
Theres Fuchs
Praktisches Jahr
21.11.2016 – 12.03.2017
Mein Name ist Theres Fuchs, ich studiere an der Universität Jena (Thüringen) und schreibe hier, wie auch die Studenten vor mir, ein kleines Tagebuch über die Zeit als PJ-lerin in der Allgemeinarztpraxis Bayerwald. (21.11.2016 – 12.03.2017)
Bisherige Berufserfahrungen:
Mit dem Abschluss des 2. Staatsexamens in Medizin im Oktober 2016 beginnt im November für mich das Praktische Jahr. Das erste Tertial, und damit der Beginn meines praktischen Jahres, ist mein Wunschtertial Allgemeinmedizin in der Praxis von Dr. Blank. Bisher habe ich bereits eine Famulatur in der Allgemeinmedizin, in der Kardiologie, in der Orthopädie sowie Neurochirurgie und zwei Famulaturen im Ausland (Frankreich und Malta) absolviert.
Mit dem Medizinstudium in Jena habe ich direkt nach dem Abschluss der Hochschulreife begonnen, da ich bereits seit der 8. Klasse den Wunsch hatte Medizin zu studieren, um einmal „Hausarzt“ zu werden.
Intentionen, Wünsche und Ziele für das allgemeinmedizinische Tertial:
Wie bereits erwähnt, besteht mein Berufswunsch Allgemeinmedizinerin zu werden schon seit der Schulzeit und hat sich im Laufe meines Studiums über 5 Jahre immer mehr verfestigt.
Für mich ist die Tätigkeit in der Allgemeinmedizin unheimlich wichtig, denn die erste Anlaufstelle für alle Patienten, egal welche Probleme sie haben, ist meist die Praxis des vertrauten Hausarztes. Die damit verbundene Vielfältigkeit an verschiedenen Erkrankungen, Anliegen sowie des Patientenkollektivs macht das Fach so spannend und interessant für mich.
Wie ein „Detektiv“ möchte ich gern anhand der Symptome der Patienten herausfinden, welche Erkrankungen diese verursachen könnten und eine geeignete Therapie dazu finden.
Das Schönste an diesem Beruf ist für mich die Tatsache, dass ein Allgemeinmediziner nicht nur eine Erkrankung des Menschen sieht und behandelt, sondern den Patienten als Gesamtes betreut, inklusive des familiären und sozialen Umfeldes. Natürlich wird sich das klassische „Generationsbetreuen“ bis ans Lebensende erst nach einigen Jahren Praxis einstellen, doch ich freue mich schon jetzt darauf.
Die Praxis von Dr. Blank ist mir durch das Weiterbildungsanbot und das Engagement junge Ärzte zu fördern, besonders aufgefallen. Als ich letztes Jahr im Dezember die Praxis etwas kennenlernen durfte, war ich mir schnell sicher, hier den ersten Teil meines Praktischen Jahres gern zu verbringen.
In den Monaten, die ich hier sein werde, möchte ich gern einen Einblick in den Alltag eines Allgemeinmediziners bekommen: Welches sind die häufigsten Erkrankungen mit denen man als Hausarzt konfrontiert wird? Was sind seltene Erkrankungen, die man trotzdem erkennen und behandeln muss? Was gehört noch zu den Aufgaben eines Hausarztes?
Ich freue mich auf die Zeit in der Praxis im Bayerischen Wald und hoffe hier viel sehen und lernen zu können!
1. Woche
Als ich Sonntagabend in Kirchberg im Wald ankam, war ich sehr aufgeregt, was mich in den nächsten Wochen erwarten würde. Die Wohnung, die von der Praxis gestellt wird, ist sehr schön eingerichtet und ich fühlte mich dadurch gleich sehr wohl. Den Studenten vor mir ist es sehr gut gelungen, die Wohnung mit allem nötigen, was man täglich braucht, einzurichten. Vor allem der Ausblick über Kirchberg mit den Bergen im Hintergrund ist super.
