
Leonie Hartmann
Praktisches Jahr
15.11.2021 – 6.3.2022
Woche 1: 15.11. – 21.11.2021
Nach 100 Tagen monotonem Lernen war es endlich soweit – mein PJ begann.
Um etwas Zeit zum Ankommen zu haben, entschied ich mich dazu, bereits am Wochenende nach Kirchberg zu fahren. Als ich am Samstag bei Dunkelheit und Platzregen in Kirchberg ankam, freute ich mich umso mehr, als ich die helle, schöne, geräumige Wohnung betrat, die für vier Monate mein neues Zuhause sein würde. Am nächsten Morgen wurde ich von einem atemberaubenden Sonnenaufgang und einem herrlichen Blick über Kirchberg überrascht und wusste direkt, dass ich mich hier sehr wohlfühlen werde. Nach einem wunderschönen Spaziergang um Kirchberg bei bestem Wetter freute ich mich auf meinen ersten Arbeitstag am nächsten Morgen.
Den ersten Tag durfte ich in der Praxis in Auerbach verbringen. Ich wurde herzlich von Dr. Kalmancai und den Arzthelferinnen willkommen geheißen und erhielt einen kurzen Überblick über die Praxis.
Dann ging es auch schon zu den ersten Patienten. Nach einer langen Studienzeit mit Fokus auf der Theorie war es eine willkommene Abwechslung endlich einmal wieder Patientenkontakt zu haben.
Nachdem ich Dr. Kalmancai zuerst über die Schulter schauen konnte, durfte ich selbst einen Patienten mit Schilddrüsenknoten sowie eine Patientin mit Bauchbeschwerden schallen. Beeindruckend für mich war auch eine Patientin mit idiopathischer Fazialisparese und dadurch ausgeprägtem Bell-Phänomen, da mir dieses Krankheitsbild bisher nur aus dem Lehrbuch bekannt war. Gleich am ersten Tag wurde mir zudem die schwere Coronalage im Bayerischen Wald deutlich. Täglich finden vor der Praxis eine Vielzahl an Coronatests statt, die mehrheitlich positiv ausfallen.
In der Mittagspause lernte ich dann die beiden anderen sehr netten PJ-lerinnen kennen, mit denen ich nach einer interessanten Themenbesprechung mit dem gesamten Team der Gemeinschaftspraxis, noch einen kleinen Spaziergang durch Kirchberg unternahm.
Bereits am zweiten Tag hatte ich das Gefühl, schon ewig mit meinen neuen Kollegen_innen zusammenzuarbeiten. Das Miteinander ist herzlich und Dr. Kalmancai nahm sich Zeit für alle meine Fragen. Mittags konnte ich einen kleinen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten und durfte selbstständig Coronaimpfungen durchführen. In der Mittagspause führte Dr. Kalmancai einen Notfallkurs in der Praxis in Lalling durch, zu dem ich ebenfalls eingeladen wurde. Auch dort empfingen mich alle Ärztinnen und Arzthelferinnen herzlich und wir hatten einen humorvollen und sehr lehrreichen Mittag. Dabei merkte ich, wie wichtig es ist, Notfallsituationen immer wieder zu üben und zu wiederholen, um im Ernstfall richtig und schnellstmöglich agieren zu können. Am Nachmittag fanden noch zwei Jugendschutzuntersuchungen statt, von denen ich eine übernehmen durfte. Am Ende stellte sich heraus, dass beide Brüder eine rot-grün-Schwäche aufwiesen.
Am Mittwoch dann der Schock: eine unserer Arbeitskolleginnen in der Praxis war positiv auf Corona getestet worden. Obwohl unsere PCR-Tests glücklicherweise negativ ausfielen, musste die Praxis zum Schutz aller und aufgrund des Personalmangels in den Notfallbetrieb wechseln. Am Mittwochnachmittag fand dann noch ein von Ärzten des Krankenhauses in Cham organisiertes Teaching statt. Diesen Mittwoch war das Thema „Umgang mit depressiven Patienten“. Ein wie ich finde, sehr wichtiges Thema, v.a., da man als Studierende lediglich kaum bis keine Erfahrung in der Gesprächsführung bei diesem doch sehr häufig vorkommenden Krankheitsbild besitzt.
Auch den Rest der Woche behielten wir den Notzustand bei und ich hatte somit die Möglichkeit, die gesamte Woche in Auerbach zu verbringen. Am Ende der Woche kam noch ein Patient mit einer Axtverletzung in die Praxis, die mein chirurgiebegeistertes Herz höherschlagen ließ, als wir die Wunde nähten und versorgten. Insgesamt konnte ich mir trotz des Ausnahmezustandes keinen besseren PJ-Start vorstellen und ich freue mich sehr auf die neue Woche.
Woche 2: 22.11. – 28.11.2021
Auch meine zweite Woche ist wie im Flug vergangen. Nach einem turbulenten Start (sowohl Laptop als auch Auto sind kaputtgegangen), verlief die restliche Woche ansonsten sehr gut.
So hatte ich diese Woche die Möglichkeit, die anderen drei Standorte Schöfweg, Lalling und Kirchberg kennenzulernen und auch hier wurde ich von allen herzlich empfangen. Ich konnte vermehrt selbstständig arbeiten und finde mich mittlerweile gut in den Abläufen zurecht. Meist gehe ich zum Patienten vor, um bereits das Anamnesegespräch zu führen, die körperliche Untersuchung zu übernehmen und herauszufinden, was den Patienten plagt. Danach überlege ich mir das weitere diagnostische Vorgehen und die Therapie. Im Anschluss bespreche ich alles gemeinsam mit dem Patienten und dem/der entsprechenden Arzt/Ärztin, um am Ende das Ermittelte in der Patientenakte zu dokumentieren. Aufgrund des Durchsprechens ist der Lerneffekt sehr hoch und ich lerne, welche Fragen für welche Krankheiten bzw. Symptome entscheidend sind und somit meine Untersuchungen gezielter durchzuführen und mein Vorgehen zu präzisieren.
So durfte ich mehrere sehr spannende Patienten betreuen, diagnostizierte eine Leistenhernie, führte einige Verbandswechsel durch, entfernte Fäden, durfte mehrere orthopädische Untersuchungen durchführen, schaute Herrn Dr. Machac bei einem Herzecho über die Schulter und war bei psychosomatischen Gesprächen dabei. Bei Letzteren empfand ich es als besonders bemerkenswert, wie Frau Aicher sehr einfühlsam und sicher diese Gespräche leitete und mir verdeutlichte, wie wichtig es ist, auch unangenehme Themen anzusprechen. Die meisten Patienten sind dankbar, Ihre Sorgen teilen zu können. So lernte ich auch den telefonischen „Krisendienst Psychiatrie Niederbayern“ kennen, der Patienten 24/7 in psychiatrischen und seelischen Krisen beisteht.
Auch diese Woche fanden wieder Seminare in der Mittagspause statt. Am Montag durfte ich direkt bei unserer Themenbesprechung Protokoll führen. Diese Woche sprachen wir über Reisekrankheiten. Hierbei ist es besonders wichtig, zuerst die wahrscheinlichsten Erkrankungen auszuschließen, die Reiseanamnese jedoch immer im Hinterkopf zu behalten.
