwas erweitert, hat man den Ärzten durch eine gezielte Anamnese und naheliegende klinische Untersuchungen schon einiges an Arbeit abgenommen oder sie zumindest unterstützen können.

Das ist das, was mir bisher auch am besten gefällt und weshalb ich mich für hier entschieden hatte. Der „einfache praktische Ansatz“. Man wird z. B. ermutigt, wenn es die Situation halbwegs zulässt, den Patienten ruhig etwas genauer oder umfangreicher zu Untersuchen oder Patienten, die mit Bauchschmerzen kommen, zu schallen. Im Endeffekt für mich der logischste und beste Weg, das Handwerk Arzt zu erlernen.

Woche 3: 02.06. – 06.06.2025

Montag hatte ich noch frei, da ich über das Wochenende in der Heimat war.
Den Rest der Woche fasse ich mal unter dem Begriff „abwechslungsreich“ zusammen.
Dienstag und Mittwoch kamen einige Patienten mit Krankheitsbildern aus verschiedenen Fachbereichen, sodass ich in dieser Woche besonders darauf geachtet habe, wie fächerübergreifend und abwechslungsreich die Patientengeschichten sind:

  • Augenheilkunde: Mehrfach Konjunktivitis (vor allem bei Kindern im Rahmen eines grippalen Infekts); ein Patient mit Bluthochdruck, bei dem es teilweise zu leichten Visusstörungen kommt, bevor er seine Bluthochdrucktabletten einnimmt.
  • Rheumatologie: Beispielsweise ein männlicher Patient (55 Jahre) mit bekannter rheumatoider Arthritis und Osteoporose. Er kam mit der Bitte um Cannabis, wurde folglich zum Schmerztherapeuten überwiesen.
  • Chirurgie: Tägliche Wundkontrollen und Verbandswechsel.
  • Innere Medizin: Hypertonie, Diabetes etc.
  • Orthopädie: Täglich mehrmals Menschen mit Rückenschmerzen, Schulterschmerzen an zweiter Stelle.
  • Onkologie: Spielt immer wieder mit rein, z.B. in den Arztberichten „Zustand nach Mammakarzinom“.
  • Hämatologie: Ein Patient in der letzten Woche hatte beispielsweise eine Anämie (mikrozytär, hypochrom) bei vermindertem Eisen aufgrund von Malabsorption. Mit Eisensubstitution konnte dem Problem entgegengewirkt werden.
  • Gynäkologie: Ein Teenager mit schon länger andauernden Bauchschmerzen und Völlegefühl. In der Sprechstunde ging es eher in Richtung Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Bei einem durchgeführten Ultraschall wurde eine nicht richtig einzuordnende Struktur an Blase/Uterus festgestellt → Überweisung zum Gynäkologen. Interessant, wie manchmal „Fälle“ auch eine andere Richtung nehmen können.
  • Psychiatrie: Klar, dass viele Erkrankungen mit „Nebeneffekten“ wie Depression oder Erschöpfung einhergehen können. Interessant ist, wie oft dann kleine Türen zu Nebenthemen aufgehen, wenn man im Gespräch ist, z.B. die empfundene Belastung durch die Situation der Mutter, die man „nebenher“ noch mitpflegen muss.
  • Kardiologie: EKGs werden fast täglich geschrieben, Befunde darf man fast immer erstellen und etwas zu sehen gibt es auch immer wieder, z.B. einen Schenkelblock.
  • Urologie: Beispielsweise eine junge Patientin mit Zystitis, die folglich Pivmecillinam bekam. Im Ultraschall gab es eine Patientin, die mit nur einer Niere geboren war. Interessant zu sehen war, dass die vorhandene Niere folglich etwas größer war.
  • Kinder- und Jugendmedizin: Auch Kinder kommen fast täglich, meist im Rahmen eines grippalen Infekts oder „Zeckenbissen“. Bemerkenswert war ein Mädchen, das mit Spina bifida geboren wurde. Sie muss zwar katheterisiert und der Darm entleert werden, war jedoch selbstständig auf den Beinen unterwegs – entgegen jeglicher Prognose der Ärzte laut stolzer Aussage des Vaters.
  • HNO: Otoskopien und Mund-/Racheninspektionen täglich. Immer wieder Ohrspülungen. Interessant war hier ein Mann mit Uvula bifida als Nebenbefund.

Das Schöne ist, dass man von allem ein wenig hat und somit das Wissen in den verschiedenen Bereichen nicht verloren geht. Und man weniger mit medizinischen Scheuklappen „durch die Gegend läuft“.