In der ersten Woche habe ich die 3 Praxen von Dr. Blank kennen gelernt und das jeweilige Team vor Ort. Er hat mich in der Wohnung abgeholt und mich mitgenommen, zu den ein paar Orte weiter entfernten Praxen. Zu der Praxis in Kirchberg kann man gut zu Fuß gehen und braucht etwa 10 Minuten. Der Rückweg zieht sich etwas mehr, weil es steil bergauf geht, damit hat man aber gleich auch etwas Bewegung.
Dr. Blank hat mich am ersten Tag erst einmal zusehen lassen, sodass ich mir einen Einblick verschaffen konnte. Ab dem 2. Tag konnte ich selbst zu den Patienten hineingehen, Anamnesegespräche führen, sie körperlich untersuchen und im Anschluss Dr. Blank präsentieren. Ich wurde schon in der ersten Woche mit jedem Patienten etwas sicherer.
Einmal habe ich auch schon ein bisschen mit dem Sonogerät etwas experimentiert.
Montag gab es ein Seminar über Skype zum Thema Diarrhö, bei dem sich die Ärzte der Praxen konstruktiv unterhalten und jedes Mal über ein anderes Thema diskutieren. Diese Art der Seminare finden immer montags nach der Vormittagssprechstunde für eine Stunde statt. Ich finde dieses Konzept sehr spannend und konnte in diesem ersten Seminar schon eine Menge lernen, nicht nur rein theoretisch, sondern auch Praxisrelevante Dinge.
Mittwochabend bin ich mit Dr. Blank zu einem Seminar zum Thema Antibiotika, welches er gehalten hat, in das Krankenhaus in Viechtach gefahren. Das Seminar war sehr interaktiv und hat sogar Spaß gemacht.
Es gibt in Kirchberg 2 Einkaufsläden (Norma, Edeka), die nicht weit weg von der Praxis sind und theoretisch auch zu Fuß zu erreichen. Ansonsten ist der Ort sehr überschaulich und hübsch gelegen. An Freizeitaktivitäten habe ich die erste Woche noch nicht viel unternommen.
Es gefällt mir hier, trotz der weiten Entfernung von Zuhause, wirklich gut. Bis jetzt waren alle sehr nett zu mir und ich bin froh so lieb von allen aufgenommen wurden zu sein. Ich freue mich schon jetzt auf die nächsten Wochen und darauf möglichst viel hier zu lernen
2. Woche
Die 2. Woche ist nun um und ich habe wieder sehr viel lernen und sehen können. Ich werde immer sicherer im Präsentieren von Patienten und weiß oft schon welche Diagnostik und Therapie folgt. Diese Woche waren auch einige Kinder in der Sprechstunde, sodass ich auch die klinische Untersuchung an Kindern etwas lernen konnte. Ich merke immer wieder wie schwierig es manchmal ist, gerade „banale“ Sachen zu erkennen und zu behandeln, wenn man diese noch nie gesehen hat. Man neigt dazu, zu viel Diagnostik zu machen aus Angst es könnte doch etwas Schlimmeres dahinterstecken, oft ist das anhand einiger Anamnesen jedoch gar nicht nötig.
Was mir diese Woche noch mehr bewusstgeworden ist – wie wichtig Weiter- und Fortbildungen sind. Es gibt ständig neue Erkenntnisse in der Wissenschaft, welche Therapien verbessern und/oder patientenfreundlichere Wege eröffnen, die man ohne die richtigen Quellen gar nicht mitbekommen würde. Aber vor allem ist es wichtig auch mit seinen Kollegen zu reden, wie diese in bestimmten Situationen entscheiden und mit gutem Gewissen therapieren, wenn man sich selbst eher unsicher ist. Man kann von seinen Kollegen wirklich viel lernen und auch ihnen weiterhelfen, denn jeder hat seine Bereiche in denen er gut ist und auch interessiert ist. Am Dienstagabend konnte ich bei so einem Gespräch dabei sein. Es trafen sich mehrere niedergelassene Allgemeinmediziner und sprachen über Fragen, die sich im Alltag ergeben hatten. Ich finde diese Art der Weiterbildung einfach super und auch beeindruckend, da es so etwas nicht oft gibt.