Am Mittwoch fand ein sehr spannendes Seminar zum Thema „Borreliose“ statt, bei welchem u.a. über das kontroverse Thema einer Antikörperserologie-Bestimmung diskutiert wurde. Abends fand dann zusätzlich der Journal Club statt, bei dem mehrere unserer Ärztinnen aktuelle Studien vorstellten und man anschließend über die Aussagekraft, Relevanz und Umsetzung diskutierte. Eines der Themen war die Gabe von Honig bei Husten im Kindesalter. Hierbei wurde aufgezeigt, dass Honig eine bessere Wirkung besitzt als Placebo-Medikamente und abwartendes Nichtstun sowie mit der Wirkung von Hustenstiller fast gleichzusetzten ist. Die Anwendung darf jedoch ausschließlich bei Kindern über 12 Monaten erfolgen und es gibt noch keine eindeutige Evidenz. Da die vorstellende Assistenzärztin Frau Dr. Hill am nächsten Mittwoch nicht anwesend sein kann, darf ich die Studie dort im externen Journal Club vorstellen. In der Fallbesprechung am Donnerstag stellte ich dann noch einen Patienten vor, welchen ich am Dienstag in Lalling gesehen hatte. Dieser suchte uns aufgrund eines periorbitalem und lateral streifenförmig am Auge bestehenden allergischen Kontaktekzem auf. Nach einer ausführlichen Anamnese vermuteten wir die Metallstäube an seinem Arbeitsplatz aus Auslöser. Zwar trägt der Patient dort eine Schutzbrille, jedoch besitzt diese eine seitliche Öffnung, durch welche der Metallstaub zum Auge gelangen kann. Eindrücklich war, dass das allergische Ekzem erst nach 5 Jahren Tätigkeit aufgetreten war, ohne, dass sich an den äußeren Arbeitsumständen etwas geändert hat. In der Fallbesprechung tauschten wir uns dann über das weitere Vorgehen und die leitliniengerechte Therapie aus.
Eine weitere gute Nachricht wartete am Ende der Woche: sowohl mein Laptop als auch mein Auto waren wieder repariert und ich konnte erleichtert in ein schneereiches Wochenende starten.
Woche 3: 29.11. – 05.12.2021
Nach einem herrlichen Wochenende startete die neue Woche ebenfalls sehr schneereich und auch das Fahren bzw. Laufen zur Arbeit wurde zu einem kleinen Abenteuer. Meinen ersten Tag der Woche verbrachte ich in Lalling. Da an diesem Tag mehrere Patienten mit neurologischen Symptomen zu uns kamen, hatte ich die Möglichkeit meine neurologische Untersuchungstechnik aufzufrischen und zu vertiefen. Ich merke, dass es mir zu Beginn noch schwerfällt alle Untersuchungen strukturiert durchzuführen und nichts zu vergessen. Dies verdeutlicht mir, wie wichtig es ist, sich ein gutes Schema zu überlegen, nach dem man vorgehen kann. Denn meistens sind es Kleinigkeiten, die auffallen und dann zu einer Diagnose führen können. So auch bei diesen Patienten. Während zwei mit degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen einen positiven Romberger Stehversuch aufwiesen, hatte die eine Patientin mit Schwindelsymptomatik Probleme, Ihren Blick nach links zu halten. Auch durfte ich mich an einer Ohrspülung versuchen und es war sehr schön zu sehen, wie man als angehende Ärztin mit leichten Mitteln Beschwerden lindern kann. Besonders beeindruckend fand ich einen Patienten mit einem Gichtanfall im Sprunggelenk. Bisher hatte ich nur Kleinere an Fußzehen und Fingern gesehen, welches Ausmaß so ein Gichtanfall aber wirklich annehmen kann, wurde mir erst hier wirklich bewusst.
Am Mittwochmittag fand erneut ein sehr spannendes Seminar, organisiert vom Krankenhaus Cham, statt. Diese Woche war das Thema „Ich und der Notfall“. Mit viel Spaß und spannenden Fällen führte uns Herr Dr. Igl, selbst Allgemeinmediziner und aktiver Notarzt, durch das Thema. So besprachen wir die akute Behandlung des allergischen Schocks, des Herzinfarkts, der akuten Luftnot bei COPD und des Traumas. Alles Krankheitsbilder, mit denen man im notärztlichen Alltag doch häufiger zu tun hatte und die ich selbst schon bei meinen Fahrten mit dem NEF erlebt hatte. Ich freue mich schon sehr auf den praktischen Teil, welcher wegen Corona leider auf nächstes Jahr verschoben wurde.
Abends fand dann erneut der Journal Club mit ein paar sehr netten Ärzten von außerhalb statt. Es war sehr spannend zu hören, was sie zusätzlich fachlich beizusteuern hatten und was sie von unseren Gedanken von letzter Woche hielten.
Den Hauptteil der Woche verbrachte ich aufgrund der Schneeverhältnisse zusammen Julia in Kirchberg bei Herrn Dr. Machac, der uns an seinem geballten Wissen über die verschiedensten Krankheitsbilder der Inneren Medizin teilhaben ließ. Neben vielen Impfungen behandelten wir u.a. eine Patientin mit Katzenbiss, schallten einen Patienten mit blutiger Blasenentzündung bei V.a. auf Nierensteine/ Verschiebung des erst kürzlich eingebrachten Doppel-J-Katheters und einen Patienten mit verschiedenen Laborwertentgleisungen bei Z.n. Larynx-CA.
Am Ende der Woche betreute ich zusammen mit Frau Dr. Takacs noch zwei Patienten, welche zur Verletzungsdokumentation und -behandlung nach einem Überfall kamen. Zum Glück waren beide weitgehend verletzungstechnisch glimpflich davongekommen, jedoch war das seelische Trauma umso größer. Mit viel Gesprächstherapie versuchten wir ein bisschen Abhilfe zu schaffen. Hierbei merke ich erneut, wie vielfältig die Medizin eigentlich ist und mit wie vielen unterschiedlichsten Krankheitsbildern man doch jeden Tag konfrontiert wird.
Woche 4: 06.12. – 12.12.2021
Die neue Woche begann mit einem kleinen Dämpfer: Am Montag wäre ich eigentlich mit Herrn Dr. Blank von 8:30 bis 20 Uhr in Freyung zum Impfmarathon eingeteilt gewesen – eine tolle Aktion, bei der am Ende der Woche 10.000 Bürger die Möglichkeit hatten, sich impfen zu lassen. Da sich jedoch für die 1290 möglichen Impfungen pro Tag nicht einmal 1/3 Abnehmer angemeldet hatten, wurde uns kurzfristig abgesagt.
So verbrachte ich den Wochenbeginn in Lalling zusammen mit Frau Dr. Takacs und Frau Dr. Krenn. Da ich dort bisher die meiste Zeit meines PJ verbrachte, kenne ich viele der Patienten mittlerweile und kann ihre Krankheitsentwicklung von Woche zu Woche mitverfolgen. So führte ich eine Wundkontrolle bei einem Patienten mit schweren Verbrennungen an der Hand durch, welchen ich auch schon die Woche zuvor gesehen hatte. Aufgrund des Schweregrades der Verbrennung hatte er zusätzlich zur Wunddeckung eine Spalthautplastik aus dem Oberschenkel erhalten. Während in der vorangegangenen Woche noch offene Wundverhältnisse vorgelegen hatten, waren die Wunden mittlerweile reizlos und fast vollständig abgeheilt.
Am Mittwochnachmittag führte uns Prof. Dr. Buchner vom Sana Klinikum des Landkreises Cham mit vielen eindrücklichen Herzecho-Bildern durch das Themengebiet der „Interventionellen Kardiologie“. Da ich bisher nur wenig Erfahrung in der Herzechodiagnostik gesammelt habe, konnte ich viel neues Wissen von dem spannenden und super umgesetzten Seminar mitnehmen. So besprachen wir zuerst die Gründe für den Einsatz eines Herzechos, um dann mit vielen zusätzlichen Infos die krankheitsspezifischen Herzechobilder anzuschauen. Dabei besprachen wir von Klappenvitien über Herzthromben, Herzmuskelhypertrophien, Perikarderguss, Endokarditis/ Perikarditis bis Aortendissektion alle wichtigen Indikationen.
