Rebecca Ebner

Praktisches Jahr
02.07.2018 – 28.09.2018

Zwei der vier Praxen durfte ich bereits vor einem Jahr im Rahmen des 2-wöchigen Blockpraktikums kennen-und schätzen lernen.

Auch dieses Mal wurde ich unglaublich herzlich von Dr. Blank und seinem höchst engagiertem Team begrüßt. Darüber hinaus hatte ich das Glück, dass gerade eine eine sehr
nette Studentin für ihr Blockpraktikum angereist war. Wir konnten am Montagabend gleich das ganze Team zum Gotthardfest in Kirchberg begleiten-ein echtes Highlight!

Der erste Tag in Kirchberg verlief, wie zu erwarten, sehr ereignisreich, ich durfte mich nach kurzem Eingewöhnen gleich selbstständig auf die Patienten ‚stürzen’, sprich Anamnese und körperliche Untersuchung vornehmen. Danach nahm sich Dr. Blank Zeit, mit mir die Vorstellung der Patienten zu üben und mir eine neue Präsentationstechnik näher zu bringen.

Diese bezieht den Patient deutlich mehr in das Vorstellungsgespräch ein, indem man ihn beim Präsentieren direkt anspricht, und nicht in der dritten Person berichtet.

Die Patienten-Vorstellung erschien zunächst ein wenig ungewöhnlich, doch schon nach kurzer Zeit fühlt sich diese Methode vollkommen natürlich an 😉 !

Jeden Montag nach der Vormittagssprechstunde findet eine einstündige Skype-Konferenz statt. Dieses Mal lautete das Thema: Choosing wisely: Medikamente verordnen, Unnötiges vermeiden.

Ich konnte in dieser Woche meine sehr bescheidenen Schilddrüsen und Abdomen Sonographie-Skills schulen. Nach Rücksprache mit Dr. Blank vereinbarten wir, dass ich mich jede Woche auf ein anderes Organ konzentrieren darf, auch besteht jederzeit die Möglichkeit meine Kollegen zu schallen.

Am Mittwochabend nahmen Dr. Blank und Mandy uns mit nach Grafenau um den Allgemeinmedizinern aus der Region noch einige Details zum Projekt ‚exzellenter Sommer’ näher zu bringen. Es ergaben sich interessante Diskussionen zum Thema Ärztemangel in ländlichen Gebieten.

Ein weiterer Punkt, den ich unbedingt erwähnen möchte ist die außergewöhnliche Betreuung der Assistenzärzte. Diese können zweimal wöchentlich in Skype-Konferenzen, schwierige oder unklare Patientenfälle schildern, welche dann im Team besprochen werden.

Am Dienstag und Donnerstag konnte ich Hausbesuche mitfahren. Bea hat mir sehr viel zum Thema Wundversorgung beigebracht und bei Petra konnte ich Einblicke im Umgang mit Diabetespatienten gewinnen.

Es besteht sogar die Möglichkeit, dass ich meine eigenen Hausbesuchspatienten betreue, sofern mein kleines "Autoproblem" (Mandy und ich haben schon einen Facebook-Aufruf gestartet) gelöst wird.

Zudem habe ich in der ersten Woche natürlich die Ober-und Assistenzärzte kennen gelernt und verschiedene Arbeitsweisen gesehen, jeder ist hier sehr bemüht und engagiert
Krankheitsbilder zu besprechen und seine Erfahrungen bzw. sein Wissen weiter zu geben. Am Wochenende habe ich das gute Wetter genutzt und die Wanderung ‚Großer Arber und
Seen von Bretterschachten‘ gemacht- sehr empfehlenswert!!

Tagebuch Woche 2

Auch die 2. Woche ist- wie die erste- sehr schnell vergangen!

Am Montag habe ich die Praxis in Rinchnach kennengelernt. Es waren wieder viele interessante Fälle zu sehen, unter anderem bin ich das erste Mal mit dem Krankheitsbild Phenylketonurie "persönlich" in Kontakt getreten.

In einem kleinen Nebensatz habe ich erwähnt, dass ich mir eventuell ein neues Stethoskop zulegen möchte. Zwei Patienten später kamen mir die Arzthelferinnen bereits mit Katalogen und Angeboten entgegen. Sie würden auch gerne für mich telefonieren und sich bezüglich Rabatten etc. erkundigen. Über so viel Engagement kann ich immer wieder staunen, solche Kollegen sind ein purer Luxus:). Am Nachmittag bin ich noch kurz zu Mandy, die mir ihr Mountainbike für die nächsten Wochen überlässt, somit hat sich meine Mobilität schon mal um Einiges erhöht! Vielen Dank dafür.

Dienstag war pAVK Tag! Mit Waltraud, welche Spezialistin auf diesem Gebiet ist, untersuchten wir einen Patient nach dem anderen, mit diesem Krankheitsbild. Ein speziell angefertigter Fragebogen unterstütze uns, Risikofaktoren für Komplikationen zu erkennen. Darüber hinaus führten wir den timed up an go-, den chair rising- und den Uhrentest durch. Die Patienten hier haben großes Glück, von so einer Expertin ‚überwacht‘ zu werden.

Um 12:30 startete dann die Skype-Konferenz zum Thema "Knieschmerz".

Am Mittwoch hat uns Dr. Blank tatsächlich mit nach Regensburg genommen. Annika (sie hat am Montag mit ihrer Famulatur bei uns gestartet) und ich konnten die Stadt im Rahmen einer exzellenten 2h Führung kennen lernen. Tolles Intermezzo;)!