Am Freitagabend war ich zur Weihnachtsfeier der Praxis eingeladen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Es war ein sehr schöner Abend mit tollem Essen.
Samstag habe ich Dr. Blank freiwillig bei seinem KV-Dienst begleitet und bin mit ihm einige Hausbesuche gefahren, was sehr spannend war. Es ist toll wie sich manche Patienten riesig freuen, wenn der Arzt zu ihnen nach Hause kommt, auch wenn es nur 5 Minuten sind.
Das war es erst einmal wieder. Bis nächste Woche.
3. Woche
Es war eine schöne Woche, in der ich nicht nur wieder vieles in der Praxis sehen und lernen konnte, sondern auch außerhalb des Praktikums viel unternommen habe.
Ich habe diese Woche meine ersten Impfungen gesetzt und war am Freitag in Deggendorf bei einem niedergelassenen Orthopäden. Gerade an diesem Tag kamen viele Patienten mit unterschiedlichen, sowie seltene Erkrankungen in die Praxis und ich konnte so verschiedene orthopädische Krankheitsbilder kennenlernen. Der Arzt war sehr nett und bemüht, mir trotz der vielen Patienten, einiges zu erklären.
Zudem war ich diese Woche mit der Praxismitarbeiterin Steffi auf Hausbesuchen. Es hat Spaß gemacht und es war interessant zu sehen, wie die Patienten mit ihren Erkrankungen leben und im Alltag zurechtkommen.
Mittwochabend war ich im Kino in Zwiesel, welches 20 Minuten mit dem Auto entfernt ist. Am Wochenende habe ich einen Ausflug nach Passau gemacht und dort den Weihnachtsmarkt besucht. Auch wenn das Wetter leider nicht so schön gewesen ist, hat es sich trotzdem sehr gelohnt Passau zu besichtigen.
Sonntagabend war ich auf einem mittelalterlichen kleinen romantischen Weihnachtsmarkt in einem Waldgebiet bei Schweinhütt. Er ist nicht ohne Grund, als einer der 10 schönsten mittelalterlichen Weihnachtsmärkte Deutschlands ausgezeichnet worden. Ich kann einen Besuch dort sehr empfehlen.
An einem Tag bin ich auf einem Waldwanderweg zum Rachel-Bergsee gewandert, wobei man super die Natur genießen konnte.
4. Woche
Mit jeder Woche werde ich sicherer im Umgang mit Patienten und Ihren Erkrankungen. Ich habe diese Woche zum ersten Mal eine Mittelohrentzündung gesehen, welche man heute nicht mehr sofort mit Antibiotika behandelt, auch wenn es eine sehr schmerzhafte Erkrankung ist.
Zudem kamen wieder viele Patienten mit Erkältungen und Magen-Darm-Beschwerden, was zurzeit wieder herumgeht. Ich habe gelernt, dass man gerade bei Erkältungen sehr sparsam mit Antibiotika umgehen sollte, da meist ein viraler Infekt dahintersteckt und nur in seltenen Fällen eine bakterielle Entzündung, die mit Antibiotika behandelt werden sollte. Indem man den Patienten sagt, dass sie sich wieder vorstellen sollen, falls es schlimmer wird trotz Ibuprofen, Nasenspray und Inhalieren lässt man sich die Option des Antibiotikums offen. Es ist erstaunlich, wie wenig Patienten sich erneut in der Sprechstunde vorstellen. Was mir neu war ist, dass auch bei Blasenentzündungen nicht gleich ein Antibiotikum gegeben werden muss, sondern Studien gezeigt haben, dass mit Ibuprofen die Beschwerden auch nur einen Tag länger dauern, als mit einem Antibiotikum.
Auch diese Woche habe ich weiter an meinen Fertigkeiten beim Ultraschall gearbeitet und kann mittlerweile die Schilddrüse ganz gut schallen und eventuell vorhandene Knoten (wie sie bei jedem 2. Menschen vorkommen und meist harmlos sind) erkennen.
Einmal war ich die Woche hier in Kirchberg wandern und habe Pizza in der Pizzeria unter der Praxis gegessen, die sehr lecker war.