Die letzten beiden Tage der Woche verbrachte ich mit Herrn Dr. Blank in Grafenau. Neben vielen orthopädischen Untersuchungen, Impfungen usw. durfte ich auch bei einer Gesundheitsuntersuchung mit dabei sein. Hierbei ist v.a. die Anamnese entscheidend, um ein umfassendes Bild der Beschwerden, Vorerkrankungen, familiären Krankheitshäufungen sowie des Lebensstils zu erhalten. Somit kann die Check-up-Untersuchung individuell an das Alter und den Gesundheitszustand angepasst werden. Das „Problem“ sei laut Dr. Blank dabei jedoch, dass meist nur gesunde, um Ihre Gesundheit bemühte Patienten an einer Gesundheitsuntersuchung teilnehmen würden. Viele Patienten, welche einen gesundheitlichen Nutzen davon hätten, nehmen die Gesundheitschecks meist nicht wahr.
In dieser Woche wurde mir zudem vermehrt bewusst, wie viele Patienten weiterhin von Desinformation und unbegründeten Ängsten rund um die Corona-Impfung eingeschüchtert werden. Viele davon sind vorsichtig, tragen Maske, haben Angst vor Corona, schränken Ihre Kontakte nahezu vollständig ein und nehmen das Virus ernst, sind aber aufgrund von Falschinformationen, leider auch z.T. von ärztlichen Kollegen, weiterhin ungeimpft. Hierbei ist es umso wichtiger, sich Zeit für diese Patienten zu nehmen, sie ausführlich zu informieren und mit den richtigen Risikoeinschätzungen deren Sorgen und Ängste zu nehmen. Denn die Nebenwirkungen der Impfung entsprechen denen der Erkrankung, nur in deutlich geringerem Maße und viel seltener auftretend. Somit ist die Impfung immer die bessere und unverkennbar risikoärmere Alternative, welche im Gegensatz zur Infektion keine Langzeitfolgen aufweist. So freute ich mich umso mehr, als die eine Patientin sich am Ende unseres Gesprächs dazu entschloss, sich in die Impfliste einzutragen.
Leider verließ uns am Ende der Woche dann die PJlerin Julia, um nach Weihnachten in ihr neues PJ-Tertial zu starten. Wir hatten eine schöne und unterhaltsame Zeit miteinander und ich wünsche Ihr für die kommende Zeit alles Gute.
Woche 5: 13.12. – 19.12.2021
Eine weitere spannende Woche mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen geht zu Ende. Diese Woche verbrachte ich abwechselnd zusammen mit Frau Aicher, Frau Dr. Krenn und Frau Dr. Takacs in Lalling. Ich durfte erneut meine Sono-Skills verbessern, betreute Patienten mit Schwindel, eine Patientin mit einer ausgeprägten Frozen Shoulder, einen Patient mit Rippenprellung, durfte Fäden ziehen und führte einen Verbandswechsel bei einer Patientin mit luxiertem Finger und bei einem Patienten mit verbrannten Finger durch. Auch kamen diese Woche vermehrt Patienten mit Herzproblemen und Engegefühl in der Brust zu uns. Hierbei ist es besonders wichtig, auf die entsprechenden „Red flags“ zu achten, um einen abwendbar gefährlichen Verlauf zu erkennen. So führten wir ausführlich die Anamnese durch, nahmen uns Zeit bei der körperlichen Untersuchung und führten zur Sicherheit ein EKG sowie einen Troponin-Schnelltest durch. Sehr einprägsam fand ich auch ein Gespräch mit einem Patienten, welcher durch einen Sturz von der Leiter eine Avulsion der linken Niere erlitten hat und daraufhin nach mehreren Coiling-Versuchen eine Nephrektomie durchgeführt werden musste.
Auch wissenstechnisch war die Woche eine Bereicherung.Am Montagnachmittag folgte zuerst praxisextern eine Besprechung über die neuesten Behandlungsmöglichkeiten einer Corona-Infektion. Christina und ich hatten uns dafür über das Wochenende mit der Antikörpertherapie auseinandergesetzt. Ich war sehr überrascht, welche Erfolge bereits mit der Therapie erzielt werden konnten. So hatte sich herausgestellt, dass chronisch kranke Menschen, welche auf eine Impfung nicht ausreichend ansprechen/ ungeimpft sind, dadurch sehr wirksam (um mehr als 80%) vor einem schweren Covid-19-Verlauf geschützt werden können. Wir diskutierten über die Umsetzbarkeit, da die Gabe bei Patienten mit Corona-Infektion, intravenös und über einen Zeitraum von ca. 2 h erfolgen muss. Während Christina und ich erst skeptisch waren, ob dies in einer Hausarztpraxis überhaupt geleistet werden kann, berichteten externe Ärzte, dass sie bereits sehr gute Erfahrungen mit dieser neuen Therapie in Ihren Praxen gemacht hätten. Dieser informative Austausch begeisterte mich sehr und ich fand es toll zu sehen, wie man durch das Einbringen unterschiedlichen Wissens und Erfahrungen gemeinsam Konzepte erarbeiten und Herausforderungen leichter bewältigen kann.
Auch am Mittwoch folgten weitere spannende Seminare. Zuerst nahm sich Prof. Dr. Kötter vom Institut für Allgemeinmedizin der Universität Lübeck die Zeit, uns ausführlich über die Sinnhaftigkeit eines Vorsorge PSA-Screenings aufzuklären. Ein Thema, welches viele Ärzte hier schon länger beschäftigte. So sollten gesunden, nicht genetisch vorbelasteten Patienten nicht mehr aktiv ein PSA-Screening im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung angeboten werden. Bei Patienten, welche den Wunsch äußern, soll ergebnisoffen über die entsprechenden Vor- und Nachteile aufgeklärt werden. Denn die Evidenz zum Nutzen eines PSA-Screenings ist nicht ausreichend und es gibt deutliche Hinweise für einen potentiellen Schaden des PSA-Screenings (Überdiagnose, Übertherapie).
Anschließend folgte ein weiteres spannendes Seminar, organisiert vom Landkreises Cham. Diesmal berichtete Frau Dr. Weinhold, Allgemeinmedizinerin in Tiefenbach, über „Gespräche mit schwierigen Patienten“. Zu Beginn besprachen wir ganz allgemein die verschiedenen Bindungsmuster und -erfahrungen und wie diese die Arzt-Patienten-Beziehung mitprägen können. So sind die ersten Beziehungserfahrungen im Kindesalter maßgeblich für das spätere Beziehungsverhalten und -konfliktmuster und spiegeln sich zum Teil auch wiederholt in der Beziehung zum Arzt wider. Zudem sei die Kommunikation entscheidend, um es erst gar nicht zu Konfliktsituationen kommen zu lassen. Wichtig sei, direkt zu fragen, was der Patient von einem als Arzt erwartet, um etwaige Missverständnisse erst gar nicht entstehen zu lassen. Um in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren und die Situation ggf. zu deeskalieren, gab sie uns den Rat, sich lieber neben den Patienten als vor den Patienten zu stellen. Von großer Bedeutung in herausfordernden Situationen sei auch das Wort „ALI“ – Atmen, Lächeln, Innehalten.
Nach einem spannenden und lehrreichen Tag ließen Christina und ich den Abend dann bei einer Runde Langlaufen ausklingen. Leider war es auch für sie die letzte Woche und ich bin froh, so eine tolle Mitbewohnerin gehabt zu haben und werde mich gerne an die vielen schönen Gespräche, Spaziergänge und Filmeabende mit „leckerem“ Popcorn erinnern.