Am Donnerstag war ich in Kirchberg eingeteilt- der Tag verlief patiententechnisch relativ ruhig, jedoch habe ich ein mir bisher völlig unbekanntes Krankheitsbild kennen gelernt : CDG (Congenital Disorder of Glycosilation, welches für Eltern der betroffenen Kinder eine extreme Herausforderung darstellt.
Anschließend nutzen die junge Ärztin Sheily und ich eine ruhige Minute, um mal wieder das Schallen zu üben, bis es um 12:30 Zeit für die Assistenzärzte war, Fälle vorzustellen, bei denen Unklarheiten bestehen. Dabei kann man wirklich eine Menge lernen! So langsam bekomme ich das Gefühl, annähernd einen Überblick über die Neueinstellung bzw. Anpassung der Therapie der arteriellen Hypertonie zu bekommen, die auch unter den jungen Kollegen immer wieder Fragen aufwirft.
Am Freitag war Diabetestag ;)! Petra, die Diabetes-Assistentin ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Blutzucker-und Lebensstilberatung. Gleich morgens um 7 ging es mit Hausbesuchen von ihren Patienten los, es kann sehr spannend und wichtig sein, die häusliche Umgebung der Patienten kennen zu lernen. Beeindruckt hat mich das freundschaftliche und vertrauensvolle Verhältnis, welches Petra zu ihren Patienten pflegt, sie sieht immer den Gesamtkontext der Krankheitsgeschichte und versucht sehr individuell auf sämtliche Bedürfnisse einzugehen. In der Sprechstunde in Schöfweg konnte ich sie weiter begleiten und meine unzähligen Fragen stellen.

So hat sie mir Präventionsstrategien diabetischer Füße näher gebracht und wir haben einzelne Oberflächenqualitäten (Vibrationsempfinden, Temperatur, Schmerz und Berührung) getestet, sowie die Dopplersonographie durchgeführt. Darüber hinaus überprüften wir zahlreiche Blutzuckerprotokolle und passten den gemessenen BZ Werten die Insulindosis an.

Alles in allem eine sehr spannende Woche, die ich mit einem Besuch der Stadt Krumau am Wochenende ausklingen ließ. Die Nähe zu Tschechien werde ich bestimmt noch öfter ausnutzen, da ich das Land kaum kenne.

Tagebuch Woche 3

Am Montag ging es mit der Sprechstunde in Kirchberg los, bei der Skype-Konfenz, besprachen wir
das Thema Schulterschmerz. Mir wurden einige Wissenslücken, besonders hinsichtlich der körperlichen Untersuchung bewusst, die sich zum Teil Dank dem Jama Artikel „Does this patient have Rotator Cuff Disease?“ beheben ließen. Bei so vielen verschiedenen Untersuchungstests ist es aber wirklich nicht leicht, den Überblick zu bewahren!

Geriatrisch ging es am Dienstag weiter. Mit Waltraud führte ich unter anderem Hausbesuche durch, wir nahmen in diesem Zug eine neue Patientin in das sog. LIA-Projekt auf. LIA steht für Lebensqualität im Alter. Bei diesem Betreuungskonzept, bestehend aus Physiotherapeuten, MFAs, Allgemeinmedizinern, Ergotherapeuten und Altenpflegerinnen werden ältere Patienten im ihrem häuslichen Umfeld bestmöglich betreut. Vor allem für die Angehörigen, stellt die Gewährleistung der Lebensqualität für ihre Lieben eine große Herausforderung dar. Am Dienstagabend, fand dann auch gleich die LIA Sitzung statt.

Die Patienten wurden im Team mit den oben genannten Berufsgruppen einzeln besprochen, so konnte aus vielen Perspektiven das weitere Procedere und Verbesserungsmöglichkeiten der Führung  geriatrischer Patienten besprochen werden.

Am Mittwoch konnte ich bei den Physiotherapeuten in Kirchberg hospitieren. Es war spannend zu sehen, wie unsere Verordnungen letztendlich umgesetzt werden und wie wichtig der Physiotherapeut für die Patienten ist! Ich bekam Einblicke in Lymphdrainage, manuelle Therapie, Schröpfen, Massagetechniken und durfte sogar selbst den Schlingentisch testen. Unglaublich, wie viele Verspannungen und Fehlhaltungen eigentlich durch ein bisschen Sport vermieden werden könnten.

Am Abend fand der sogenannte Journal Club statt, eine geniale Erfindung! Im Team, mit anderen niedergelassenen Kolleginnen-und Kollegen, diskutieren wir neue Studienerkenntnisse. Ziel dieses Journal Clubs ist es, Artikel, welche für den Hausarzt Praxisrelevanz haben, zu prüfen und die Ergebnisse untereinander zu besprechen. Da jeden Monat unzählige neue Artikel erscheinen, kann man schnell den Überblick über die Studien verlieren. So werden die Artikel an die Assistenzärzte verteilt und dann mit Kollegen mit langjähriger Erfahrung besprochen. Das Ganze fand im Gebäude der AOK in Regen, in sehr wertschätzender Atmosphäre statt.

Es ist immer wieder faszinierend, wenn Kollegen, mit jahrzehntelanger Erfahrung über bestimmte Patienten berichten und ihr Wissen so gezielt einbringen können. Ich durfte einen Artikel zum Thema E-Zigaretten vorstellen.

Am Donnerstag war ich mit Annika am Vormittag in Lalling und am Nachmittag in Schöfweg. Wir untersuchten wieder viele Patienten und stellten sie den zuständigen Ärzten vor. In Lalling habe ich sogar eine Internistin geschallt, welche mir noch ein paar Tipps und Tricks zu den Themen Sonographie und Ärztedasein gegeben hat.

Am Nachmittag, führte mich Dr. Kleudgen in ihr Marcumar-Projekt ein. In Zukunft sollen in der Patientenakte der CHA2DS2-VASc und HAS-BLED Score erscheinen. Dazu ist es nötig, sämtliche Daten in Excel-Tabellen einzugeben, um das Schlaganfall- bzw. Blutungsrisiko individuell zu berechnen.

Am Donnerstag Abend trafen wir uns in der Pizzeria „Griabige“ in Lalling, um Dr. Blanks 20jähriges Jubiläum als niedergelassener Hausarzt zu feiern. Ein sehr schöner Abend und ein super Start in das verlängerte Wochenende;)

Unglaublich, dass bereits 4 Wochen vergangen sind!

Diese Woche startete ich in Schöfweg. Bea ist so lieb und nimmt mich morgens und nachmittags immer mit in die Praxis, da ich sozusagen am Weg liege. Ein sehr geduldiger und netter Patient mit chronischer Osteomyelitis erklärte mir einige Details zu seinem Krankheitsbild, welches ich davor noch nie gesehen hatte.

Der Vormittag verging wie im Flug, und um 12:30 stand dann auch schon unsere Skype-Konferenz, dieses Mal zum Thema Epicondylitis an. Die Epicondylitis ist ein langwieriges aber meist selbstlimitierendes Krankheitsbild mit hoher Rezidivrate, ich habe bei der Konferenz gelernt, wie man diese Patienten untersucht und behandelt.