5. Woche
Diese Woche habe ich sehen können, dass man nie planen kann, wie viele Patienten in die Sprechstunde kommen werden. Am Montag kamen sehr viele Patienten, wohingegen es Dienstag dann nur etwa halb so viele waren. Aber gerade, wenn es sehr stressig ist, sollte man darauf achten, dass man keine schweren Erkrankungen übersieht und sich trotz allem Zeit für jeden einzelnen Patienten nimmt.
Als es in der Praxis mal etwas ruhiger war, bin ich mit Dr. Blank nochmal die abwendbar gefährlichen Verläufe, das abwartende Offenlassen und die Klassifizierung in Symptom, Symptomgruppe, Bild einer Krankheit und definitive Diagnose durchgegangen. Gerade in der Allgemeinmedizin, aber auch oft in anderen Fachbereichen, ist es oft kaum möglich eine definitive Diagnose zu stellen. Meist ist es ein Symptomkomplex, den man als erfahrener Arzt einem bestimmten Krankheitsbild zuordnen kann. Für die meisten Patienten spielt es auch keine Rolle, was genau sie haben, sondern viel mehr, dass es nichts Schlimmes ist. Darin liegt eine Aufgabe des Allgemeinmediziners: die gefährlichen Erkrankungen zu erkennen und sie zu behandeln oder zum Facharzt zu überweisen.
Diese Woche hat sich Dr. Blank mit mir zusammengesetzt, hat mir ein Feedback gegeben und mit mir mein Curriculum angeschaut, damit ich all das was ich mir vorgenommen habe auch lerne. Außer s.c. und i.m. Spritzen konnte ich mein Curriculum für die ersten 5 Wochen erfüllen.
In der Montagsfortbildung ging es diese Woche um Erbrechen, was zur Zeit sehr gut in den Praxisalltag passte, da sehr viele Patienten mit Gastroenteritis in die Sprechstunde kamen.
Spannend war auch das Treffen diese Woche mit 4 Bürgermeistern aus der Umgebungen, denen Dr. Blank sein Praxiskonzept zur langfristigen Patientenversorgung vor Ort erklärte (www.gute-aerzte.bayern).
In meiner Freizeit habe ich diese Woche nicht viel machen können, da ich mir einen der Erkältungsviren eingefangen hatte.
7. Woche
Da ich letzte Woche über Weihnachten und Neujahr frei hatte, habe ich über die 6. Woche kein Tagebuch geschrieben.
Diese Woche war ich einen Tag bei einer Demenzberaterin. Ihre Aufgabe besteht darin, sich mit alten, kranken Menschen zu beschäftigen und ihnen damit etwas Freude und Abwechslung in ihr Leben zu bringen. Zudem macht sie mit ihnen Gedächtnistrainings, gymnastische Übungen und spielt mit ihnen Spiele. Die Patienten hatten sehr viel Spaß daran und man konnte richtig sehen, wie fröhlich sie dieses einmal in der Woche stattfindende Treffen macht. Wir haben dann auch alle zusammen gekocht und gegessen, was mir auch viel Spaß gemacht hat. Ich wusste nicht, dass es so etwas überhaupt gibt und finde dieses Konzept super. Damit kommen die alten Patienten mal aus ihren vier Wänden heraus und treffen auf andere Leute, die ähnliche Beschwerden haben wie sie selbst und lernen spielerisch sich zu konzentrieren, zu erinnern und ihre Fingerfertigkeiten zu erhalten.
Patienten, die nicht mehr in der Lage sind, zu den Treffen zu kommen, werden zu Hause betreut.
Im Praxisalltag werde ich mit jeder Woche sicherer, auch beim Ultraschall werde ich besser und konnte diese Woche Gallensteine sicher erkennen.
Ich merke immer wieder, dass einige Krankheitsbilder wirklich häufig in der Praxis vorkommen. Oft weiß man schon anhand der Anamnese, was der Patient hat und was zu tun ist. Natürlich denke ich auch immer an die abwendbar gefährlichen Verläufe, doch vor allem dann, wenn die Symptome unklar sind, irgendwie nicht zusammenpassen oder der Patient sie als ungewöhnlich wahrnimmt.