Woche 6: 20.12. – 26.12.2021
Diese Woche behandelten wir in Lalling vor allem Patienten zur Wundversorgung. Neben der Behandlung einer entzündeten Schürfwunde half ich bei der Versorgung eines Patienten mit Wundheilungsstörung bei Vorfußamputation, entfernte wieder Fäden und versorgte eine entzündete Narbe mit PVP und Glucose.
Zur Förderung der Wundheilung ist es vor allem wichtig, die Fibrinbeläge und die Krusten zu entfernen, um den Zellwachstum sowie den Abheilungsprozess zu fördern. So versuchten wir in Kleinstarbeit, die Wunden zu reinigen und entsprechend zu versorgen.
Auch hatte ich diese Woche gleich zweimal die Möglichkeit, einen Pleuraerguss zu schallen. Während ich die letzten Wochen das Schallen von Abdomen und Schilddrüse geübt hatte, war das Schallen der Lunge schon sehr besonders. Mit viel Geduld und Expertise erklärte mir Frau Dr. Takacs, wie ich den Schallkopf zur perfekten Darstellung am besten halten solle und den Pleuraerguss dann entsprechend ausmessen kann. Ich bin sehr dankbar, dass sich die Patienten jedes Mal die Zeit nehmen, um mich an Ihnen üben zu lassen.
Besonders einprägsam war auch ein Patient, der einen Tag nach einem Autounfall zu uns kam. Während er am Tag zuvor keine Beschwerden wahrgenommen hatte, hatte er heute starke Schmerzen im Bereich der Schulter und der HWS. Da am Tag davor im Krankenhaus bereits Knochenbrüche ausgeschlossen worden waren und sich auch in der körperlichen Untersuchung keine Anzeichen ergaben, gingen wir von einer HWS-Distorsion aus. Leider kann man hierbei nur mit Physiotherapie und Schmerztherapie entgegenwirken. Da es das erste Schleudertrauma war, welches ich jemals behandelt hatte, war ich von der Ausprägung der Schmerzsymptomatik und Bewegungseinschränkung schon sehr beeindruckt.
Am Mittwoch fand in Lalling dann unser Impfmarathon statt. Während morgens Biontech geimpft wurde, wurde ab 12 Uhr ausschließlich mit Moderna geboostert. Alle Patienten waren sehr dankbar, endlich ihren Impfstoff erhalten zu können. Von 15 bis 16 Uhr verabreichten wir dann hauptsächlich Erstimpfungen. Gerne blieb ich dafür länger da, um bei der Aktion unterstützen zu können. Zur Verpflegung gab es für alle Helfenden leckere Brötchen mit Aufstrich und bei lustiger, schöner Stimmung ging auch der lange Arbeitstag sehr schnell vorbei. Anschließend verbrachte ich den Abend noch in Kirchberg in der Praxis und profitierte erneut von Dr. Machacs Wissen.
Am Donnerstag sahen wir vor den Feiertagen nochmals vermehrt unserer Patienten vom Beginn der Woche zur erneuten Wundkontrolle. Bei vielen sah man zu unserer Freude bereits eine deutliche Besserung. Nachdem ich erneut eine Ohrspülung durchführen konnte, führte ich ein psychosomatisches Gespräch mit einer älteren Patientin durch, welche erst kürzlich nach fast 70 Jahren Ehe die „Liebe Ihres Lebens“ verloren hatte.
Nach einem langen Tag freue ich mich schon sehr auf die Heimfahrt zu meiner Familie am nächsten Morgen sowie auf ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest.
Woche 8: 03.01. – 09.01.2022
Nach einer erholsamen Woche bei meiner Familie in Baden-Württemberg startete meine erste Woche im neuen Jahr gewohnt lehrreich.
Als sehr spannend empfand ich eine Patientin mit Verdacht auf ein komplexes regionales Schmerzsyndrom. Zwar hatte ich über dieses Krankheitsbild bereits gelesen, jedoch war ich überrascht, wie eindrücklich sich die Symptomatik darstellen kann. So war die komplette Hand deutlich geschwollen mit resultierender starker Bewegungseinschränkung, Kraftminderung und ausgeprägter Schmerzsymptomatik. Bisher hatten weder Orthopäde noch Neurologe eine Ursache feststellen können und auch eine rheumatische Erkrankung konnte bislang ausgeschlossen werden.
Zudem behandelten wir eine Patientin mit akuter Schmerz- und Lähmungssymptomatik bei HWS-Bandscheibenvorfall.
Am Montagnachmittag fand eine sehr spannende Besprechung zum Thema „Umgang mit Medikamentenäbhängigen“ statt. Wir besprachen die verschiedenen Medikamente mit Suchtpotential, diskutierten den Umgang bei Verdacht auf Arzneimittelmissbrauch sowie Möglichkeiten, die Patienten bei der Genesung zu unterstützen bzw. zu begleiten. Dabei ist es vor allem wichtig, die Sucht offen anzusprechen, mit den Patienten zusammen eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, die Patienten in ihren Sorgen und Ängsten ernst zu nehmen, die konservative Bandbreite voll auszuschöpfen und ggf. an einen Psychologen, Schmerztherapeuten oder Suchtmediziner zu verweisen.
Den Dienstag verbrachte ich ebenfalls zusammen mit Frau Dr. Hill und Frau Dr. Krenn in Lalling. Zusammen mit Frau Dr. Krenn übte ich EKG-Befundungen und erneut die Abdomen- und Schilddrüsen-Sonografie.
Bei Herrn Dr. Kalmancai hatte ich am Mittwoch die Möglichkeit, selbstständig eine Gesundheitsuntersuchung durchzuführen, untersuchte einen Patienten mit spinozellulärem Karzinom, betreute eine Patientin mit starken Bauchschmerzen, welche wir dann auch ins Krankenhaus einwiesen und eine Patientin mit vermehrtem Herzrasen und Dyspnoe.
Anschließend half ich in Schöfweg beim Corona-Impftag mit und führte viele Erst-, Zweit- und Drittimpfungen durch.
Am Donnerstag und am Wochenende genoss ich mit Natascha, der Blockpraktikantin, das herrliche Winterwetter und wir gingen gemeinsam wandern und Skifahren am großen Arber.
Woche 9: 10.01. – 16.01.2022
Eine weitere aufregende Woche geht zu Ende.Den ersten Tag der Woche verbrachte ich mit Herrn Dr. Kalmancai in Auerbach. Hierbei hatte ich die Möglichkeit, bei mehreren Wundversorgungen zuzuschauen. Zudem betreuten wir erneut die Patientin mit starken Bauchschmerzen von letzter Woche, bei der im Krankenhaus tatsächlich eine subakute Appendizitis sowie ein ausgeprägtes PCO-Syndrom diagnostiziert wurde. Dies verdeutlicht mir erneut, wie wichtig es ist, als Hausarzt seine Patienten zu kennen, um Symptome und den Krankheitswert besser beurteilen zu können. In diesem Sinne hatten wir letzte Woche genau richtig gehandelt, als wir die Patientin trotz unauffälligem Blutbild und Sonographiebefund ins Krankenhaus geschickt haben.
Da ich diese Woche viele Blutdruckkontrollen mit entsprechender Medikamentenanpassung durchführen durfte, fühle ich mich mittlerweile auch auf diesem Themengebiet immer sicherer. Gleichzeitig merke ich aber auch, wie individuell die Behandlung jedes einzelnen Patienten ist. Natürlich hat man bestimmte Leitlinienmedikamente, welche die meisten Patienten bekommen. Doch während ein Medikament bei einem Patienten super anschlagen kann, kann es bei einem anderen womöglich keine Wirkung entfalten oder gar zu Nebenwirkungen führen. So braucht es zum Teil mehrere Therapieversuche, bis der Patient optimal medikamentös eingestellt ist.
