Regine Hofer

Praktisches Jahr
10.03. – 29.06.2025

Woche 1: 10.03. – 14.03.2025

Nach einem interessanten ersten Tertial in der Inneren Medizin in Bayreuth ging es für mich dieses Wochenende nahtlos mit dem Umzug nach Kirchberg im Wald weiter. Die Wohnung ist (wie ich bereits bei meinem Hospitationstag letztes Jahr feststellen durfte) wunderschön in der Natur gelegen. Meinen Ankunftstag habe ich deshalb gleich für einen Spaziergang genutzt.

Am ersten Arbeitstag durfte ich dann gleich in zwei Praxen hereinschnuppern, erstmal ankommen und mitlaufen und vor allem Infektpatienten bereits eigenständig anamnestizieren und körperlich untersuchen. Für mich die perfekte Mischung aus Beobachten und Selber machen.

Nachmittags bekam ich bei meinem ersten Hausbesuch dann auch direkt einen spannenden Fall mit: ein Patient mit V.a. Lobärpneumonie, der dann auch durch die Ärztin ins Krankenhaus eingewiesen wurde.

In der ersten Woche fokussierte ich mich vor allem auf den Beratungsanlass „Grippaler Infekt“, um in der Lungenauskultation, Rachen- und Ohrinspektion sowie der gezielten Anamneseerhebung Sicherheit zu gewinnen.

Zudem konnte ich an zwei Fortbildungen der engagierten FamulantInnen teilnehmen – hier konnte auch ich viel dazu lernen.

Das Wochenende nutzte ich für einen schönen Spaziergang rund um den großen Arbersee.
Ich bin gespannt, was meine zweite Woche für mich bereit hält.

Woche 2: 17.03. – 21.03.2025

Die Woche begann am Montag mit Patienten mit typischen Beschwerden in der Hausarztpraxis: Schmerzen in Rücken und Knie, Blutdruckkontrollen und vielen grippalen Infekten. Alles im Rahmen, doch die wiederkehrenden Krankheitsbilder helfen mir als Studentin, eigene Routinen zu entwickeln und sensibel zu werden für sogenannte „Red Flags“, also Hinweise auf gefährliche abwendbare Verläufe.

Am Dienstag stand ein EKG-Kurs an – eine Fortbildung für die FamulantInnen des Projekts exzellenter Winter. Wir haben unter anderem typische Rhythmusstörungen und Hinweise auf akute Infarkte besprochen. Die StudentInnen sind alle motiviert und stellten viele Fragen. Das hilft auch uns PJlern als Tutoren zu lernen.

Diese Woche hatte ich die Möglichkeit zum wiederholten Üben von Abdomen-Ultraschall bei PatientInnen, die zum Check-Up kommen. Hierbei geht man verschiedene Organstrukturen durch – z.B. Leber, Gallenblase, Niere und Bauch-Aorta – zum Glück ist bei den meisten unserer Patienten alles in Ordnung. Für mich ist das weitere Üben der Ultraschalluntersuchung wichtig und ich finde es faszinierend zu sehen, wie präzise eine solche non-invasive Diagnostik sein kann.

In der Mittagspause finden regelmäßige Fallbesprechungen statt: Ein Kind mit perioralem Ekzem lässt in unserer Praxis ein paar Fragen offen, doch ein an der Besprechung teilnehmender HNO-Arzt kommt auf die Idee einer Mundtrockenheit aufgrund von Adenoiden, ggf. wäre eine Überweisung zum HNO sinnvoll – eine wertvolle Erkenntnis durch den gemeinsamen Austausch!

Am Wochenende nutze ich die Gelegenheit, die Natur zu genießen. Das Ziel: Zwei besondere Orte hier im Bayerischen Wald – der Wackelstein und der Brotjacklriegl.
Zuerst ging es los zum Wackelstein. Der mächtige Granitblock thront beeindruckend im Wald, und tatsächlich – mit ein wenig Kraft lässt er sich leicht zum Wackeln bringen! Faszinierend, wie die Natur solche Balanceakte schafft.
Anschließend mache ich mich auf den Weg zum Brotjacklriegl – mit 1.016 Metern der höchste Berg im Vorderen Bayerischen Wald. Der Aufstieg ist nicht allzu anstrengend, und oben angekommen werde ich mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Die frische Luft und die Ruhe tun gut nach der intensiven Woche in der Praxis.