Woche 4: 09.06. – 13.06.2025

Interessante Fälle diese Woche:

  1. Mann kurz über 50 Jahren mit Polymyalgia rheumatica:
    Der Mann konnte vor allem seine rechte Schulter nicht heben, was zuerst an eine Tendinosis calcarea denken ließ. Es war jedoch kein typischer „painful arc“ zu erkennen. In der linken Schulter wurden auch Schmerzen angegeben, jedoch nicht so stark. Weiter wurden ziehende Schmerzen auf der Innen- und Außenseite des Oberschenkels genannt, welche teilweise auch in die Leiste ausstrahlten. Weitere Beschwerden außer „Abgeschlagenheit“ wurden nicht genannt. Zur Behandlung gab es Cortison.
    Interessant war, dass von Amboss, ViaMedici und Co. immer der Begriff Beckengürtel genannt wird (nur die Zeichnung auf Amboss enthält auch den Oberschenkel) und in den Fallfragen meist Frauen genommen werden (da W>M / 3:1), was fragentechnisch verständlich ist, aber in der Realität die genaue Diagnose auch erstmal erschweren kann. Auch die Verbundenheit mit der Riesenzellarteriitis, welche in der Theorie so oft exerziert wird, ist ja eine Wahrscheinlichkeit und kein Muss…
  2. Frau mit grippalem Infekt:
    So war’s „angemeldet“. Geht man als Student gleich hin. 😉 Letztendlich hatte sich der Bruder vor zwei Wochen umgebracht und der Druck des Chefs hatte auch nicht dazu beigetragen, die verschleppte Erkältung der pflichtbewussten Dame. Das Interessante hieran war wieder, wie sich „Fälle“ entwickeln können und man auf einmal auch etwas als „Stütze“ gefordert ist. Auch hat man als Pfleger oft die Nähe zu Menschen gehabt, welche z.B. nach einem Apoplex täglich Hilfe benötigen und man dementsprechend auch täglich in diese teils „verzweifelte“ Welt eintaucht. Was die Arbeit aber auch so wichtig macht. Falls man das so sagen darf, finde ich es sogar ganz „gut“, dass man auch mal etwas existenziellere Fälle hat, da es dem Hausarzt auch ein wenig mehr Tiefe verleiht, ohne wie es teilweise auf der Inneren im Krankenhaus ist, von „Schicksal zu Schicksal zu rennen“. So schlimm ist es ja auch nicht, aber ich denke, das umreißt in etwa, was ich meine.

Ansonsten:
Grippale Infekte und Rückenschmerzen weiter in die Routine gebracht. So langsam kehrt auch schon ein gewisser Alltag ein. Der Weg zur Arbeit morgens, Dienstag und Freitag nach Kirchberg, die Online-Meetings Montag, Dienstag und Donnerstag. Am Wochenende eine lange Wandertour und je nach Bedarf zum Lidl auf den Berg oder zu Edeka ins Tal. Nur die Altherrenmannschaft der TSV Grafen lässt ein wenig zu wünschen übrig, da die letzten zwei Mal kein Training zustande kam. Aber das kenne ich teilweise auch von anderen Mannschaften und die Altherrenmannschaft darf das auch 😉

Woche 5: 16.06. – 20.06.2025

Interessant sind die verschiedenen Ansichten der Ärzte bezüglich Ernährungsmedizin und „alternativer Medizin“ und auch, was einem alles begegnet oder in der Anamnese berichtet wird.
Der eine Arzt verschreibt/empfiehlt Vitamin D bei rezidivierenden grippalen Infekten, andere sind eher vorsichtig demgegenüber eingestellt. Bei meiner Hausarztfamulatur war „Sinupret“ hoch im Kurs, hier eher nicht erwähnt. In der Vertretungszeit waren ein paar Mal Patienten vorstellig, welche Infusionen mit verschiedenen Zusätzen wie z.B. Vitamin C oder B-Vitaminen bekamen.
Heute kam eine Dame mit LWS-Syndrom. Als ich ihre Hämatome (zunächst unvollständig über das Shirt hinaus sichtbar) sah und innerlich, ehrlich gesagt, auch für den Bruchteil einer Sekunde an häusliche Gewalt dachte, sagte sie sogleich, dass sie beim Schröpfen gewesen war. Bei der körperlichen Inspektion ohne Shirt sah man dann auch schön die kreisrunden Hämatome.
„Natürliche Mittel“, welche häufig in der Praxis empfohlen werden und auch gut bekannt sind, sind z.B. Inhalationen mit Kochsalz oder Kamillenblüten oder Quarkumschläge bei z.B. Gelenkschwellungen.
Diese Woche war es im Sono auch recht abwechslungsreich. Neben den typischen Abdomenuntersuchungen (einmal gab es Aszites zu sehen und einmal einen Gallenblasenpolypen) und den Schilddrüsenuntersuchungen wurde zum Beispiel eine Kompressionssonographie durchgeführt. Das Ausbreitungsgebiet ließ sich mit der Kompression recht gut eingrenzen. Der Thrombus war in der V. saphena magna ohne Ausbreitung ins tiefe Venensystem. Therapeutisch gab es DOAC´s.
Weiterhin eine Dame mit 88 Jahren, mit vermehrter Dyspnoe bei leichter Bewegung. Hier wurde auch die Pleura geschallt, um einen Erguss auszuschließen.
Heute kam noch ein Kraftsportler mit einer Schwellung am lateralen Oberschenkel. Im Ultraschall konnte gut das muskuläre Ödem dargestellt werden.