Am Mittwoch wartete dann ein ganz besonderer Tag auf uns. Während ich morgens bei Dr. Kalmancai in der Sprechstunde mithalf und anschließend noch bei einem Hausbesuch dabei war, wartete nachmittags ein Fotoshooting der Apotheken-Umschau auf uns Studenten. In dieser soll in zwei Wochen ein Bericht über die medizinische Ausbildung im ländlichen Raum veröffentlicht werden – mit der Gemeinschaftspraxis im Bayerwald als Paradebeispiel und uns als Fotomodels. Mit viel Witz führte uns die Fotografin durch das Shooting und ich wäre enttäuscht, wenn bei der Bildermenge nicht mindestens eine zweiseitige Bildergalerie entsteht. Nach so viel Aufregung nutzen Natascha (BP), Sophie (BP) und ich im Anschluss die Gunst der Stunde und ich gab ein kleines Teaching im Sonographieren. Abends fand dann noch ein sehr spannender Vortrag über Rheuma statt. Dabei besprachen wir die diagnostische Vorgehensweise und die evidenzbasierte Therapie in der Hausarztpraxis, was ich sehr informativ fand, da ich die Diagnostik und Therapie immer als sehr komplex empfunden hatte.
Den Donnerstag verbrachte ich zusammen mit Natascha bei Frau Dr. Takacs in Lalling. Dort behandelten wir u.a. einen Patienten mit einem akuten Gichtanfall, einen Patienten mit einer Brandwunde von ca. 30 cm Länge, führten ein präoperatives Gespräch durch und übten in den Pausen gemeinsam orthopädische Untersuchungstechniken. Sehr spannend fand ich am Ende der Woche einen Patienten mit V.a. auf Lichen ruber im Mund. Leider konnte man bisher die Diagnose nicht eindeutig bestätigen und auch die Therapie schlägt nur vermindert an. So wurde mir die Woche einmal mehr klar, wie häufig man als Arzt/Ärztin die genaue Genese nur erahnen kann und oftmals allein symptomlindernd behandelt.
Damit auch die Freizeit nicht zu kurz kommt, nutzen die Blockpraktikantinnen und ich das herrliche Wetter am Freitagnachmittag aus und wir machten eine wunderschöne Wanderung auf den Lusen.
Woche 10: 17.01. – 23.01.2022
Die Woche stieß erneut eine neue Blockpraktikantin zu uns. Es ist wirklich schön, immer in netter Gesellschaft zu sein, zusammen zu kochen, abends einen Film zu schauen, wandern und Skifahren zu gehen, sich über medizinische Sachverhalte auszutauschen oder einfach vom eigenen Tag zu berichten. Ich bin froh, hier eine kleine WG gefunden zu haben, mit der man gemeinsam die herrliche Natur und die schöne Zeit genießen kann.
Am Dienstag wartete abermals ein besonderer Tag auf mich. Während ich am Vormittag bei Herrn Dr. Kalmancai gleich zwei Hernien – eine Leisten- und eine Narbenhernie – diagnostizieren konnte, überraschte uns in der Mittagspause ein Filmteam. Diese drehten in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk einen Beitrag über das Projekt „Landarztmacher“ und auch ich durfte als PJlerin ein kleines Interview geben. In der Nachmittagssprechstunde führte ich dann gemeinsam mit Herrn Dr. Blank Corona-Impfungen durch. Während Herr Dr. Blank mit viel Humor durch die Aufklärung führte, übernahm ich die Impfungen.
Am Mittwoch schallte ich eine Patientin mit Harnwegsinfekt und Symptomen einer Pyelonephritis. Dabei entdeckten wir eine ausgeprägte Harnstauungsniere und beschlossen, die Patientin schnellstmöglich zum Urologen zu überweisen. Nachmittags fand dann ein sehr interessantes und lehrreiches Seminar der Universität Erlangen statt. Darin behandelte Herr Prof. Dr. med. Kühlein nicht nur die Problematik des Älterwerdens, sondern auch die daraus resultierende Polypharmazie und die „Kunst des Absetztens“. „Wir werden nicht immer älter. Immer mehr Menschen werden alt. Wir werden bei jedem alten Menschen beispielsweise Arthrose oder Herzprobleme oder eine leichte Niereninsuffizenz finden. Wir lösen das Lebensende in tausend kleine Einzelprobleme und für jedes kleine Teilchen haben wir ein Medikament zur Reduktion. Und doch sterben wir alle.“ Diese Einstiegsaussage beschäftigte mich lange. Ist es wirklich sinnvoll, alles zwanghaft behandeln zu wollen? Will man wirklich den 95- Jährigen noch mit 15 Tabletten täglich vor dem Tod bewahren? Das Medikament mörsern, damit es die stark demenzkranke Patientin noch schlucken kann? Vom Pflegepraktikum, über meinen Ferienjob im Altersheim bis hin zu meinen Famulaturen bin ich immer wieder mit zweiseitigen Medikamentenplänen von älteren Menschen in Berührung gekommen. Vor allem als Hausarzt hat man dabei eine wichtige Rolle in der Verhinderung von Polypharmazie. Doch natürlich fällt es v.a. mir als Studentin noch sehr schwer, die entsprechenden abzusetzenden Medikamente zu identifizieren. So klärte uns Herr Prof. Dr. med. Kühlein über hilfreiche Webseiten und wichtige Kriterien auf: explizierte Kriterien (Priscus, Beers), fehlende Evidenzen des Medikaments, kein/geringer Nutzen, Mittel- bis hohe Wahrscheinlichkeit für einen Schaden und v.a. Verschreibungskaskaden. Anhand eines Beispiels versuchten wir dann unser neu erlangtes Wissen umzusetzen. Abends nahm ich dann gemeinsam mit den beiden Blockpraktikantinnen am Journal Club teil, bei dem wieder sehr viele spannende neue Studien vorgestellt wurden.
Auch den Donnerstag und Freitag verbrachte ich in Schöfweg und profitierte sehr von der Erfahrung und dem Wissen von Frau Dr. Kleudgen und Frau Dr. Krenn. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir am Freitag eine Patientin, deren komplette Schilddrüse von Knotenkonglomeraten durchsetzt war. Aufgrund der Größe der Knoten, waren diese nicht nur tastbar, sondern auch deutlich am Hals sichtbar. Zudem sahen wir eine Patientin mit V.a. Tinea corporis, einen Patienten mit Schädigung des N. femoralis und eine daraus resultierende Lähmung des M. quadriceps femoris, eine Patientin mit V.a. einer transischämischen Attacke sowie eine Patientin mit ausgeprägtem „Covid-Arm“. Nach einer tollen Arbeitswoche bekam ich dann am Wochenende Besuch von meinem Freund. Um uns eine wunderschöne Schneeschuhwanderung zu ermöglichen, lieh uns Herr Dr. Blank netterweise zwei paar Schneeschuhe aus. So bestiegen wir den Lusen, machten eine Wanderung um Kirchberg sowie auf den Geßinger- und Königsstein.