Den Dienstag und Mittwoch verbrachte ich gemeinsam mit der Ärztin Sheily, welche aus Honduras stammt und hier ihr Sprachdiplom absolvieren möchte, in Kirchberg. Es warteten viele Patienten auf uns, ich konnte unter anderem Wunden und Zeckenbisse begutachten. Gerade das Thema Zecken ist für viele Patienten heikel, sie kommen häufig mit großer Angst vor Borreliose. Viele berichten auch über Verwandte und Bekannte, welche schon Borreliose gehabt hätten. Inzwischen kann ich die Patienten beruhigen und sie über Verlauf und Behandlung dieser Erkrankung aufklären. Einige sind ganz schön erstaunt, wie harmlos der Verlauf in der Regel ist.

Immer wieder faszinierend, ist Dr. Blanks raffinierte Technik zu impfen;) , gerade Kinderärzte könnten sich da eine Scheibe abschneiden, es gibt nie Tränen (weder bei jung noch alt), oft fragen die Patienten, wann es los geht, wenn der ganze Spuk schon wieder vorbei ist! Der Trick besteht darin, den spitzen Schmerz der Kanüle, durch einen dumpfen Schmerz (ausgelöst durch kräftiges Palpieren des Schultergelenks) zu überlagern.

Der Donnerstag verlief ungewöhnlich ruhig in Kirchberg, so nutze ich die Gelegenheit am Marcumar-Projekt weiter zu arbeiten. Glücklicherweise konnte ich meine Fragen an Dr. Machac richten, einen Internisten in der Nähe zu haben ist ein großer Gewinn. So ist aus einer Frage (zählt der Myokardinfarkt zu den thrombo-embolischen Ereignissen?), eine Stunde Unterricht bzw. Diskussion entstanden.

Anschließend führten wir ein Belastungs-EKG durch und Dr. Machac besprach mit mir relevante Indikationen und Kontraindikationen für diese Untersuchung, als die Patienten präkolaptisch wurde, brachen wir die Untersuchung natürlich ab und versorgen sie entsprechend. Dr. Machac kennt sich auch unglaublich gut bei den Kardiomyopatien aus und hat mir noch einige relevante Befunde dazu im EGK gezeigt, nächste Woche machen wir dann gemeinsam einen EKG Kurs für die Studenten des Projekts „exzellenter Sommer“.

Am Nachmittag habe ich mich mit der Leitlinie zum Thema neue Antikoagulantien in der Hausarztpraxis beschäftigt und stelle fest, was für ein tolles Medikament Marcumar ist;) man kann es zum einen besser steuern und überwachen und außerdem antagonisieren. Zudem ist es gut verträglich und erforscht.

In der Skype-Besprechung um 12:30 wurden uns wieder sehr spannende Fälle von den Assistenzärzten präsentiert. Am Freitag trafen wir uns morgens vor der Praxis in Kirchberg um 6 Elektroautos für die 30 Studenten des exzellenten Sommers abzuholen. Diese sind am Freitag aus ganz Deutschland angereist und verbringen hier 4 lehrreiche Wochen in den umgebenden Kliniken bzw. bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern. Auch finden an den Nachmittagen und teils am Wochenende Teachings zu folgenden Themen statt: der Umgang mit Diabetes Patienten, der alte Patient, der Umgang mit dem kranken Kind, Wissen in der medizinischen Arbeit.

Darüber hinaus werden ein Nahtkurs, ein EKG Kurs und ein Sonographie Kurs angeboten. Ich darf die Kurse und Teachings begleiten und die Studenten beim Lernen unterstützen und bin schon sehr gespannt auf diesen exzellenten Sommer!

Am Freitagnachmittag begleitete ich Bea noch zu ihren Hausbesuchen. Sie hat sehr viel Erfahrung im Wundmanagement und gibt ihr Wissen gerne weiter. Das Wochenende habe ich genutzt um eine kleine Rundwanderung durch Lalling zu unternehmen und die Stadt Pilsen kennen zu lernen, auch Mandys Mountainbike kam mal wieder zum Einsatz. PJ und Urlaub lassen sich hier wirklich toll verbinden.

Tagebuch Woche 5

Eine 5. sehr ereignisreiche Woche geht zu Ende, hier ein kleiner Auszug:
Durch den Wochenstart begleitete uns ein Kamerateam von RTL, welches Leben und Arbeitsweise des Allgemeinmediziners aufzeichnete. Der Praxisalltag ging vor laufender Kamera natürlich ganz normal weiter- auf die Ausstrahlung im September bin ich sehr gespannt!

Am Dienstag konnte ich das Teaching „Wissen in der Medizinischen Arbeit“ des exzellenten Sommers begleiten, welches in der AOK in Regen statt fand. Nach kurzer Einführung und Fallvorstellung durch Susanne konnte ich eine Gruppe von Studenten bei der Recherche bezüglich der Therapie im akuten Gichtanfall unterstützen. Wir bekamen jeweils unterschiedliche Datenbanken mit Zugangscodes zur Verfügung gestellt (Deximed, Cochrane, up to date und die AWMF Leitlinien). Ich durfte das Deximed Team betreuen, was mich besonders freute, denn mit dieser Quelle habe ich in den letzten Wochen am meisten gearbeitet.

Es handelt sich dabei ursprünglich um ein in Norwegen gegründetes Arztinfomationssystem, dort nutzen es Hausärzte schon seit 1997 (!). Das Online-Portal ist unabhängig und werbefrei. Die bereits vorhandenen Infos aus Norwegen wurden ins Deutsche übersetzt und an die deutschen Leitlinien angepasst. Bezüglich unseres Patienten mit dem akuten Gichtanfall konnten wir dank Deximed schnell die Therapie der Wahl herausfinden und sie dem restlichen Team vorstellen.

Diese lautet:
Entweder eine Kombination aus NSAR und Cortison, alleinige Gabe eines der beiden Medikamente, bei Kontraindikation dieser drei Therapien ist Kolchizin das Mittel der Wahl. Durch diesen großartigen Vortrag von Susanne habe ich doch glatt wieder ein bisschen Motivation bekommen, den Literaturteil meiner Doktorarbeit voran zu bringen;) Am Donnerstag durfte ich Waltraud beim Teaching – der Umgang mit dem alten Patient unterstützen.