Am Donnerstag war Feiertag und es wurde eine Wanderung auf den Falkenstein unternommen. Bisher der beste Berg gewesen. Die Panoramatour am letzten Wochenende war auch schön gewesen.
Den Bericht verfasse ich diese Woche schon am Freitag, da das Wetter sehr schön ist und man hier auch angenehm im Garten sitzen kann. Morgen gibt es wieder eine Wanderung. Aber erstmal noch schauen, was es noch so Schönes gibt…

Woche 6: 23.06. – 27.06.2025

Letztes Wochenende war ich auf dem Rachel. Neben dem Falkenstein die beste Wanderung bisher.
Fall:
Es kam ein sichtbar übergewichtiger Mann in die Sprechstunde, angekündigt mit „Atembeschwerden“. Allergien oder bisherige Beschwerden wurden keine angegeben. Die Auskultation war ohne Giemen oder sonstige pathologische Geräusche. Später vom kontrollierenden Arzt genauso „gehört“. Bei der körperlichen Untersuchung fiel auch eine leichte Wassereinlagerung auf. Auskultation des Herzens war ohne Auffälligkeiten. Der RR bei der Eingangsuntersuchung lag bei 160/80 mmHg. Zur weiteren Diagnostik wurde zunächst ein EKG geschrieben und eine Lufu gemacht. Das EKG war unauffällig. Bei der Lufu konnte ein obstruktives Geschehen mit restriktiver Komponente dargestellt werden. Als therapeutische Konsequenz wurden Cortison und Salbutamol angesetzt. Weiter wurde der Mann gebeten, Ende der nächsten Woche zum Check-up zu kommen und bis dahin ein Blutdruckprotokoll zu führen. Im Rahmen des Check-ups wurde angekündigt, auch ein Gespräch bezüglich Gewichtsmanagement zu führen, um u.a. die Symptomatik der Dyspnoe unterstützend und langfristig positiv zu beeinflussen.
Kein besonders komplizierter Fall, aber schön zu sehen, wie viel man dann doch auch in einer „normalen Praxis“ abdecken kann. Erste Richtung durch Anamnese und körperliche Untersuchung. Mit EKG und Lufu wurde noch genauer Richtung Herz und Lunge „geschaut“ und weitere Beratung und Therapieplanung (Bluthochdruck) in den Check-up mit „eingebaut“, um auch vermehrt Zeit zu haben.

Die letzten zwei Wochen war ich in Kirchberg und bin ein- bis zweimal die Woche die Hausbesuche mit Dr. Conen mitgegangen. Auch schön, da man hier nochmal einige Dörfer, Häuser und Landschaften zu sehen bekommt. Die Leute sind alle nett, auch wenn sie immer mal wieder einfach nicht anzutreffen sind.
Der einprägsamste Fall war eine ältere Dame, welche von Sohn und Schwiegertochter versorgt wird. Wir beide kannten die Dame bisher nicht. Es ging vor allem auch darum, dass sie in letzter Zeit vermehrt abbaut. Auf dem Nachthemd, rechts auf der Brust, sah man, dass es teilweise dunkel und feucht war. Irgendwann erwähnte die Schwiegertochter auch, dass sie sich ihre Schwiegermutter öfters wegen Juckreiz an der rechten Brust kratzt, gestern aber noch alles in Ordnung gewesen sei. Als der Arzt das Nachthemd hob, sahen wir ein gut fortgeschrittenes Mamma-Ca mit einer kraterförmigen Öffnung, welche trichterförmig in die Tiefe verlief. Die gesamte restliche Brust war bläulich, livide geschwollen. In der heutigen Zeit ein recht „eindrucksvoller“ Anblick. Die Angehörigen wurden über eine palliative Unterstützung beraten, welche sie bei Bedarf in Anspruch nehmen können.

Interessant war auch, einmal beim Setzen der Akupunkturnadeln zuzusehen. In der Pflegeausbildung hatten es die Hebammen oft mit Erfolg eingesetzt. Auf jeden Fall eine Weiterbildung, der ich nicht abgeneigt gegenüberstehe.