Woche 3: 24.03. – 28.03.2025

Meine dritte Woche startete in meiner zukünftigen Stammpraxis in Auerbach. Montag war ein vergleichsweise ruhiger Tag. Es kamen viele Patienten zu Routineuntersuchungen, darunter mehrere Impfungen und Check-ups.

Am Dienstag war ich vormittags mit Dr. Blank in Rinchnach, eigentlich eine etwas ruhigere Praxis, doch momentan sind viele Vertretungspatienten da, wodurch wir stets beschäftigt waren. Zwei Fälle sind mir besonders im Gedächtnis geblieben:
Eine 80-jährige Patientin stellte sich mit Brustschmerzen vor. Bei der Anamnese zeigte sich, dass die Schmerzen unter Belastung auftraten und in den linken Arm ausstrahlten. EKG und Troponin-Test waren unauffällig, aber das Risiko für eine instabile Angina pectoris war hoch. Wir überwiesen die Patientin deshalb umgehend in die Kardiologie.

Gegen Ende der Sprechstunde stellte sich dann eine Patientin mittleren Alters mit Dysarthrie und Sehstörungen vor. Die Symptome waren seit wenigen Tagen vorhanden. Bei diesen Schlagworten dachte ich sofort an einen neurologischen Notfall. Nach einer grob neurologischen Untersuchung veranlassten wir umgehend eine Krankenhauseinweisung mit Verdacht auf einen entzündlichen Prozess oder eine andere neurologische Erkrankung. Glücklicherweise wurden im Krankenhaus keine gefährlichen neurologischen Erkrankungen festgestellt.

Am Mittwoch nahm ich an einer Fortbildung zum Thema Depression teil. Die Referentin, eine erfahrene Ärztin für Psychosomatik, besprach mit uns mitgebrachte Fälle aus der Praxis. Ein Fall betraf einen ältere Patientin, deren Depression lange unerkannt blieb, da sie aufgrund traumatischer Ereignisse in der Kindheit sich von ihren eigenen Gefühlen dissoziiert hatte. Dieses Beispiel zeigte mir erneut, wie wichtig es ist, Beschwerden ernst zu nehmen und eine gründliche Anamnese durchzuführen. Die Fortbildung zu diesem, leider oft zu kurz kommendem, Thema gab mir wertvolle Anregungen für den Praxisalltag.

Im Laufe der Woche hatte ich außerdem die Gelegenheit, mehrere Schilddrüsensonografien durchzuführen. Dadurch sah ich diese Woche zwei Patientinnen mit Hashimoto-Thyreoiditis. Die Ultraschallbilder zeigten das typische inhomogene, echoarme Gewebe. Es war für mich spannend, gleich mehrere Patientinnen mit demselben Krankheitsbild untersuchen zu können, da sich dadurch wichtige Diagnosekriterien besser einprägen.

Insgesamt war die Woche sehr abwechslungsreich und auch teils fordernd, aber genau das mag ich an diesem Beruf. Kein Tag war wie der andere und oft war es ein Balanceakt zwischen sinnvoller Diagnostik, Vermeiden von Überdiagnostik, schnellem und richtigem Handeln und empathischer Begleitung der Patienten.

Woche 4: 31.03. – 04.04.2025 

Meine vierte Woche in der Allgemeinmedizinpraxis war abwechslungsreich, herausfordernd und voller interessanter Begegnungen. Die ländliche Umgebung bringt ihre eigenen Besonderheiten mit sich – Patienten, die oft weite Wege zurücklegen, eine starke Hausarztbindung und viele chronische Erkrankungen, die engmaschige Betreuung erfordern.
Gleich zu Beginn der Woche wurde mir die Bedeutung des „abwartenden Offenhaltens“ bewusst. Ein älterer Patient kam mit diffusen Bauchschmerzen, ohne klare Hinweise auf eine akute Erkrankung. Statt vorschnell eine medikamentöse Therapie oder invasive Diagnostik einzuleiten, entschieden wir uns für eine abwartende Haltung: engmaschige Kontrolle, Beratung über Warnzeichen und Rücksprache in zwei Tagen. Tatsächlich verbesserte sich sein Zustand von selbst – eine Erinnerung daran, dass nicht immer sofortige Maßnahmen nötig sind.

Unter der Woche nahm ich an einer Fortbildung meiner Heimatuni zum Thema „Kardiologische Notfälle in der Hausarztpraxis“ teil. Auch wenn Notfälle bei uns in der Praxis zum Glück eher selten sind, ist es für die Akutsituation wichtig sein Wissen „frisch“ parat zu haben.