Ich bin immer wieder begeistert, wie viel Herzblut im LIA Projekt, (Lebensqualität im Alter) steckt, Waltraud hat uns viele Erfahrungen und ihr Wissen im Umgang mit dementen oder depressiven geriatrischen Patienten vermittelt. Es entstanden aus ihrem Vortrag einige interessante Diskussionen. Im Anschluss an die Präsentation, verteilten wir Rollen als Patient und Arzt, damit die Studeten ein Gefühl bekommen, wir man z.B. einen timed up and go test erhebt , oder wie man beispielsweise einen Uhrentest korrekt bewertet (was in einigen Fällen wirklich eine Herausforderung ist!)

Schon am nächsten Tag, traf ich die 15 Studenten wieder, um mit ihnen Fälle aus den Praxen,
die sie vorbereitet hatten zu besprechen, Dora stand uns mit Rat und Tat zur Seite und
berichtete auch ausführlich von ihren Erfahrungen mit Patienten. Dieser Nachmittag hat mir
sehr gut gefallen, da die Studenten von Anfang an eine super Gruppendynamik entwickelten
und wir sehr gezielt auf Fragestellungen eingehen konnten, ich hatte auch das Gefühl, dass
diese Diskussionen den Studenten sehr viel bringen und man gleichzeitig seinen eigenen
Horizont erweitert.

Man geht aus solchen Nachmittagen mit neuem Wissen gestärkt in die nächsten Tage, ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Besprechungen dieser Art! Last but not least fanden als Wochenabschluss am Samstag ein EKG und ein Sonokurs im Krankenhaus Freyung statt. Es ist schon toll, dass ich sämtliche Teachings begleiten darf, manche kann ich natürlich mehr, manche weniger unterstützen, gerade beim Sonokurs, war ich auch sehr froh, dass ich die Basics noch einmal gehört habe und merke, dass ich da noch ein ganzes Stück Arbeit vor mir habe. Aber es ist ein echter Luxus, neben dem Praxisalltag noch so gezielte Teachings zu bekommen, ein exzellentes PJ;)!

Am Sonntag haben mich die Studenten zu einer Klettertour auf der Felswand der Rauchröhren, in Arrach überredet, dort verbrachten wir nach einem gemeinsamen Frühstück den ganzen Tag, und sprangen am Abend noch kurz in den See. Ich könnte mir vorstellen, den Montag mit einem Muskelkater zu starten 😉

Eine 6. ereignisreiche Woche neigt sich dem Ende zu..

Ich möchte zunächst mein Mittwoch-Highlight hervorheben, Frau XY., meine eigeneHausbesuchspatientin. Eine ganz liebe 89 jährige Dame, welche ich nun einmal die Woche besuchenwerde, um Vitalparameter zu bestimmen und sie von Kopf bis Fuß zu untersuchen, und somit sämtlicheüber die Jahre gestellte Diagnosen überprüfen.

Die Dame lebt alleine, mit einer 24h Pflege und istglücklicherweise bereit, mich regelmäßig zu empfangen.Petra kennt diese Patientin sehr gut, so konnte ich bereits einiges im Vorfeld erfragen, speziell bezüglichihres Insulin-Spritz-Schemas.Apropos Insulin, das Diabetes Teaching am Dienstag, hat uns Studenten, trotz kaum erträglicher Hitze inder AOK in Regen gut gefallen. Petra war sehr bemüht uns verschiedene Patientengeschichten und derenoptimale Blutzuckereinstellung näher zu bringen. Es ist extrem unterschiedlich, wie Diabetiker mit ihrerErkrankung umgehen. Umso faszinierender sind Petras akribisch ausgearbeitete Schemata und Methoden,um ihre Patienten optimal einzustellen, sie hat für jede Lebenslage und sämtliche Umstände, die perfekte,individuelle Diabetes-Therapie parat und kümmert sich hervorragend um ihre Patienten.

Am Dienstag Vormittag hospitierte ich bei der Demenzberatung in Rinchnach. In einem privaten Hauswird hier jede Woche eine 5 köpfige Gruppe demenzkranker Personen von 2-3 geschulten Fachkräftenbetreut. Die Patienten waren mir gegenüber sehr aufgeschlossen und neugierig. Ich muss sagen, dass ichrelativ wenig Erfahrung mit Demenzpatienten habe und ein Einblick in dieses Leben bzw. der Umgangmit dieser Krankheit einerseits spannend, andererseits unendlich traurig ist. Ich hatte den Eindruck, dassdiese Gruppen enorm zur Erhöhung der Lebensqualität dieser Menschen beiträgt.

Den Freitagvormittag verbrachte ich in Schöfweg, mit Magdalena, einer Studentin vom exzellentenSommer schallten wir einige Patienten, unter anderem eine junge Dame bei der wir einen Situs Inversuserkennen konnten. Anschließend machte ich mich auf den Weg zum Kreuzschmerz Teaching in Regen.Dr. Buvar, ein Orthopäde mit Leidenschaft hat unser Wissen zum Thema Anamnese, körperlicheUntersuchung, Diagnostik und Therapie der nicht spezifischen Kreuzschmerzen vertieft und uns zudemdas Gebiet der manuellen Therapie näher gebracht.

Ansonsten habe ich natürlich wieder viele Patienten, mit unterschiedlichsten Krankheitsbildern gesehenund mir die Degam-Leitlinien zu den Themen Müdigkeit und Schlaganfall genauer angeschaut. Darüberhinaus standen diese Woche viele Vorsorgeuntersuchungen an und ich konnte wieder einige Patientenschallen. Am Montag hatten wir außerdem das spannende Thema „Insektenstiche“ bei der Skype-Konferenz.

Diese Woche war ich nur einen Tag in der Praxis in Kirchberg, die restliche Zeit verbrachte ich zum einen bei Fr. Dr. Schlenk, niedergelassene Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie und zum anderen bei Dres. Haberer, Allgemeinmedizinern in Spiegelau.