Woche 7: 30.06. – 04.07.2025

Fall-Scabies: Eine junge erwachsene Frau stellte sich vor mit „juckendem Hautausschlag“. Sie sagte, dass ihr Freund vor ihr das Gleiche gehabt habe und beim Arzt gewesen war. Auf Nachfrage konnte sie nur „rekonstruieren“, dass er Tabletten bekommen habe, die ihm geholfen haben. Eine Diagnose oder den Namen der Medikation konnte sie nicht nennen. Auf die Frage nach den betroffenen Körperstellen zeigte sie auf die Oberschenkelinnenseite, ihre Handgelenke und Fingerzwischenräume. Sie sagte, dass der Hautausschlag heute ziemlich wenig sei und am Oberschenkel die Rötung nicht immer da sei. Vor allem in den Fingerzwischenräumen sah man leicht gerötete Hautdefekte. Die typischen kommaförmigen Papeln waren nicht zu sehen. Auch keine Exkoriationen oder Papulovesikel. Diagnostisch ausschlaggebend war vor allem auch die Angabe der Patientin auf Nachfrage, dass der Juckreiz vor allem nachts auftrete.
Die Patientin wurde aufgeklärt, ihre Kleidung, Bettwäsche usw. bei über 60 °C zu waschen. Verordnet wurde Permethrin-Creme 5 % zur topischen Applikation.
Das Patientenzimmer wurde danach gründlich gereinigt und desinfiziert. Die Hände wurden gewaschen zur mechanischen Reinigung und anschließend desinfiziert.

Heute kam ein Mann mit „geschwollenem Ellenbogengelenk“, nachdem er beim Tischtennisspielen vor einer Woche darauf gestürzt war. Neben der Schwellung war das Gelenk schmerzhaft, jedoch nicht gerötet. Auch die Beweglichkeit war nicht eingeschränkt. Das Bild einer akuten Bursitis Olecrani war schön zu erkennen. Therapeutisch wurden Schmerzmittel und eine Ellenbogenbandage verschrieben, mit der Bitte, das Gelenk zu schonen und zu kühlen.

Ein Thema, welches diese Woche auch aktuell war, sind die „verspäteten Vorstellungen“ mit der Bitte um rückwirkende Krankschreibung. Teilweise aus mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen und teilweise aufgrund von Konsumerkrankung oder Migrationshintergrund, wenn das System evtl. noch nicht so verinnerlicht wurde. So oder so konnte dem Wunsch nicht immer (rechtliche Gründe) nachgegangen werden. Ohne es abwertig zu meinen, neben den Simulanten (kleiner Prozentsatz) ist es auf jeden Fall ein interessantes Thema, dem man sich in einer Allgemeinarztpraxis stellen muss.

Letzten Samstag war hier ein Fußballspiel der TSV Grafenau gegen 1860 München. Aus örtlicher Sicht ging es 0:10 verloren. Da ich selbst vor Ort war und vor allem in der zweiten Halbzeit bei den momentan hitzigen Temperaturen einen schattigen Platz hinter dem aktionreicheren Grafenauer Tor aufsuchte, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als diesen Mittwoch darauf ein Mann mit Dermatitis Solaris in die Sprechstunde kam, der sich die Beschwerden genau dort „eingehandelt“ hatte. Im Endeffekt kam er auf Bitten seiner Frau, da die Haut noch etwas gerötet war und nun schuppig war. Es folgte Beratung, die Haut mit feuchtigkeitsspendender Lotion zu versorgen und das nächste Mal auf UV-Schutz und Kopfbedeckung zu achten.
Die “Verflechtungen” sind in so einem kleinen Ort schnell gegeben. Ich hatte noch ein, zwei andere Patienten bei dem Fußballspiel gesehen. Oder man trifft öfter auf Patienten beim Einkaufen. Ob gut oder schlecht, muss jeder selbst für sich entscheiden, ich konnte mich da als Gesundheits – und Krankenpfleger schon immer gut abgrenzen. Man sollte sich darüber aber eventuell bewusst sein, wenn man in einem kleinen Ort arbeiten möchte…

Woche 8: 07.07. – 11.07.2025

Diese Woche war der sog. Journal Club. Hier werden interessante Studien von Ärzten aus der Region online besprochen und diskutiert. Als Student kann man hier gut die verschiedenen Denkweisen und Arbeitsansätze der Ärzte sehen. Vor allem auch wird gut erkenntlich, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Mehr als einmal fielen die Sätze „Wie macht/ wie behandelt ihr das denn?“ Beispielsweise bei bestimmter Symptomkonstellation bei Konjunktivitis geben manche Ärzte alsgleich gentamycinhaltige Augentropfen, während andere diese etwas zögerlicher einsetzen. Interessant hierbei war, dass antibiotikahaltige Augentropfen anscheinend die Ansteckungsgefahr für viral- und bakteriellbedingte Konjunktivitiden vermindern.
Auch interessant war, wie der Ausgang einer Studie zur Zoster-Impfung bzgl. möglicher Risikominderung für Demenz interpretiert und eingeordnet wurde. Der eine war positiv angetan, während der andere etwas zurückhaltender den Ausgang der Studie beurteilte.