Zudem machte ich zusammen mit den Famulantinnen des Exzellenten Winter Projekts diese Woche einen Ausflug nach Bad Füssing in die Therme. Das war genau das Richtige, um abzuschalten – warmes Thermalwasser, entspannende Dampfbäder und das Gefühl, den Stress der Woche einfach davonschwimmen zu lassen. Das hat richtig gutgetan.

Am Ende der Woche kam ein Patient mit einseitiger Beinschmerzen in die Praxis. Er hatte die Sorge, dass es sich um eine tiefe Beinvenenthrombose handeln könnte. Schnell führten wir eine Sonografie durch, um eine Thrombose auszuschließen. Zum Glück war die Untersuchung unauffällig – vermutlich ein Muskelfaserriss. Dennoch erhielt der Patient eine ausführliche Beratung zur Bewegung, Kompressionstherapie und der Bedeutung einer weiteren Abklärung bei erneuten Beschwerden.

Am Wochenende werde ich mich von den Famulantinnen des Exzellenten Winters verabschieden müssen, da ihre Famulatur nun endet. Mir hat es richtig Spaß gemacht an den Teachings teils als Tutorin und teils zum Lernen teilnehmen zu können und auch in der Freizeit konnten wir schöne gemeinsame Dinge erleben.

Woche 5: 07.04. – 11.04.2025

Direkt zum Start meiner fünften Woche hier konnte ich bei einer Kniepunktion zusehen. Ein Patient kam mit einem deutlich geschwollenen, schmerzhaften Kniegelenk – typisch für einen Gelenkerguss. Bei der Punktion floss eine beachtliche Menge Synovialflüssigkeit ab. Für mich ist es immer wieder spannend zu sehen, wie abwechslungsreich die Allgemeinmedizin ist und wie viele Dinge man als Hausarzt selbst machen kann, wenn man das nötige Know-How besitzt.

Am Dienstag stellte sich ein Patient nach einem Sturz im Wald vor. Er hatte ein schmerzhaftes, geschwollenes Bein nach einem Sturz – unser Verdacht lag bei einem Muskelfaserriss mit einem Hämatom im Ober- und Unterschenkel. Mit dem Schallkopf konnten wir die Flüssigkeitsansammlung gut darstellen. Es war wieder einmal spannend zu sehen, wie viel man allein durch den Ultraschall erkennen kann.

Die restliche Woche war vor allem geprägt von Beratungsgesprächen zu Akutanlässen und Check-Ups. Gerade bei den Check-Ups merke ich, dass ich immer routinierter in den Anamnesegesprächen und Ultraschalluntersuchungen werde.

Diese Woche besuchte ich eine andere PJlerin in der Gegend des Dreiländerecks, um mit ihr gemeinsam M3 Fälle durchzusprechen.

Am Wochenende bekam ich Besuch von einer Freundin und wir hatten zum Glück das perfekte Wetter, um die Gegend zu erkunden.
Am Freitagnachmittag machten wir einen Ausflug zum Hirschenstein. Nach dem Aufstieg wird man oben mit einem fantastischen Rundum-Ausblick über den Bayerischen Wald belohnt. Am Samstag spazierten wir den Gesundheitsweg und die Todtenauer Moore entlang.

Woche 6: 14.04. – 18.04.2025

Am Montag startete ich in meine kurze 6. Woche in der Allgemeinmedizin, da bald die Osterfeiertage anstehen.
Diese Woche ergab sich für mich die Möglichkeit, die richtige Technik bei der Ohrspülung zu erlernen. Obwohl der Eingriff simpel erscheint, kommt es auf die richtige Technik an. Nachdem ich bereits bei mehreren PatientInnen unter Anleitung zusehen konnte, konnte ich diese Woche schließlich auch eigenständig eine Ohrspülung durchführen. Dabei lernte ich, worauf bei dem Druck der Spülung, der rotierenden Bewegung und der Patientenlagerung zu achten ist. Toll ist es zu sehen, wie schnell sich nach der Entfernung eines Cerumenpropfs die Hörleistung der PatientInnen schlagartig bessert – ein unmittelbarer Erfolg.