Am Montag besprachen wir in der Skypekonferenz das Thema Entlassungsmedikation. Es ist schon erschreckend, dass viele Patienten, sehr wenig über ihre Medikamente bei Entlassung wissen und es daher leicht zu Fehlern bei der korrekten Einnahme kommen kann. Es ist also eine sehr wichtige Aufgabe des Allgemeinmediziners, die Indikation, Dosis etc. der neu verordneten Medikamente genau zu hinterfragen und auch länger bestehende Medikamentenpläne zu überprüfen.
Auch sollten gerade bei älteren Patienten die Angehörigen miteinbezogen werden und über die genaue Einnahme, Indikation usw. aufgeklärt werden. Ein übersichtlicher und korrekter Medikamentenplan erleichtert allen Beteiligten das Leben.

Bei Frau Dr. Schlenk hatte ich Gelegenheit die Palette an neurologischen Untersuchungen zu wiederholen. Ich konnte EEGs ableiten und besprechen, Nervenleitgeschwindigkeiten messen und einige weitere neurologische Tests durchführen. Frau Dr. Schlenk hat sich viel Zeit für mich genommen, wir besprachen einige Patienten sehr ausführlich. Auch psychiatrisch konnte ich eine Menge bezüglich Gesprächsführung und Anamnese lernen. Bewundernswert fand ich ihre Art mit schwierigen Patienten umzugehen, auch später bei den Allgemeinmedizinern lernte ich die „Taktik“ des Spiegelns kennen. Man gibt dabei in eigenen Worten Inhalte und Gefühle an das Gegenüber zurück. So kann man, z.B. hohe Erwartungen und Forderungen seitens des Patienten, an ihn zurück spiegeln. Als Arzt entzieht man sich dem Druck allein für das Wohl des Patienten verantwortlich zu sein, man spielt in anderen Worten den Ball der Ansprüche zurück.

Wie bereits erwähnt, verbrachte ich die restliche Woche in der Gemeinschaftspraxis bei Dres. Haberer. Es war spannend, Einblicke bei niedergelassenen Kollegen zu bekommen und deren Arbeitsweisen kennen zu lernen. Auch hier hat mich das Team sehr herzlich aufgenommen.
Unter anderem bekam ich Einblicke in die Homöopathie und Naturheilverfahren. Das Ärztepaar war total nett und hat mich sehr gut in die Sprechstunde eingebunden. Es blieb auch ausreichend Zeit für Fragen.

Natürlich habe ich diese Woche auch nicht auf meine Hausbesuchspatientin vergessen, welche sich ihrem Alter entsprechend sehr guter Gesundheit erfreut.

Auch Woche 9 war gut gefüllt mit vielen interessanten Hospitationen.
Nur am Montag war ich in Kirchberg, um die Skype Konferenz zum Thema Schlaganfall nicht zu verpassen. Für die nächsten zwei Wochen ist ein sehr netter Student aus Plattling für das Blockpraktikum in der Praxis. Gemeinsam mit Susanne, Roman und Martina diskutierten wir Leitsymptome, Algorithmen bei V.a. Schlaganfall und Erfahrungen, die diesbezüglich bereits in der Praxis gemacht wurden. Bei so einem riesigen Thema kommt natürlich einiges zusammen, ich denke wir hätten locker noch eine weitere Stunde Konferenz halten können!
Am Nachmittag kamen interessanterweise gleich drei Patienten hintereinander mit typischen Beschwerden für einen unkomplizierten HWI. Um die sonographische Untersuchung der Nieren zu üben, schallte ich alle Patienten unter der Aufsicht von Anton, der mir noch einige gute Tipps diesbezüglich gegeben hat. Wir haben außerdem noch die Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“ besprochen, was mir für die nächsten zwei Tage, die ich beim Urologen hospitierte eine gute Diskussionsbasis geschaffen hat;)

Dienstag und Mittwoch verbrachte ich bei Dr. Esser im Krankenhaus Grafenau, wobei ich davon einen Tag im OP verbrachte und den 2. Tag die Sprechstunde begleiten konnte, um einen guten Rundblick der Urologie zu bekommen. Dr. Esser war sehr bemüht und hat mich gut in seine Vorgehen und diagnostischen Schritte eingebunden, ich hatte den Eindruck, dass ihn meine vielen Fragen sehr erfreut haben, er scheint sehr begeistert davon zu sein, sein Wissen an junge Kollegen weiterzugeben, hat mir aber auch berichtet, dass es gar nicht so einfach ist, Assistenzärzte zu finden, die ggf. später seine Praxis übernehmen könnten. Ein Thema, welches immer wieder aufkommt. Der Ärztemangel, der Landärztemangel, Krankenhäuser, die geschlossen bzw. zusammengelegt werden und die Frage, wie man eine adäquate Versorgung am Land in Zukunft gewährleisten wird.
Auch ist mir wieder bewusst geworden, welchen enormen Aufwand man an Bürokratie im Krankenhaus zu bewältigen hat. Die Kollegen verbringen, extrem viel Zeit mit dem Dokumentieren, dadurch wird einerseits eine gewisse Qualität bzw. Kontrolle gewährleistet, es verschlingt aber Unmengen an Zeit, welche dann bei Patienten (und Studenten bzw. Assistenzärzten und weiteren Kollegen) abgeht, schade.

Am Donnerstag durfte ich die Sprechstunde von Dr. Halasi, einem niedergelassenen Orthopäden im MVZ Regen begleiten und hatte so die Gelegenheit meine Wissensdefizite rund um die orthopädische Untersuchung etwas aufzubessern, trotzdem finde ich es immer noch sehr schwierig, diverse Gelenke korrekt zu untersuchen. Dr. Halasi hat mir aber versichert, dass es auch bei ihm eine Zeit gedauert hat, bis man eine gewisse Routine bekommt.

Am Freitag war ich relativ spontan bei Dr. Pinker, einer niedergelassenen Allgemeinmedizinerin in Grafenau, welche auch viele Kinder betreut. Hier konnte ich unter anderem bei einer U9 dabei sein. Diese Vorsorgeuntersuchung wird zwischen dem 60. und 64. Lebensmonat durchgeführt und testet vor allem die Sprachproduktion sprich Lauterwerb und Wortschatz, sowie Sozialverhalten. Neben den allgemeinen Untersuchungen der Organfunktionen werden auch Sehvermögen sowie grob-und feinmotorische Entwicklung getestet.
Die darauffolgende U7 (zwischen 21. und 24. Lebensmonat) war nicht weniger spannend, die Mutter brachte auch zwei Geschwister mit, was für ein sehr lebhaftes Untersuchungszimmer sorgte. Die Atmosphäre war in beiden Fällen sehr angenehm, Dr. Pinker gewinnt schnell das Vertrauen zu den Kleinen.Somit haben die kids auch die von mir durchgeführten Untersuchungen ohne weiteres toleriert. Hier würde ich sehr gerne wieder hospitieren.