Woche 11: 24.01. – 30.01.2022
Auch diese Woche hatte ich wieder die Möglichkeit, viele neue Erfahrungen zu sammeln. So startete die Woche mit der Vermittlung einer Krebsdiagnose. Bei einem Patienten mit Atembeschwerden und ungewolltem Gewichtsverlust besteht im CT-Thorax ein hoher Verdacht auf ein Karzinom. Bisher habe ich solche Gesprächsführungen nur im Palliativmedizin-Seminar mit meinen Kommilitonen geübt. Vor einem betroffenen Patienten zu stehen und diesem die Nachricht zu übermitteln, ist etwas ganz anderes. Zwar führte Herr Dr. Kalmancai sehr einfühlsam das Gespräch, jedoch waren die Emotion im Raum geradezu greifbar. Während es für einen Arzt irgendwann zur „Normalität“ wird, solch schlechte Nachricht zu überbringen, so wird den einzelnen Patienten jedes Mal der Boden unter den Füßen weggerissen. Man merkte sofort, dass der Patient trotz schlechter Blutwerte und entsprechenden Symptomen nicht mit dieser Diagnose gerechnet hat. Nach wie vor wird Krebs von den meisten Betroffenen spontan mit Unheilbarkeit, Qual und frühem Tod assoziiert. Auch wenn man heutzutage schon viele gute Behandlungsmöglichkeiten hat, ist die Diagnose zuerst ein Schock. Zum Glück zeigte sich in unserer Abdomensonographie kein Anzeichen für ein weiteres Tumorgeschehen. Zur weiteren Diagnostik und schnellstmöglichen Einleitung der entsprechenden Therapie, überwiesen wir den Patienten ins Krankenhaus.
Am Dienstag hatte ich die Möglichkeit, abermals ein Kind zu untersuchen. Nachdem ich in diesem PJ-Tertial schon mehrere Jugenduntersuchungen, Abdomen- und Ultraschall-Untersuchungen durchführen durfte, hatte ich jetzt die Möglichkeit, eine orthopädische Untersuchung am Kind durchzuführen. Sehr spannend fand ich zudem einen Patienten mit CMV-Infektion. Aufgrund einer länger bestehenden Infektion mit abendlichen Fieberschüben, hatte eine unserer Assistenzärztinnen die bahnbrechende Idee und nahm die entsprechenden Antikörper ab. Und tatsächlich bestätigte sich im Laufe des Tages die akute Infektion. An unserem Impfnachmittag führte ich ein langes Gespräch mit einer Patientin, deren Bruder Impfgegner ist. Es bricht mir fast das Herz, wie eine Impfung selbst engste Familienmitglieder entzweien kann. Und das, obwohl wir doch so unglaublich dankbar sein können, überhaupt über Impfungen zu verfügen und der Impfgedanke doch ein so schöner ist- nicht nur sich, sondern auch andere schützen können, um gemeinsam unbeschadet durch die Pandemie zu kommen.
Am Mittwoch übte ich mich erneut an EKG-Befundungen, lernte von der MFA Bea alle Arten von Strumpfanzieher kennen und konnte gespannt mitverfolgen, wie das Ulcus des Patienten von letzter Woche mittlerweile schon fast vollständig verheilt war. Nachmittags durfte ich Frau Dr. Kleudgen bei einem Hausbesuch zu einem Patienten mit COPD und akutem Infekt begleiten. Die besondere und humorvolle Art des hörgeminderten Patienten und das souveräne Auftreten von Frau Dr. Kleudgen, ließen den Hausbesuch zu einem ganz besonderen werden. Am Abend stellte ich beim Journal Club erneut eine spannende Studie, diesmal über die Behandlung von chronischem Asthma mit Makroliden, vor. Leider ist die Evidenz dieser Therapie zu gering und die Nebenwirkungen der längeren Makrolideinnahme zu hoch und somit bisher für den Alltag nicht geeignet.
Am Ende der Woche übte ich mich in Lalling an mehreren medikamentösen COPD- und Asthma-Einstellungen, um im Anschluss nochmals die entsprechenden Leitlinien durchzugehen. Zudem betreute ich mehrere Patienten nach Krankenhausentlassung, führte – unter Supervision von Frau Dr. Takacs – die Medikationsumstellung eines Patienten mit Herzinfarkt durch und entdeckte erneut bei einem Patienten nebenbefundlich Gallensteine. Da ich diese Woche unter anderem die Leitlinien „Nieren- und Gallenkolik“ studierte, passte dieser Befund perfekt zum Thema.
Woche 12: 31.01. – 06.02.2022
Diese Woche verbrachte ich in Auerbach. Dr. Kalmancai nahm sich wieder viel Zeit, um alle Patienten mit mir vor- und nachzubesprechen, damit ich einen guten Gesamteindruck bekam und die Symptome besser einordnen konnte. Gemeinsam übten wir Behandlungsschemata und das weitere diagnostische Vorgehen. Zudem übernahm ich diese Woche fast alle Gesundheitsuntersuchungen, um eine Routine in der Beratung und Diagnostik zu bekommen. Da mein Fokus diese Woche v.a. auf dermatologischen Krankheitsbildern lag, führte ich umso gründlicher das Hautkrebsscreening durch, konnte aber zum Glück keine abklärungsbedürftigen Nävi entdecken. Zudem beriet ich die Patienten in gesundheitlichen Fragen, führte Beratungen zum Thema Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen, Rauchstopp, gesunde Ernährung und Bewegung durch und klärte über wichtige Strategien zur Stressreduktion auf.
Medizinische Highlights der Woche waren für mich ein Patient mit Aneurysma eines Schilddrüsengefäßes, welches ich in einem SD-Sono entdeckt hatte, ein Patient mit mehreren bis zu 8 cm großen Nierenzysten im Ultraschall und ein Patient mit entferntem spinozellulärem Karzinom, welcher zur Wundversorgung bei offener Wundheilung am Wangenbereich zu uns kam. Da das Karzinom leider schon in die tiefen Hautschichten vorgedrungen war, konnte man auf dem Wundgrund bis zum Knochen sehen. Zudem sah ich eine Patientin, welche nach einem Tritt durch eine Kuh mit riesigem Hämatom über dem kompletten Oberschenkel und einen Teil des Unterschenkels zu uns kam. Da das Bein verhärtet und das Hämatom deutlich hervorgewölbt war, bestand die Indikation einer Hämatomausräumung.
Am Mittwochnachmittag hielt Frau Dr. Engel, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Lehrbeauftragte der Uni Erlangen, ein sehr lehrreiches Seminar über „Anämie in der Hausarztpraxis“. Zu Beginn besprachen wir die Definition (Hb-Untergrenzen der versch. Personenkategorien), die Ursachen (Eisenmangel, Vit.B12-/ Folsäuremangel, Blutungen, chron. Erkrankungen, Nierenfunktionseinschränkungen, Medikamente, genetische Blutbildungsstörungen usw.) sowie die Arten und Einteilungen (nach Erythropoese, Morphologie und Hb-Gehalt) der Anämie. Mit Hilfe eines super strukturierten Schaubildes führte uns Frau Dr. Engel durch alle Arten der Anämie. In Kleingruppen übten wir an Fallbeispielen, die unterschiedlichen Anämieformen zu erkennen und das weitere Vorgehen zu planen. Da ich vor dem Seminar noch Schwierigkeiten hatte, an einem Blutbild die Anämieursache sicher zu erkennen, war ich umso begeisterter, als ich am Ende wirklich das Gefühl hatte, endlich eine sinnvolle Struktur zu haben, um alle Anämieformen sicher diagnostizieren zu können.
Am Ende der Woche durfte ich Frau Dr. Hill noch bei einem Hausbesuch zu einer Patientin mit unklarem Fieber begleiten. Obwohl die Hausbesuchspatientin mehrere Monate im Krankenhaus war und man sie von oben bis unten durchgecheckt hatte, blieb der Grund der erhöhten Temperatur weiterhin unklar. Da es der Patientin zum Glück einigermaßen gut ging, konnten wir die Angehörigen etwas beruhigen und für nächste Woche die ambulante Weiterbehandlung bei uns planen. Ich bin sehr gespannt, ob doch noch ein Grund für ihr Fieber festzustellen sein wird.