Mit der Zeit wird der Umgang mit der Patientenkartei immer intuitiver und man scrollt sich immer schneller durch den Verlauf oder liest sich „schnell mal“ durch die verschiedenen Arztbriefe und Laborwerte. Hier findet man dann doch manchmal Zusammenhänge, welche in der Anamnese nicht ganz so zur Geltung kamen, evtl. vom Patienten vergessen oder nicht ganz eingeordnet werden konnten.

Eine Sache, die mir als Krankenpfleger bekannt ist, in der Praxissprechstunde aber nochmal in einem anderen Setting auffällt, ist der Zusammenhang zwischen Psyche und Krankheit. Z. B. Menschen, bei denen bestimmte Symptomkonstellationen wiederholt auftreten, in Situationen, die sie als belastend empfinden. Interessant ist auch, dass man manchmal einen Punkt anspricht oder vom Patienten selbst genannt wird und dieser dann plötzlich den Tränen nahe ist. Er hatte die Situation vorher auch schon dementsprechend als belastend geschildert und man hat ihn auch ernst genommen. Diese Regung verleiht dem Ganzen, so komisch es klingen mag, nochmal eine gewisse Authentizität bzw. zeigt einem ganz klar, welchen Impact die Situation auf den Patienten hat. Generell findet nicht selten die Belastung der zu pflegenden Eltern, der Tod eines nahestehenden Menschen, eines Haustieres oder die berufliche Konfliktsituation Erwähnung.

Woche 9: 14.07. – 18.07.2025

Eine Dame nach Cholezystektomie, welcher ich noch einmal den Bauch schallen durfte, zur Beruhigung, dass auch wirklich alles in Ordnung sei. Kleine Mückenstiche, welche kontrolliert werden sollen, ob es nicht doch eine Wanderröte oder etwas Schlimmeres sei. Die Frage nach der Borrelienserologie nach fraglichem Zeckenbiss. Ein kleiner Hautausschlag, der abgeklärt werden soll … Auf der einen Seite,
die etwas klaffende offene Wunde am Finger, deren Träger nur auf Drängen der Ehefrau vorstellig wurde. Der Mann mit Trommelfellriss, den es nicht so ganz interessiert, da er ja noch halbwegs hört. … Auf der anderen Seite. Alles ohne Urteil, aber sehr interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen und Grenzen bei den verschiedenen Menschen hier sind.

Interessante Fälle:
Eine Frau kam, um sich nach einem Embryonaltransfer krankschreiben zu lassen. Dies ist wichtig, um die Einnistung in der Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen und Komplikationen zu vermeiden. Der Mann sei gesund, sie aber habe eine genetische Vorbelastung, weshalb die Spermien des Mannes und die Eizelle einer Spenderin genommen wurden.

Mann mit Hypogonadismus, der zur Testosteronsubstitution kam. Die letzte i.m. Injektion ins Gesäß war in der Pflegeausbildung. Danach nur noch in den Oberarm. Folglich unter Aufsicht des Arztes, mit Aufsuchen der Crista iliaca anterior superior und der Eminentia cristii. Unter gutem Druck mit kurzen Pausen ließ sich das Testosteron gut applizieren. Der Mann war zufrieden und erzählte mir, dass ihm das Testosteron gut bezüglich der Libido und Potenz helfe.

Ein Mann kam zur präoperativen Untersuchung. Meist nur Formsache… Hier war das EKG aber auffällig gewesen mit gut zu erkennenden Vorhofflimmern. Der Mann war sichtlich enttäuscht, als ihm der Arzt sein „OK“ für die OP nicht geben wollte. Letztendlich wurden die Befunde mitgegeben, da der Patient am Nachmittag die Besprechung mit den Anästhesisten für die Knie-TEP hatte und die Situation so nicht akzeptieren wollte…

Eine Mutter kam mit ihrem Kind bei grippalem Infekt und zeigt Bilder von stammbetonter Urtikaria des Kindes am Vortag. Es wurde auch Paracetamol-Saft eingenommen. Am Vorstellungstag war der Ausschlag auch schon so gut wie verschwunden. Der AZ des Kindes war gut. Hier ging es vor allem um Aufklärung und Beruhigung. Die Bilder waren in der Ausprägung dennoch eindrücklich gewesen.

Woche 10: 21.07. – 25.07.2025

Ein Arzt hier ist recht gut im Sono, da er eine Weile in der Radiologie gearbeitet hat. Bei Patienten mit Verdacht auf tiefe Beinvenenthrombose wird folglich eine Kompressionssonografie gemacht. Mit dem Linearschallkopf am liegenden Patienten beginnt man unterhalb des Leistenbandes an der Vena femoralis communis. Die Darstellung erfolgt im Querschnitt. Hier wird auch ein Bild im „Split-Screen“ aufgenommen, einmal im komprimierten und einmal im unkomprimierten Zustand. Im Abstand von wenigen Zentimetern komprimiert man mit dem Schallkopf und „wandert“ so nach kaudal. In der Kniekehle wird nochmals ein Bild im „Split-Screen“ aufgenommen. Hier kann der Patient sitzen und seine Füße auf den gekreuzten Füßen des Untersuchers auflegen. Eine vorliegende Thrombose lässt sich so recht gut auffinden und sogleich in der gesamten Ausdehnung darstellen. Weiter kann man auch schauen, ob sich der Thrombus „nur“ im oberflächlichen Venensystem befindet. Eine unkomplizierte, nichtinvasive Untersuchung, welche man gut im Hausarztsetting durchführen kann.