Auch diese Woche verbrachte ich den Montag in Kirchberg. Es fand dank Roman sehr viel teaching statt, von Polycythaemia Vera, über Rhythmusstörungen, diversen Elektrolytentgleisungen und deren Therapieansatz über die chronische und akute Pankreatitis musste ich meine grauen Zellen ganz schön fordern um Romans Fragen beantworten zu können. Außerdem habe ich einige EKGs aus der Praxis mitgenommen und diese bestmöglich befundet und mit den Experten besprochen.
Unzählige spannende Patienten später startete auch schon unsere Skype Konferenz, diese Woche mit dem Thema Müdigkeit. Dieses Symptom begegnet uns doch immer wieder in der Praxis, somit war es sehr hilfreich Anamnese, körperliche Untersuchung, Diagnostik, Differentialdiagnosen und abwendbar gefährliche Verläufe zu besprechen, anschließend habe ich mich noch einmal mit der Degam Leitlinie zu diesem Thema beschäftigt.

Am Dienstag durfte ich nach Viechtach zu Dr. Popp (Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologe) zum Hospitieren kommen. Es standen allein am Vormittag mindestens 10 Gastro-und Koloskopien an, bei denen ich zuschauen konnte. Dr Popps fundiertes Wissen über sämtliche Krankheitsbilder, welche den Magen-Darm Trakt betreffen, hat mich sehr zur weiteren Recherche angeregt. Er hat mir unter anderem viel zum Morbus Whipple und zum Ösophaguskarzinom erklärt, welches wir leider zuvor bei einem Patienten in der Gastroskopie festgestellt hatten. Zudem kam zwischendurch eine Patientin mit Verdacht auf tiefe Beinvenenthrombose, diese konnten wir im Ultraschall bestätigen. Somit habe ich nochmal die Tests und die wichtigen Fragen (Wells Score) bei Verdacht auf dieses Krankheitsbild wiederholt.

Am Mittwoch konnte ich Martina zu einem Hausbesuch begleiten. Die Patientin hatte gerade aufgrund einer pAVK im Stadium 4 einen Bypass bekommen und wir kamen zur Wundkontrolle-und Versorgung.
Dank Dora hatte ich ein kleines Hoch in der Lebersonographie. Sie hat sich Zeit genommen, mir über die Schulter geschaut und sehr hilfreiches Feedback bezüglich meiner Technik gegeben und ein tolles Buch empfohlen.

Am Nachmittag waren Susanne und Roman in der Praxis, ich habe es endlich geschafft, alle Patienten welche Marcumar in Schöfweg einnehmen in die von ehemaligen Pjlern entworfenen (großartigen!)Tabellen einzutragen und ging mit den beiden unklare Indikationen oder anderen Fragen bei diversen Patienten durch. Dies sorgte immer wieder für angeregte Diskussionen. Es war sehr hilfreich die unklaren Fälle durchzugehen, zum Teil hatte ich auch Fragen, die nicht unbedingt mit der Medikamenteneinnahme zu tun hatten, es war sehr spannend die Meinung der beiden zu diversen Themen zu hören und auch toll dass wir dafür Zeit hatten.

Am Donnerstag hospitierte ich bei Dr. Kirstätter, einem niedergelassenen Rheumatologen in Deggendorf. Meine letzten Vorlesungen zu diesem Thema liegen gefühlt Jahre zurück, ich war sehr froh, dass ich mir die Tage davor die wichtigsten Krankheitsbilder angeschaut hatte, denn Dr. Kirstätter stellte mir ganz schön viele Fragen! Es war ein sehr langer, (07-18:30Uhr inkl. 10min Mittagspause, das bin ich gar nicht mehr gewohnt;)) aber dafür unglaublich lehrreicher Tag.
Endlich ein bisschen weniger Chaos in meinem Kopf, was die vielen rheumatologischen Krankheitsbilder angeht!  Im Studium kam das Thema bei uns doch ein bisschen knapp, sodass ich richtig froh war, hier noch so viel mitnehmen zu können. Die ausführliche Anamnese war für mich sehr beeindruckend, auch wurden alle Patienten sehr genau untersucht und ich habe zahlreiche Gelenksonographien gesehen. Der Satz „when in doubt think of gout“ wird mir bestimmt noch länger im Gedächtnis bleiben!

Woche Nummer 11 neigt sich dem Ende zu.

Die halbe Woche (Mittwoch-Samstag) verbrachte ich in Innsbruck, um mir den 52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin anzusehen. Ich bin immer wieder beeindruckt von der grandiosen Bergkulisse, welche die schöne Stadt Innsbruck teilweise umschließt. Dieses Jahr lautete der Titel „Wissenschaft braucht Hausärzte – Hausärzte brauchen Wissenschaft“

Am Donnerstag lernte ich ihm Rahmen einer Konferenz die JADE (junge Allgemeinmedizin Deutschland) kennen. Nach einer Vorstellungsrunde wurden wir dazu aufgefordert in Kleingruppen zu besprechen, wie wir uns Allgemeinmedizin im Jahr 2030 vorstellen. Schwerpunkte lagen vor allem hinsichtlich neuer Technologien (braucht es 2030 überhaupt noch Hausärzte oder können Computer uns ersetzen?), Praxisgestaltung und Versorgungsnetzwerken. Ich war die einzige Studentin in meiner Kleingruppe, so war es sehr spannend, Meinungen bereits praktizierender junger Kollegen zu erfahren.