Seit dieser Woche sind zudem zwei neue Assistenzärzte in den Praxen und wir waren zum ersten Mal in der seit 1.1.17 dazugehörenden vierten Filialpraxis der Bayerwaldgemeinschaftspraxis.
8. Woche
In der vergangenen Woche habe ich an einer LIA-Sitzung teilnehmen dürfen. Dort wurden alle Patienten, die gerade in dem LIA-Projekt unter den Pflegekräften, dem Physiotherapeuten, den MFAs und den Ärzten besprochen. Am darauffolgenden Tag konnte ich dann mit Waltraud zusammen ein geriatrisches Assessment mit einer der LIA-Patientinnen durchführen. Auch bei den Hausbesuchen mit Steffi diesen Dienstag haben wir einige geriatrische Assessments mit den Patienten durchgeführt. Auch das Management der Diabetes mellitus Patienten, welche von Petra betreut werden, konnte ich diesen Donnerstag etwas kennenlernen. Dabei bin ich mit Petra zusammen auf Hausbesuche gefahren und wir haben diabetische Füße versorgt.
Diesen Mittwoch habe ich einen Tag beim HNO Arzt in Grafenau hospitiert. Es war dort sehr spannend, vor allem, weil ich außerhalb der Uni noch keinen Kontakt zur HNO hatte und bis dahin nicht wusste, wie ein niedergelassenen HNO Arzt arbeitet.
Diese Woche konnte ich auch wieder mehrere Sonografien bei Patienten durchführen sowie meine Fertigkeiten im Untersuchen der Patienten verbessern, dabei übte ich diese Woche vor allem die neurologische Untersuchung. Die Auskultation der Lunge ist manchmal immer noch etwas schwierig zu interpretieren, doch ich hoffe, dass dies im Laufe der Zeit noch besser werden wird.
Diese Woche habe ich zum ersten Mal einen Patienten gesehen, der nach einem kleinen Verkehrsunfall in die Praxis kam mit Nackenschmerzen und habe gelernt, dass es dabei sehr wichtig ist, den Patienten komplett zu untersuchen, da oft Verletzungen vom Patienten nicht bemerkt werden.
Ansonsten habe ich mich diese Woche mit der Leitlinie „Kreuzschmerz“ beschäftigt und über die Aussagekraft klinischer Untersuchungen einer tiefen Beinvenenthrombose.
Am Montag in der Weiterbildung ging es diese Woche um Mundwinkelrhagaden.
Diese Woche ist mir besonders aufgefallen, dass einige Patienten mich bereits kennen und dadurch viel herzlicher empfangen, wenn ich zu ihnen ins Zimmer hineinkomme, oder mich sogar schon auf dem Flur freundlich Grüßen. Das empfand ich als sehr angenehm und ich glaube, dass es auch für die Patienten schön ist, wenn man sich noch an sie erinnert. Zudem, musste ich manchmal nicht mal mehr auf die Akte schauen für den Namen oder wusste sogar noch, weswegen die Patienten beim letzten Mal gekommen waren.
9. Woche
Diese Woche habe ich wieder mehrere Male Impfungen durchführen dürfen und habe zum ersten Mal i.m. nach Hochstetter spritzen können.
Ich habe diese Woche wieder Gallensteine bei einer Patientin entdeckt, die wegen gelegentlicher krampfartiger Bauchschmerzen einige Zeit nach dem Essen in die Praxis gekommen war.
Am Montag in der Fortbildung diskutierten wir über den Umgang mit schreienden Säuglingen, was ich als sehr interessant fand, da ich bisher noch keine Erfahrungen mit kranken Säuglingen habe.
Am Dienstag konnte ich bei einem niedergelassenen Internisten hospitieren. Dort habe ich einige Karotis-Doppler sowie Herzechos sehen können. Dies war eine gute Wiederholung für mich, da ich schon einiges, was ich in meinen Famulaturen auf der Kardiologie gelernt habe, schon wieder vergessen hatte.