Interessante Fälle:
Ein Mann kam nach OP eines Plattenepithelkarzinoms Stadium II am Ohr zum ersten Verbandswechsel, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Schon ein paar Mal gesehen, aber eindrücklich, wenn vor allem optisch auffällige Bereiche, wie das Ohr, betroffen sind. Versorgt wurde die Wunde mit einem Distanzgitter, Zetuvit und FixomullStretch.

Erfahrungsbericht einer Dame mit SAB. Sie erzählte, dass sie nach einer befundlosen Abklärung des HNO`s und ihres Zahnarztes bei Druckschmerz hinter dem Auge/infraorbital in der Praxis vorstellig wurde. Folglich wurde sie zum MRT überwiesen mit dem Ergebnis eines ca. 0,5 cm großen Aneurysmas. Sie schilderte, dass letztendlich ein Operationsrisiko von 5%, einem 3%igen Risiko einer Ruptur gegenüberstand. Sie entschied sich also gegen eine Operation und konnte den Gedanken an ihr Aneurysma erfolgreich verdrängen. Problematisch wurde es, als sie beim Besuch ihrer Freundin starke Kopfschmerzen verspürte und es ihr plötzlich „sehr komisch“ und schlecht ging. In der Notaufnahme schilderte sie auch ihre Übelkeit und Erbrechen und wurde von der dortigen Ärztin abgewiesen, da diese Symptomatik nur für den Allgemeinarzt im Haus sei. Letztendlich ging sie wieder nach Hause und einen Tag später wieder in die Notaufnahme. Es wurde eher ein Gallensteinleiden vermutet bis irgendwann dann doch ein Neurochirurg „vor ihr stand“. Die Operation war erfolgreich und es ging auf eine anschließende Reha.

Woche 11: 28.07. – 01.08.2025

Die Dame mit Embryonentransfer war erneut vorstellig, sie zeigte mir mehrere kreisrunde Rötungen auf ihren Oberschenkeln beidseits. Sie sagte, dass sie nun in der fünften Woche schwanger sei und der Transfer geklappt habe. Da das Progesteron vaginal nicht ausreichend war, hatte sie Progesteron per Injektion in den Oberschenkel bekommen. Es wurde Advantan-Creme verschrieben.

Ein Herr mit Schmerzen und leichter Ausbuchtung in der Leistengegend stellte sich vor. Im Ultraschall sah man schön den Darminhalt an nicht physiologischer Stelle. Es gab eine Überweisung Richtung Chirurgie.
Eine Frau hatte eine kleine Pustel am Fuß. Sie wurde mit einem kleinen Einstich eröffnet und entleert. Folglich desinfiziert und mit Pflasterverband versorgt.
Hausbesuch bei zwei älteren Damen, die sich (auch mit Humor) darüber „beschwert“ hatten, dass sie sich beim Time-up-and-go-Test und beim Uhrenzeichnen „blöd“ vorkamen. Da sie noch recht „rüstig“ sind, nachvollziehbar, aber vor allem auch ein Zeichen, wie gut man solche Dinge erklären und umsichtig bei der Durchführung sein sollte.

Junge Frau mit Zustand nach NET. Wiederholt vorstellig wegen Thorakodynie. In der Praxis war das EKG unauffällig gewesen. Das Röntgen-Thorax war auch vollkommen unauffällig. Sie hatte weiterhin Angst, es könne u.a. ein Tumorrezidiv dahinterstecken. Im Laufe des Gesprächs konnte man schön sehen, wie die „aufgeregte“ junge Frau mit stetiger Darstellung der Fakten, Erfahrungslage und Provokation des Schmerzes durch Druck letztendlich sichtbar beruhigt die Praxis verließ

Urlaub

Woche 13: 11.08. – 15.08.2025

Kurze Woche, da Montag noch frei und Freitag ein Feiertag war.
Am Donnerstag hatte ich einen Tag bei einer Hautärztin in der Region hospitieren dürfen.
Interessante Fälle/Dinge:
Lehrbuchmäßig wird immer das Auftreten von Basaliomen an sonnenexponierten Stellen, vor allem im Gesicht und insbesondere an der Nase beschrieben. An dem Tag wurden insgesamt 5 Basaliome bei jeweils verschiedenen Patienten entfernt. 2 Basaliome davon an einer unteren Extremität und eines bei einem 31-jährigen Mann an der thorakalen Flanke. Auf die Situation angesprochen, erwiderte die Hautärztin, dass dies im Alltag nicht ungewöhnlich sei und Sie diese Lehrbuchdarstellung erfahrungsgemäß nicht ganz teilen könne. Sie erwähnte noch einen Fall einer jungen Frau, welche in der Bikinizone ein Basaliom hatte. Die Patientin hatte auch versichert, dass es dort soweit nie zu einer Sonnenexposition kam.