Diese Woche nahm ich an zwei sehr interessanten Fortbildungen teil. In der ersten Fortbildung zum Thema medikamentöser Schwangerschaftsabbruch wurden sowohl die medizinischen Abläufe als auch die rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen in Deutschland beleuchtet. Besonders eindrücklich war die Diskussion über die Rolle der HausärztInnen in der Aufklärung und Begleitung von Patientinnen, sowie die Herausforderungen in ländlichen Regionen, wo die Versorgungslage oft eingeschränkt ist. Diese Einblicke waren für mich neu und haben mir die Bedeutung einer sensiblen Patientenkommunikation nähergebracht.
Im Rahmen einer weiteren Fortbildung wurde das Thema Medikamentenverordnung in Zeiten des Klimawandels behandelt. Hierbei ging es um die ökologischen Auswirkungen verschiedener Arzneimittel – beispielsweise die CO₂-Bilanz von Inhalatoren oder der Einfluss von Rückständen im Abwasser. Mir wurde bewusst, dass nachhaltige Medizin nicht nur ein abstrakter Begriff ist, sondern auch im Praxisalltag konkret umgesetzt werden kann – zum Beispiel durch die bevorzugte Verschreibung von Trockenpulverinhalatoren anstelle von Dosieraerosolen, wenn medizinisch vertretbar.

Diese Woche habe ich auch zwei Hausbesuche begleitet. Der erste führte uns zu einem älteren Herrn, der aufgrund seiner eingeschränkten Mobilität nicht mehr in die Praxis kommen konnte. Wir führten eine Blutdruck- und INR-Kontrolle durch. Bei unserem zweiten Patienten waren eine DMP Untersuchung sowie ein geriatrisches Basis-Assessment fällig.

Nach 4 Tagen ging es für mich dann schon in die Heimat, wo ich die Osterfeiertage mit meiner Familie verbringen werde

Woche 7: 21.04. – 25.04.2025

Diese Woche war für mich eine kurze Dreitagewoche, über die es nicht so viel zu berichten gibt, da ich mir nach den Feiertagen noch einen Tag Urlaub genommen habe.
Es standen vor allem Kontrollen von Wunden oder therapeutischen Verläufen nach den Feiertagen an. Am Donnerstag bereitete ich mich wieder mit hilfe von Fallbüchern und Deximed auf das anstehende M3 vor. Ab und zu ein bisschen theoretisches Wissen finde ich zwischen dem Praxisalltag sehr lehrreich. Vor allem kann ich mir die theoretischen Inhalte besser einprägen, wenn ich sie in der Praxis „wiederfinde“.
Freitags standen dann viele Hausbesuche auf dem Tagesprogramm, unter anderem im Altenheim. Ich finde es immer wieder hilfreich PatientInnen in ihrem häuslichen Umfeld zu begegnen- dort kann man viel über sie lernen und ihre Situation besser nachvollziehen.

Woche 8: 28.04. – 02.05.2025

Diese Woche bedeutete für mich „Halbzeit“ hier im bayerischen Wald.
Am Montag konnte ich nach der Sprechstunde mit dem Arzt aus meiner Stammpraxis einen Notarztdienst mitfahren. Für mich war es das erste Mal auf einer BRK-Wache. Einer der Rettungssanitäter nahm sich sehr viel Zeit und zeigte mir den RTW und erklärte mir, wo sich welche Ausstattung befindet. Ein Einsatz blieb in der Nacht zwar aus, für mich war es aber sehr spannend zu sehen, wie ein solcher Notdienst abläuft.
Am Dienstag sah ich eine Patientin mit plötzlich aufgetretenen stärksten Kopfschmerzen. Trotz relativ unauffälligem körperlichem Befund stand aufgrund der Schwere der Beschwerden ein Verdacht auf Subarachnoidalblutung im Raum. Die Patientin wurde nach schneller neurologischer Einschätzung umgehend in die Klinik eingewiesen.
Die Frage, wie es ihr geht, beschäftigte mich die nächsten Tage – und das Tolle an der Allgemeinmedizin ist, dass man meistens mitbekommt, wie es mit den Patienten weitergeht. So auch diesmal: am Freitag kam die Patientin wieder zu uns in die Praxis und glücklicherweise hatte sich unser initialer Verdacht nicht bestätigt.
Über den Rest der Woche standen vor allem Akut-Beratungsanlässe an, wobei die Sprechstunde zur Zeit sehr abwechslungsreich verläuft. Die Grippewelle, die noch zu Beginn meiner Zeit hier abflachte, ist zum Glück aktuell nicht mehr zu beobachten.
Abseits des medizinischen Programms blieb diese Woche auch Zeit, die Region näher kennenzulernen. Besonders beeindruckend war eine Wanderung auf den Lusen, von welchem man eine schöne Rundum-Aussicht hat. Dort kehrten wir auch im Lusenschutzhaus ein. Am Wochenende machte ich einen Ausflug nach Passau, um die Dreiflüssestadt mit ihrer historischen Altstadt zu erkunden.