Ich war zudem wieder mit auf Hausbesuchen, bei denen ich die Patienten immer mehr kennenlerne und zum Teil sie auch mich schon kennen, was ich als sehr angenehm empfinde.
Zudem habe ich auch diese Woche wieder gemerkt, dass gerade Hauterkrankungen für mich oft Rätsel aufkommen lassen. Diese Woche war wieder eine Patientin mit juckenden stammbetonten feinfleckigen Ausschlag da, ohne erkennbare Ursache. Eine andere Patientin hatte kleine juckende und nässende Hautveränderungen im Kopfhaar, wieder ein anderer Patient hatte kugelige Verhärtungen direkt unter der Haut, was ich alles so noch nie gesehen hatte.
Diese Woche hat sich Dr. Blank wieder mit mir zusammengesetzt, da der 2. Monat um war und wir geschaut haben, ob ich mein Curriculum für die letzten 4 Wochen erfüllen konnte. Mit meinem Curriculum bin ich gut im Plan und konnte auch die letzten 4 Wochen wieder viel lernen und sehen.
10. Woche
In der vergangenen Woche habe ich zum ersten Mal eine richtige Leichenschau sehen können, bei einem Patienten, den ich vorher lebend kannte. Es war eine sehr emotionale Erfahrung für mich. Das ist etwas, worauf ich auch gern verzichten könnte, aber ich weiß auch, dass es zur Medizin dazu gehört. Ich empfand es auch als sehr schwierig, die richtigen Worte gegenüber den trauernden Angehörigen zu finden.
Im Weiteren konnte ich diese Woche wieder verschiedenste Erkrankungen der Patienten kennen lernen, zum Beispiel: eine geplatzte Baker-Zyste. Ich konnte wieder Impfen, wobei ich mich erneut kurz überfordert fühlte, als ein Patient 2 Impfungen bekommen sollte und ich nicht wusste, dass man beide in einen Arm geben darf (etwas voneinander entfernt).
Ich konnte außerdem mit einem der Assistenzärzte diese Woche wieder viele Hausbesuche fahren und habe dabei zum ersten Mal, bei einer aus dem Krankenhaus entlassenen Patientin, einen Abszess von einer Braunüle gesehen. Ich habe auch gelernt, dass es sehr schwierig sein kann, zwischen dringenden und nicht dringenden Hausbesuchen zu unterscheiden.
Am Donnerstag konnte ich für einen Tag beim Physiotherapeuten hospitieren und einen kleinen Einblick in den Tagesablauf eines Physiotherapeuten bekommen. Es ist schon ein enger Zeitplan mit 3 Patienten pro Stunde a 20min Behandlungsdauer, den die Therapeuten einhalten müssen. Da ist nicht viel Zeit für eine genaue Beschreibung der Beschwerden und die Therapeuten sind auf die Diagnose auf dem Rezept angewiesen.
Donnerstagabend gab es eine Abschieds- und Einstandsbrotzeit der Assistenzärzte in einer der Praxen, was mir wieder zeigte, wie harmonisch das Miteinander in den Praxen zwischen den Ärzten und Mitarbeiterinnen ist.
11. Woche
Am Montag bin ich zwischen den Sprechstunden wieder mit einem der Assistenzärzte auf eine Hausbesuchstour gefahren. Auch am Mittwoch bin ich noch einmal mit Steffi zu verschiedenen Hausbesuchen gefahren.
Im Ultraschall kann ich bei den meisten Patienten nun auch das Pankreas erkennen und konnte auch diese Woche wieder Gallensteine bei 2 Patienten finden. Im Auskultieren der Lunge bekomme ich zunehmend etwas mehr Sicherheit. Auch das Befunden von Blutuntersuchungen fällt mir mittlerweile etwas leichter, denn nicht jeder vom Normwert abweichende Wert muss pathologisch sein und behandelt werden. Zudem kommt es auch sehr auf die Dynamik der Werte im Verlauf an.