Junge Frau mit Neurodermitis: Sie war etwas „unzufrieden“ mit der topischen Cortisontherapie. Folglich wurde ein Versuch mit Tacrolimus gestartet. Die Patientin wurde darüber aufgeklärt, dass es bei Alkoholkonsum zu Rötungen am Körper kommen könne, dies aber unbedenklich sei. Dies war auch wichtig, da anscheinend schon öfters besorgte Menschen in der Notaufnahme vorstellig waren, aufgrund von z. B. Rötungen an den Augenlidern nach Alkoholkonsum bei Tacrolimus-Einnahme.

Junge Frau mit allergischer Hautreaktion nach McDonalds-Pommes: Sie berichtete, schon zweimal nach dem Essen von McDonalds-Pommes einen Ausschlag bekommen zu haben. Nicht aber nach dem Genuss normaler Kartoffeln oder Kartoffeln aus der Heißluftfritteuse. Es wurde ein Pricktest gemacht, der komplett negativ war. Folglich wurde die Dame an die Uni München überwiesen, um dort eine „Blindverkostung“ zu machen, bei der die Pommes einem geschmacksintensiven Brei beigemengt werden und getestet wird, ob sie auch dort, ohne zu wissen, in welchem Brei das vermutliche Allergen versteckt ist, einen Ausschlag entwickelt. Weiter bekam die Frau ein Notfallset und der Umgang mit dem Adrenalinpen wurde geübt.

Botox: Es kamen an dem Tag 2 Frauen zur kosmetischen Behandlung mit Botox. Es wurde ein neues Präparat verwendet, welches ca. 6 Monate statt nur 3 wirken soll. Bei gleichen Kosten. Auch enthält es keine tierischen Proteine zur Stabilisierung mehr (weniger Tierversuche). Laut der Ärztin liegt die Kunst der Behandlung darin, dass ein zufriedenstellendes kosmetisches Bild entsteht, ohne dass die Patienten morgens beim Frühstück ihren Kaffee „versabbern“. 😉

Woche 14: 18.08. – 22.08.2025

Diese Woche habe ich einen Tag bei einem Kinderarzt hospitiert:
Interessante Dinge / Fälle:
Er hatte eine Plusoptix-Maschine, ein binokulares Autorefraktometer, das vor allem für die frühzeitige Erkennung von Sehstörungen bei Kindern und Säuglingen entwickelt wurde. Es misst berührungslos und erkennt gängige Sehstörungen wie Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit, Astigmatismus, Ungleichsichtigkeit, Anisokorie und Fehlstellungen. Die Messung dauert nur wenige Sekunden und ist somit stressfrei für das Kind.
Da bei der MMRV-Kombinationsimpfung ein etwas erhöhtes Risiko für fieberbedingte Krampfanfälle vorkommt, wird in dieser Praxis Varizellen getrennt von MMR geimpft. Außerdem wurde jedes Kind vor der Impfung untersucht. Es wurde der Rachen inspiziert und eine Otoskopie vorgenommen, um eine Infektion und somit Impfkomplikationen auszuschließen.
Ein Junge hatte eine Entzündung am Finger. Außerdem hatte er sich vor ein paar Jahren eine großflächige Verbrennung an diesem Arm durch heißes Teewasser zugezogen. Damals kam es zu Hauttransplantationen und zum Einsatz von Laser aufgrund von Wundheilungsstörungen. Er hatte einen gut tastbaren Lymphknoten in der Axilla. Die Mutter meinte, dass er diesen schon zweimal hatte, jeweils bei kleineren Läsionen an diesem Arm. Zur Sicherheit gab es Amoxiclav.
Ein Kind kam zum Pricktest aufgrund allergisch bedingter Beschwerden. Hier waren sehr schön einige Atopiezeichen zu sehen, z. B. Dennie-Morgan-Falten kaudal des unteren Augenlides und periorbitale Schatten. Für das Hertoghe-Zeichen zeigte der Kinderarzt lächelnd auf seine eigenen Augenbrauen. 😉
Bei einem Kind sah man bei der Otoskopie schön die Titan-Paukenröhrchen zur Belüftung des Mittelohres. Titan wird oft als länger haltbares Röhrchen eingesetzt, da es gut biokompatibel und stabil ist. Kunststoff wird zwar weitaus häufiger eingesetzt, wird aber nach Wochen bis einigen Monaten vom Trommelfell abgestoßen. Titan ist im Gegensatz zu Goldröhrchen auch gut MRT-geeignet.