Nach einer kurzen Mittagspause hatte ich mich für einen Workshop in einem Simulationszentrum angemeldet. In insgesamt 5 Simulationssettings kam man zu zweit zu einem Schauspielpatienten, welcher in der Ordination (das ist das österreichische Wort für Praxis;)) plötzlich ein akutes Krankheitsbild entwickelt. Mein Patient war gerade am Gehen, als er plötzlich eine einseitige Halbseitenlähmung, sowie verwaschene Sprache entwickelte. Mithilfe einer Kollegin und der MFA leitete ich die wichtigsten Schritte ein, also Lagerung, Notruf absetzen etc.
Zuvor hatten wir mit den Dozenten (Notfallmediziner) besprochen, wie wichtig angemessene Kommunikation in solchen Situationen mit Kollegen ist. Also Kollegen immer direkt ansprechen (nicht mit dem Raum sprechen), einer ist Teamleader, Vorschläge und Ideen der Kollegen sind unbedingt zu berücksichtigen (flache Hierarchien). Neu war für mich das sog „time out“, also auch als erfahrener Arzt kann es passieren, dass alles nach Plan läuft, also das ABCDE Schema wird abgearbeitet, die Zugänge liegen, der Patient verschlechtert sich nicht weiter, und trotzdem hat man ein Gefühl der Hilflosigkeit. In solchen Situationen wendet man das sog. Time-out Prinzip an, geht also einen Schritt aus der ganzen Situation heraus und reflektiert und analysiert mit Kollegen in ein paar Sätzen die Situation. Das kann sehr hilfreich sein, um den nächsten Schritt zu finden. Unsere Vorgehensweisen wurden gefilmt und anschließend mit den anderen Teilnehmern besprochen. Im nächsten Szenario reagierte mein Patient auf die Übermittlung einer sehr schwerwiegenden Diagnose aggressiv und wurde sehr unruhig. Ich hatte den Impuls beruhigend auf den Patient einzureden und mich ihm zuzuwenden. Im Teamfeedback habe ich dann gelernt, dass es hier in erster Linie maßgeblich auf den Eigenschutz ankommt, (daran hatte ich in der Situation gar nicht so richtig gedacht). Auch bei den anderen Beispielen konnte ich eine Menge lernen, maßgeblich dazu beigetragen haben auch die tollen schauspielerischen Fähigkeiten der Notfallmediziner als Patienten.

Am Freitag und Samstag hörte ich viele interessante Diskussionen zu aktuellen Themen der Allgemeinmedizin, über die evidenzbasierte Versorgung chronisch Kranker, die Gesprächsführung bei psychosozialen Problemen und Praktisches, sowie Pragmatisches zum Thema Kreuzschmerz. Beim letzten Thema wurde vor allem die manuelle Therapie besprochen und demonstriert, was mich sehr fasziniert hat.
Ein positiver Aspekt an Kongressen, stellt meiner Meinung nach die Vernetzung mit Kollegen dar. Man blickt über den Tellerrand hinaus und erfährt interessante Meinungen, Ansichten und Erfahrungen.

Am Montag und Dienstag war ich in der Praxis in Kirchberg, was nicht weniger spannend als der Kongress war! Wir besprachen in der Skype Konferenz das Thema Hämaturie und ich konnte eine Studie bezüglich klinisch relevanter Hämaturie bei Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern bzw. oralen Antikoagulantien präsentieren. Außerdem war ich diese Woche das erste Mal bei einer Infektionsschutzbelehrung dabei und habe die wichtigsten Elemente des Check-Ups wiederholt.
Ich freu mich, dass ich noch zwei Wochen in der Praxis sein kann, bevor die straffe Examensvorbereitung losgeht;)

Meine vorletzte Woche startete mit einer Hospitation im MVZ Regen.
Den Vormittag verbrachte ich bei Dr. Frimmel-Müller, einer äußerst engagierten und sehr herzlichen Gynäkologin. Ich konnte meine Kenntnisse bezüglich Untersuchungen in der Schwangerschaft, CTGs, Verhütungsmethoden, Ultraschall und Basics der Sexualmedizin auffrischen. Dr. Frimmel-Müller hat sich sowohl für Patienten als auch mich sehr viel Zeit genommen. So konnte ich zB. jeden Zervix-Abstrich im Mikroskop befunden. Auch das Team im MVZ war mir gegenüber sehr aufgeschlossen und herzlich. Spannend war auch das Einsetzten von Kupfer-und Hormonspiralen, welches vor allem bei jungen Frauen immer häufiger der Pille vorgezogen wird.
Dr. Frimmel-Müller hat mir sogar ihre Telefonnummer gegeben, falls Fragen während der Examensvorbereitung auftreten, wirklich total nett.

Nach einer kurzen Mittagspause und ein paar Blutentnahmen (gut, dass ich das nicht verlernt habe;)) durfte ich den Nachmittag bei Dr. Werner (Facharzt für Innere Medizin) hospitieren.
Ich konnte unter anderem bei Lungenfunktionstests und Fahrradergos zusehen. Außerdem durfte ich Herzechos durchführen, was für mich als Anfänger alles andere als einfach ist. Aber am Ende des Tages hatte ich meine Fähigkeiten doch etwas ausbauen können:)
Wir haben auch viele Gefäße geschallt, ein Patient kam zu uns, da sein Hausarzt ein Strömungsgeräusch über der Leiste auskultiert hatte. Dem gingen wir natürlich auf den Grund und konnten erfreulicherweise nichts Pathologisches an den Beingefäßen entdecken (weder auskultatorisch noch sonographisch), somit entschieden wir uns für die Diagnose „funktionelles Strömungsgeräusch“.

Am Mittwoch war ich bei Dr. Buvar (ein Orthopäde mit Leidenschaft) zu Gast in der Sprechstunde.
Es warteten ganz schön viele Patienten auf uns, sodass für Fragen zunächst nicht so viel Zeit blieb. Jedoch hat sich Dr. Buvar trotzdem sehr bemüht und mir versichert, dass am Ende der Sprechstunde Zeit für Fragen und Diskussion bleiben wird-was auch der Fall war. Besonders beeindruckt hat mich (wieder einmal) die manuelle Therapie, mit wenigen Handgriffen und Techniken ging es den Patienten nach der Konsultation oft schon viel besser.