Zudem habe ich diese Woche wieder gemerkt, wie schwierig es ist, Medikamente, welche nicht zwingend notwendig sind, wieder abzusetzen. Dabei ist es gerade bei den alten Menschen wichtig, dass diese nicht zu viele verschiedene Medikamente einnehmen und wirklich nur diese, die unbedingt notwendig sind. Außerdem nehmen manche Patienten Medikamente ein, die sie beispielsweise vor Jahren verschrieben bekommen haben und vielleicht heute gar nicht mehr verschrieben werden würden.
In dieser Woche habe ich auch wieder das Befunden von Patienten geübt und die Befunde in die Karteien diktiert.
Ich konnte diese Woche auch wieder verschiedene, für mich „neue“ Krankheitsbilder näher kennenlernen, wie zum Beispiel Osteoporose, Migräne oder Rheuma.
Woche 12
Montag war ich wieder mit unserem Assistenzarzt zusammen auf einer der Hausbesuchstouren. Mittlerweile kenne ich schon fast alle Hausbesuchspatienten, was mir bei der einmal im Quartal stattfindenden Besprechung der Hausbesuche am Freitagmittag bewusst wurde.
Diese Woche konnte ich wieder mehrere i.m. Spritzen geben und Klammern sowie Fäden entfernen. Vor allem auf den Hausbesuchstouren sind einige Patienten, wo ich mit jeder Woche die Wundheilung bei Patienten mit Diabetes, pAVK oder chronisch venöser Insuffizienz beobachten kann. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie plötzlich größere Ulzera auftauchen und dann Wochen bis Monate brauchen, um wieder zu zuheilen.
Am Mittwoch war ich in einer anderen Hausarztpraxis hospitieren. Es war interessant mal zu sehen, wie der Ablauf und die Patientenbetreuung in einer anderen Praxis funktioniert. Zudem bekam ich an dem Mittwoch einen kleinen Einblick in die Arbeitsmedizin durch verschiedenen arbeitsmedizinische Untersuchungen. Nachmittags nahm mich der Arzt noch mit in eine, von ihm als Arbeitsmediziner betreute Firma. Dort führten wir mehrere Hörtest durch und ich bekam noch eine kurze Führung durch die Firma, um mal einen kleinen Einblick in die Arbeitsbedingungen und den Lärmpegel, welcher bei so großen Maschinen herrscht, zu bekommen.
Auch diese Woche konnte ich wieder bei 2 Belastungstest zuschauen und auch endlich einen Lungenfunktionstest sehen. Außerdem habe ich diese Woche zum ersten Mal eine eitrige Mandelentzündung und ein durch Eiter vorgewölbtes Trommelfell bei einem Kind sehen können.
Woche 13
Mittwochvormittag war ich beim Hautarzt zum hospitieren. Er war sehr nett und hat mir viel erklärt. Doch ein Vormittag reicht gerade bei Hauterkrankungen nicht aus, um richtig etwas zu lernen. Da wir in der Uni nicht viel Praktika in der Dermatologie gemacht haben, habe ich fast alle Hautkrankheiten, die ich am Mittwoch sehen konnte, zum ersten Mal gesehen. Dabei fiel mir auf, dass gerade bei Hautkrankheiten oft Blickdiagnosen gestellt werden müssen und das nur mit einer entsprechenden Erfahrung möglich ist. Wenn es sich ergibt, werde ich später nochmal für eine längere Zeit bei einem Hautarzt daheim hospitieren.
Diese Woche war eine Blockpraktikantin aus München bei uns mit in der Praxis. Ich fand es sehr angenehm, zu zweit zu den Patienten reinzugehen und gelegentlich nur als Beobachterin anwesend zu sein. Wir haben uns gegenseitig auch etwas Feedback geben können.
Dr. Blank und ich haben uns diese Woche auch wieder zusammengesetzt und sind mein Curriculum durchgegangen. Ich habe eigentlich alles, was geplant war, auch umsetzen können.
Woche 14
Diese Woche habe ich an 3 Tagen bei verschiedenen Spezialisten hospitiert.