Woche 15: 25.08. – 29.08.2025

Am Montag bekam die Praxis einen Anruf aus einer Pflegeeinrichtung. Eine Dame habe ein „rötlich entzündetes Bein“. Da die Ärztin allein in der Praxis war, ging ich alleine zum Hausbesuch. Fragestellung: Erysipel, TVT oder Phlegmone.
Vor Ort sah man eine gut gelaunte Dame mit einem flächigem Erythem am rechten Unterschenkel, welches sich von kaudal der Patella bis zum OSG erstreckte. Hautläsionen waren auch in den Zehenzwischenräumen nicht feststellbar. Von der Blickdiagnose her war das Erysipel gut erkennbar. Die Umfangsdifferenz beider Oberschenkel war gleich. Es gab keine Indurationen, keine eindrückbaren Ödeme. Die Dame war am Rollator noch mobil und hatte keine bekannte Tumorerkrankung. Mayer-, Payer- und Homann-Zeichen waren negativ. Zur Therapie gab es nach Befundübergabe Penicillin.

Nochmal rückblickend zu den Hospitationen bzgl. der Organisation des Praxisalltags: Interessant sind die verschiedenen Herangehensweisen. Hier im Praxisverbund ist man als Arzt alleine im Zimmer mit dem Patienten und dokumentiert Anamnese, Befunde und Therapie selbstständig. Danach gibt man die „Anordnungen“ mündlich oder per Spickzettel an die MTA´s weiter. Beim Kinderarzt war immer eine MTA mit im Zimmer, welche sogleich mitdokumentierte und folglich gleich Bescheid wusste, was weiter zu tun war. Bei der Hautärztin war manchmal eine MTA mit im Zimmer und manchmal nicht, je nach Beschäftigungsgrad. Was ich hier sehr praktisch fand, ist, dass in jedem der vier Behandlungszimmer ein Drucker und Rezepte in Griffnähe standen und die Ärztin manchmal schnell selbstständig die Rezepte ausdruckte und sich so teilweise Wege und Übergaben und trotz der „Mehrarbeit“ folglich auch Zeit sparte. Auch wurden die Patienten so gesetzt, dass Sie einfach immer ein Zimmer durch eine Verbindungstür weiterging. Sie rotierte „blind“ einfach immer im Kreis, ohne im PC nachsehen zu müssen, wo sie als Nächstes hin musste.

Hausbesuch: Ein Mann war aus seinem Bett gefallen und zurück aus dem Krankenhaus. Er hatte einen Cut über dem rechten Auge und einen Nasenbeinbruch. Bei der Einschätzung der Gesamtsituation fiel ein großflächiges Hämatom im linken Hüftgelenksbereich auf. Das Bein war schmerz- und spastikbedingt in Hüft- und Kniegelenk etwas gebeugt und kaum auf Streckung zu bringen. Leistendruckschmerz bestand nicht. Trochanterdruckschmerz und Schmerz bei Rotation lagen vor. Beim Stauchen konnte auch kein Schmerz provoziert werden. Da im Entlassungsbericht nur ein CT des Schädels gemacht wurde und weder das Hämatom noch ein Röntgen der Hüfte erwähnt wurde, musste der Mann nochmals per Sanka ins Krankenhaus gebracht werden.

Es kam ein 90 Jahre alter Mann wegen Knieschmerzen. Das Knie war leicht geschwollen. Anamnestisch zeigte sich auch eine Überbelastung, da er vor ein paar Tagen „zuviel gewerkelt“ hatte. Letztendlich hatte er auf der Arbeit u. a. an dem Tag Autoreifen gewechselt und bat zuletzt auch um eine AU, da er dort noch für einige Stunden die Woche angestellt sei.

Woche 16: 01.09. – 05.09.2025

Letzte Woche und auch eine kurze Woche, da ich Donnerstag und Freitag frei habe.

Rückblickend kann ich für gewillte Allgemeinmediziner das Tertial empfehlen. Wenn ich so mit meinen Kollegen aus der Uniklinik spreche, lohnt sich das Tertial für jeden, der vermehrt Praxiserfahrung sammeln möchte.
Wenn man sportlich aktiv ist oder Wandern mag, bietet die Umgebung zahlreiche Möglichkeiten.
Der Dialekt war bisher für keinen Studenten ein wahres Hindernis. Habe hier im PJ z. B. auch Ruhrpottler Studenten kennengelernt, welche nach ein paar Tagen über ein paar Begriffe und Situationen schmunzeln mussten, in denen sie nicht sogleich verstanden haben. Das war’s dann aber auch schon.
Beste Grüße und auf Wiederschaun! 😉

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