Woche 13: 07.02. – 13.02.2022
Nach einem wunderschönen schneereichen Wochenende freute ich mich sehr auf die neue Woche.
Die ersten beiden Tage half ich in Auerbach aus und hatte somit die Gelegenheit, mit Herrn Dr. Purmann und Frau Aicher zusammenzuarbeiten. Ich übernahm erneut alle Gesundheitsuntersuchungen und bekam auch von Herrn Dr. Purmann sehr gute Tipps bezüglich des Hautkrebsscreenings und der Gesprächsführung vermittelt.
In unserer Besprechung am Montag widmeten wir uns dem Thema „Sport und Bewegung als Therapieoptionen“. Nachdem wir alle Krankheitsbereiche von Herz-Kreislauferkrankungen über Lungenerkrankungen, Krebserkrankungen, rheumatologische Erkrankungen, Knochenerkrankungen, geriatrische Erkrankungen, psychische Erkrankungen usw. durchgesprochen hatten, kamen wir zum Fazit, dass Bewegung – bis auf wenige Ausnahmen (bspw. Herzinsuffizienz NYHA IV, Anorexie oder Infekte) – immer förderlich ist. Sport senkt das generelle Sterberisiko und das Wiederholungsrisiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle drastisch, hilft u.a. bei Arrhythmien, COPD und Asthma, stellt eine wirksame „Anti-Aging-Medizin“ dar, verlangsamt die Demenzentstehung und -fortschreitung, senkt die Sturzgefahr, die Infektanfälligkeit, das Risiko für chronische Entzündungen sowie Autoimmunkrankheiten, senkt bei Diabetikern deutlich den Langzeitzucker und hilft effektiv bei Depressionen. Somit ist Sport nicht nur sehr gut als Prävention fast aller Krankheiten geeignet, sondern auch zur Verbesserung aktueller Krankheitsbilder und sollte zusätzlich zur Medikation angewendet werden. Beeindruckend fand ich, dass Patienten, die an Brust- oder Darmkrebs erkrankt waren und erst dann begannen, sich zu bewegen, ihr Sterberisiko mit einem Training nach WHO-Empfehlungen um circa 28 % senken konnten, bei Prostatakrebs-Diagnose sogar um bis zu 61 %. Diese Zahlen verdeutlichen mir nochmal, wie wahnsinnig wichtig es ist, auch bei diesen Krankheitsbildern die Bewegungstherapie zur Sprache zu bringen, über die Vorteile aufzuklären und bestenfalls geeignete Therapiepläne zur Verfügung zu stellen.
Sehr interessant fand ich am Dienstag einen Patienten mit ausgeprägter Dupuytren-Kontraktur beidseits, mit deutlicher palmarer Knotenbildung und Beugekontraktur. Aufgrund der Ausprägung war der Patient rechts bereits operativ durch eine partielle Fasziotomie und Z-Plastik versorgt worden. Der Patient berichtete auf Nachfragen, dass auch viele seiner männlichen Familienmitglieder von dem Krankheitsbild betroffen seien. Weitere Risikofaktoren gab der Patient nicht an.
Ein weiteres Highlight der Woche war für mich die Patientin mit idiopathischer Fazialisparese, welche mir nach vielen logopädischen Behandlungen endlich von einer Besserung der Beschwerden berichten konnte.
Gemeinsam mit Frau Dr. Kleudgen übte ich Ende der Woche die Befundung und Interpretation eines Langzeit-EKGs. Während ich schon häufiger Langzeitblutdruckmessungen und normale EKGs mit Patienten besprochen hatte und mich darin recht sicher fühle, fällt es mir bei einem pathologischen Langzeit-EKG noch schwer, ggf. direkt die entsprechende Therapie abzuleiten. Zudem führten wir ein EKG bei einem Patienten mit mittelgradiger Aortenstenose, neu aufgetretenen Ödemen und Schwindelsymptomatik durch. Da dieses sehr spannend und für mich in diesem Fall noch schwer zu interpretieren war, durfte ich die Kopie mit nach Hause nehmen, um mich dort nochmals vertieft damit zu beschäftigen. Frau Dr. Krenn lieh mir dafür netterweise ihr EKG-Buch übers Wochenende aus.
So verbrachte ich mein Wochenende erneut mit EKG-Training sowie Schneewanderungen und ein paar gemütlichen Stunden mit meinen Eltern.
Woche 14: 14.02. – 20.02.2022
Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht… Nun sind es nur noch 2 Wochen bis mein Tertial in der Gemeinschaftspraxis im Bayerwald endet und ich werde jetzt schon traurig bei dem Gedanken, mich bald von allen hier verabschieden zu müssen. Umso mehr genieße ich dafür die letzten Wochen.
Am Montagmorgen arbeitete ich v.a. gemeinsam mit Frau Dr. Krenn, welche mich jedes Mal erneut mit ihrem tollen, einfühlsamen und kompetenten Patientenumgang begeistert und auch sehr bemüht ist, mir alles Wichtige beizubringen. Besonders spannend fand ich eine Patientin mit Hautausschlag. Dieser habe mit einer primären größeren Effloreszenz begonnen und sich dann stammbetont ausgebreitet. Sofort fiel der Verdacht auf eine Röschenflechte mit ihrem typischen Primärmedaillon. Auch die zahlreichen kleinen symmetrischen, leicht schuppigen, in Längsrichtung angeordneten Effloreszenzen passten perfekt ins Bild. Wir klärten die Patientin bezüglich der Harmlosigkeit der Krankheit auf, dass diese nicht ansteckend sei und selbstlimitierend verlaufe.
Zudem sah ich eine Patientin mit ausgeprägten Gichttophi an den Fingern, eine Patientin mit Wundheilungsstörung und eine Patientin mit V.a. ein postnasales Dip-Syndrom.
Nachmittags gab Herr Dr. Blank noch ein kleines Sono-Teaching und zeigte Frau Aicher und mir nochmals die perfekte Darstellung des Pankreas in allen Ebenen. Nach einem sehr interessanten Tag ließ ich gemeinsam mit Julia Aicher den Abend bei einem leckeren Essen im Gasthaus zum Sonnenwald ausklingen.
Auch den Dienstag verbrachte ich in Schöfweg. Ich untersuchte u.a. einen älteren Patienten mit Schmerzen und Vorwölbungen im Unterbauch bei Z.n. mehrfachen Operationen im Abdomen. Bereits im Stehen sah man, dass der komplette Unterbauch vorgewölbt schien und mehrfach Hernien sichtbar waren. Zum Glück waren alle im Liegen gut reponierbar und wir überwiesen den Patienten zum Chirurgen zur weiteren Behandlung. Zudem schallte ich eine junge Patientin mit rezidivierender Übelkeit und bekam von Frau Dr. Kleudgen ein kurzes Teaching zur kardialen Amyloidose sowie den neuesten Impfstoffempfehlungen bezüglich Corona.
Mittags begleitete ich Frau Dr. Krenn nach einem sehr unterhaltsamen und leckeren Mittagessen bei ihrer Hausbesuchstour. Zuvor besprachen wir die Indikationen, Vor- und Nachteile eines Hausbesuches, planten das Vorgehen und schauten uns die entsprechenden Karteien der Patienten an. Dann gings auch schon los. Besonders einprägsam war für mich eine demente Hausbesuchspatientin mit infizierter Hüftgelenksprothese. Aus mehreren Fistelgängen erfolgte eine dauerhafte schwallartige Eitersekretion. Aufgrund ihres Zustandes war eine Sanierung nicht zumutbar. Da die Eitersekretion so stark war, dass mit normalen Saugverbänden der Fluss nicht gestoppt werden konnte, hatte ihr Sohn eine Wundauflage aus Windeln gebastelt. Zum Glück hatte die Patientin nur geringe Schmerzen bei Berührung, keine systemischen Entzündungszeichen und einen besorgten Sohn, welcher sich sehr gut um sie kümmerte. Besonders positiv im Gedächtnis blieb mir eine 99-Jährige Hausbesuchspatientin, welche uns ausgesprochen fröhlich und lachend in ihrem Sessel sitzend, über den neuesten Promiklatsch aus ihren Zeitschriften berichtete. Diese könne sie zwar fast nicht mehr lesen, dafür schaue sie sich die Bilder umso lieber an und löse mit Begeisterung noch alle Rätsel. Im Anschluss besprachen und dokumentierten Frau Dr. Krenn und ich alle sechs Hausbesuchspatienten und ich führte in der Nachmittagssprechstunde noch einige Impfungen durch.