Montagvormittag war ich beim Rheumatologen. Der Arzt war sehr nett und hatte eine sehr ruhige, nette Art mit seinen Patienten umzugehen. Für jeden Patienten hatte er 15min eingeplant, um jeden gründlich untersuchen zu können, da rheumatische Erkrankungen als Systemerkrankungen dies erfordern und es auch für die Patienten sehr wichtig ist, dass man sich Zeit nimmt. Ich konnte Patienten mit Psoriasis Arthritis, rheumatoider Arthritis und dem Sharp-Syndrom kennenlernen und untersuchen.
Am Dienstag war ich für einen ganzen Tag beim Augenarzt, wo ich bei der Sehschule viel über Schielen gelernt habe. Ich konnte Untersuchungen mit der Spaltlampe durchführen und einmal selbst ein OCT, eine Gesichtsfelduntersuchung, eine Augendruckmessung und einen Sehtest machen, anhand denen der Augenarzt mir dann erklärte, wie alles funktioniert und ausgewertet wird.
Am Donnerstagvormittag war ich dann noch bei einer Neurologin, wo ich Patienten nach Schlaganfällen, mit MS, Demenz und Parkinson untersuchen durfte. Ich habe dort zum ersten Mal selbst einen Demtect durchgeführt und ein EEG geschrieben.
An den anderen Tagen habe ich mit 2 Blockpraktikantinnen zusammen weiter Patienten in der Praxis untersucht und haben an uns selbst nochmal verschiedene Bereiche sonografiert.
Bei einem Patienten, der aufgrund von Luftnot kam, konnte ich zum ersten Mal einen Pleuraerguss erkennen und bei einer anderen Patientin lernen, wie man einen Kompressionsverband anlegt.
Diese Woche waren wieder zwei Studenten mit in der Praxis. Wir haben uns gegenseitig mit dem Ultraschallgerät untersucht und uns gegenseitig Feedback gegeben zur Anamneseerhebung, Untersuchung und Präsentation von Patienten.
Ich habe mit der Zeit nun auch einen kleinen Einblick in Versicherungsanfragen und Vorsorgeuntersuchungen sowie Jugendschutzuntersuchungen bekommen. Ich konnte diese Woche außerdem wieder zwei präoperative Untersuchungen durchführen, wobei man den Patienten einmal komplett untersucht und schaut, ob der Patient irgendwelche größeren gesundheitlichen Probleme hat, die der Operation im Weg stehen könnten.
Ich konnte diese Woche auch wieder mehrere Impfungen durchführen und auch meine ersten s.c. Spritzen geben, v.a. bei Marcumar-Patienten, da diese keine i.m.-Injektionen bekommen sollten.
Am Freitagabend kurz vor Sprechstundenende kam noch eine Patientin mit einer vermutlichen peripheren Facialisparese. Ich habe gelernt, dass man gerade bei den letzten Patienten in der Sprechstunde aufmerksam sein sollte, weil man gerade kurz vor Feierabend dazu neigt, etwas zu übersehen und deswegen besonders vorsichtig sein sollte.
Leider ist meine letzte Woche nun auch um.
Am Montag hat zudem der exzellente Winter angefangen, von dem auch einer der Studenten mit bei uns in Kirchberg in der Praxis war. Montag war deswegen zum einen der Bayerische Rundfunk da, zum anderen noch Ärztinnen aus Österreich, welche auch großes Interesse an dem Projekt „exzellenter Winter“ hatten. Am Dienstagnachmittag habe ich bei einem Seminar zum Thema „Wissensmanagement“ mitgeholfen und ich konnte dort noch einiges lernen. Am Mittwochabend hatte ich noch ein kleines Abschiedsessen. Am Donnerstagnachmittag habe ich zusammen mit 2 anderen Tutoren einen Ultraschallkurs v.a. von Abdomen und Schilddrüse gehalten, was mir sehr viel Freude bereitet hat. Dabei wurde mir wieder bewusst, wie gut ich in den 4 Monaten im Ultraschall geworden bin.
Es ist schade, dass die Zeit in der Gemeinschaftspraxis im Bayerwald für mich schon vorbei ist, da ich nicht nur sehr viel gelernt habe, sondern auch viel Freude dabei hatte. Ich werde alle hier vermissen und hoffe, dass ich bei Gelegenheit nochmal wiederkommen kann.
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