Da ich mir den Freitag frei genommen habe, war ich nur am Dienstag in Kirchberg und freute mich, Anamnese und körperliche Untersuchung mit einer sehr engagierten Studentin aus Metten zu üben. Zu zweit überlegt man doch oft etwas breiter und einige Patienten freuen sich über die ausführlichen Untersuchungen von Kopf bis Fuß.
Unter anderem stellte sich ein Patient mit linksseitigen Unterbauchschmerzen vor, wir gingen gemeinsam sämtliche Verdachtsdiagnosen nach unserem Schema und abwendbar gefährliche Verläufe durch und entschieden uns nach genauer Anamnese und körperlicher Untersuchung für die Verdachtsdiagnose Divertikulitis. Mithilfe der Sonographie konnten wir diesen Verdacht erhärten.
Außerdem habe ich mir Dank unserer Studentin die Untersuchungstests des vorderen Kreuzbandes nochmal genau angeschaut, da ich ihr nicht mehr alle aufzählen konnte.

So schnell können 13 Wochen vergehen!
Meine letzte Woche in Kirchberg startete mit einer Hospitation bei Frau Dr. Steckenreuter, einer sehr engagierten und herzlichen Allgemeinmedizinerin, die ihre Praxis in Drachselsried hat. Ich war abwechselnd bei ihr und ihrer Kollegin mit im Sprechzimmer und konnte somit immer entscheiden, welchen Patienten ich mitbetreuen möchte. Am Nachmittag fuhren wir noch ins Pflegeheim und kümmerten uns unter anderem um Wunden, BZ Einstellungen und RR Kontrollen. Anschließend standen noch zwei Hausbesuche am Programm. Es war schön, wieder eine neue Allgemeinmedizinische Praxis der Umgebung kennen zu lernen.
Somit fuhr ich am Dienstag gleich wieder zu anderen Allgemeinmedizinern, zu Frau und Herrn Dr. Stauber-Stern in Geiersthal. Die Praxisräumlichkeiten ließen es zu, dass ich schon mal die Anamnesegespräche und Untersuchungen vor den Ärzten durchführen konnte. Anschließend stellte ich meine Befunde mit Therapievorschlag Dr. Stern vor. Es war wirklich ein toller Tag und es hat mir viel Spaß gemacht mit den beiden zusammen zu arbeiten. Nach einer kurzen Mittagspause in der ich mit den beiden Ärzten über das Medizinstudium, Medizin in Österreich und wie es mit der work-life balance bei den beiden aussieht plauderte, nahm Dr. Stern mich mit zu einem Betrieb (mir ist leider der Name entfallen) und weihte mich in das Arbeitsfeld eines Betriebsmediziners ein. Dieses Gebiet habe ich im Studium eher rudimentär mitgenommen, somit war es eine spannende Sache, zu erleben, wie man als Betriebsarzt arbeitet.
Den Mittwoch verbrachte ich mit Jasmin (einer total engagierten Blockpratikantin) und Dr. Blank im Gymnasium Niederalteich. Das Gymnasium hatte an diesem Tag einen Berufsorientierungstag veranstaltet, um den Schülern einige unterschiedliche Berufe im Rahmen von Vorträgen und Infoständen näher zu bringen. Gemeinsam mit Jasmin, beantworteten wir zahlreiche Fragen rund um das Medizinstudium, Aufnahmebedingungen, Studentenleben etc. Die Schüler waren sehr interessiert und aufmerksam, es hat Spaß gemacht, die vielen Fragen, mit denen auch wir uns vor einigen Jahren (!) auseinander gesetzt hatten zu beantworten. Und wir bekamen am Ende sogar Schokolade geschenkt

Ich kann mich, was meine Zeit in der Gemeinschaftspraxis im Bayerwald angeht, nur meinen Vorgängern anschließen. Wer auf der Suche nach einem höchst engagierten und fachlich äußerst kompetenten Team ist, ist hier richtig. Eigenständiges Arbeiten ist hier problemlos möglich. So hat man z.B.  sein eigenes Sprechzimmer, kann bei den Patienten Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen und darf sie dann mit Behandlungsvorschlag einem der Ärzte vorstellen. Das ganz herzliche Team aus MFAs unterstützt dabei wo es kann und ist gerne bereit Wissen und Erfahrung mit Patienten weiterzugeben. Generell ist die Arbeit hier von Wertschätzung und, wie es ein Kollege bereits in seinem PJ Tagebuch beschrieben hat, „von hohem wissenschaftlichen Geist geprägt“.
Ich konnte hier meine Fähigkeiten im Umgang mit Patienten um einiges verbessern, vor allem auch, weil man hier viel feedback bekommt.
Ein großer Bonuspunkt war für mich die Möglichkeit, einmal die Woche bei Kollegen der unterschiedlichsten Fachrichtungen (Derma, HNO; Physiotherapeuten, Rheumatologen, die Liste geht noch lange weiter) zu hospitieren.
Weiters lernt man in den wöchentlichen Fortbildungen im Rahmen von Skypekonferenzen viele interessante Themen und Problemstellungen kennen und man ist herzlich zur aktiven Mitarbeit eingeladen. Einmal im Monat findet ein sogenannter Journal Club statt, man hat die Möglichkeit eine Studie vorzustellen und sie mit niedergelassenen Kollegen zu besprechen/zu diskutieren.
Fragen sind immer willkommen und erwünscht, zudem besitzt die Praxis Onlinezugänge zu einigen sehr informativen Plattformen, die mir vor diesem Tertial nicht so geläufig waren, mir aber bei der Recherche von gewissen Fragen sehr geholfen haben/helfen.
Kirchberg im Wald ist ein sehr idyllisches Dörfchen, ein Auto ist vorteilhaft, aber auch ohne kommt man grundsätzlich zurecht, was vor allem an den engagierten Mitarbeitern liegt, die fahrttechnisch aushelfen.
Das Freizeitangebot ist im Sommer und Winter für Sportbegeisterte ein großer Pluspunkt, und auch in Regensburg oder Passau ist man in ca. einer Stunde.
Wie ihr bestimmt schon gelesen habt, wird eine Wohnung zur Verfügung gestellt, welche bereits sehr nett eingerichtet ist, außerdem gibt es eine kleine Bibliothek mit Büchern von ehemaligen  PJlern/Famulanten.
Ich kann zusammenfassend ein Tertial im Bayrischen Wald wärmstens empfehlen, es war für mich eine ganz bereichernde, lehrreiche Zeit dort.

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