Am Mittwoch stellte sich akut eine Patientin mit plötzlich aufgetretener Gesichtsrötung und teigiger Schwellung sowie Juckreiz bei uns vor. Eine genaue Ursache habe die Patientin nicht feststellen können. Auch wurde von neuer Kleidung, Kosmetika, Shampoo, Waschmittel, über besondere Nahrungsmittel usw. alles verneint. Da glücklicherweise keine Schwellung im Halsbereich, keine Atemnot oder eine sonstige akute vitale Bedrohung bestand, schickten wir sie nach ausführlicher Aufklärung und Rezeptierung eines Antihistaminikums nach Hause.
Die letzten beiden Tage verbrachte ich dann gemeinsam mit Frau Dr. Takacs, Frau Dr. Hill und Frau Aicher in Auerbach. Spannende Fälle waren eine Patientin mit Schwindel bei V.a. Otolithen-Ablösung, ein junger Patient mit Pfeifferschen Drüsenfieber bei klassisch aussehenden Rachenmandeln und Symptomatik, eine Patientin mit rezidivierender Erythema nodosum mit ungeklärter Ursache seit über 10 Jahren sowie ein Patient mit Kribbelparästhesien an den Fingern der rechten Hand mit beim Allen-Test sichtbarer Minderdurchblutung der Hand über die A. ulnaris. Vor ca. 3 Jahren war er bereits mit einer Schiene bei V.a. Karpaltunnelsyndrom versorgt worden. Daher vermuteten wir entweder einen Verschluss der Arterie oder eine Einengung in der Guyon-Loge.
Nach einer spannenden Woche läutete ich gemeinsam mit Julia Aicher und einem Freund von ihr das Wochenende mit einem kleinen Ausflug nach Straubing und einem leckeren Pizzaessen ein.
Woche 15: 21.02. – 27.02.2022
Die vorletzte Woche verbrachte ich in Kirchberg, Schöfweg und Lalling. Ich schaute Herrn Dr. Machac
bei weiteren Herzechos über die Schulter, feierte verkleidet den Faschingsbeginn in Lalling, übernahm mit Freude alle orthopädischen und chirurgischen Patienten, behandelte u.a. einen Patienten mit vasovagalen Synkopen und durfte selbstständig einen Patienten mit COPD neu ins DMP aufnehmen. Ich klärte ihn bezüglich des DMP auf, erledigte den Papierkram, besprach mit ihm dessen Medikation und passte diese nach Erfragen seiner Exazerbationsrate und Symptomatik entsprechend an. Besonders bewegt hat mich ein sehr ausführliches und langes Gespräch mit einer Patientin mit rezidivierenden Blasenentzündungen, Angststörungen und Depressionen sowie mit einer Patientin mit ausgeprägten Panikstörungen. Während mir zu Beginn des Tertials solche Gespräche noch schwergefallen sind, fühle ich mich nun deutlich sicherer im Umgang mit psychisch Erkrankten sowie in der entsprechenden Gesprächsführung, kann schwierige Themen wie Suizid offen ansprechen und geeignete Ansprechpartner für Akutfälle und langfristige Therapien nennen.
Am Mittwochmittag erfolgte ein sehr interessanter Vortrag von Herrn Dr. Uebel über das Thema „Aktuelle Entwicklungen in der Diabetologie“. Darin berichtete er von den neuesten medikamentösen Empfehlungen, den entsprechenden Indikationen sowie darüber, dass v.a. im Alter auch etwas höhere HbA1c-Werte ohne Medikation toleriert werden können. Abends beschäftigten wir uns dann im Journal Club über die neuesten spannenden Studien und diskutierten u.a. über den Einsatz des neuen Todimpfstoffes sowie die Einnahme von Calcium zur Hypertonieprophylaxe. Am Donnerstag und Freitag folgten dann zwei besondere Tage: Am Donnerstagmittag ging es für mich mit Krapfen bepackt nach Schöfweg. Dort hatten sich Frau Dr. Krenn und Frau Dr. Hill extra die komplette Mittagspause freigenommen, um mir ein ganz ausführliches Sono-Teaching zu geben. Mit dem Sonobuch auf dem Schoß gingen wir gemeinsam strukturiert alle Einstellungen und Schallkopfhaltungen zur präzisen Durchmusterung der Organe durch, stellten jeden Gefäßabgang dar, verfolgten den DHC und besprachen alle physiologischen Größen.
Am Freitag hatte ich dann die Möglichkeit, bei Herrn Dr. Kammerl zu hospitieren. Voller Vorfreude machte ich mich am Freitagmorgen auf den Weg nach Zwiesel in dessen nephrologische Praxis. Direkt wurde ich von allen herzlich in Empfang genommen. Zu Beginn durfte ich Herrn Dr. Kammerl bei der Visite begleiten und bekam ein sehr ausführliches Teaching über alle verschiedenen Dialyse- und Shunt-Möglichkeiten, Dialyseeinstellungen und -anpassungen und Gründe einer Dialyse. Anschließend begleitete ich Dr. Kammerl zur Sprechstunde, lernte die Erhebung einer nephrologisch orientierten Anamnese und durfte im Anschluss die Patienten untersuchen und schallen. Dabei sah ich nicht nur deutlich ausgeprägte Zystennieren, sondern lernte auch die Kriterien einer chronischen Niereninsuffizienz im Ultraschall kennen. Gemeinsam mit Krankenpflegerin Brigitte lernte ich den An- und Abschluss der Patienten an die Dialysemaschine sowie die Funktionsweise des Geräts kennen und hatte die Möglichkeit, mich ausführlich mit den betroffenen Patienten zu unterhalten. Ich war überrascht, wie positiv doch alle mit der potentiell lebensbedrohlichen Situation umgingen und wie wichtig es für alle war, in der Situation mit Gleichgesinnten zusammen zu sein. Auch generell herrschte eine sehr persönliche, freundschaftliche und familiäre Stimmung zwischen den Patienten, Krankenschwestern und Herrn Dr. Kammerl, welche ich sehr schön fand. Nachmittags zeigte mir Herr Dr. Kammerl dann noch die Wasseraufbereitungsanlage im Keller, erklärte mir die patientenangepassten Zusammensetzungen der Dialyseflüssigkeit und nahm sich nochmals ausführlich Zeit für alle meine Fragen.
Nach einer spannenden, abwechslungsreichen Woche ging es dann ins sonnige Wochenende.
Woche 16: 28.02. – 06.03.2022
Meine letzte Woche geht vorbei und ich bin unglaublich traurig aber auch sehr dankbar für diese wunderschöne Zeit. Wenn ich die Wochen Revue passieren lasse, merke ich, welche großen Fortschritte ich in dieser Zeit doch gemacht habe und wie sicher ich im Patientenkontakt, der Anamnese, körperlichen Untersuchung und dem therapeutischen Vorgehen geworden bin.
Während ich in der ersten Woche noch viel mitgelaufen bin, habe ich in den letzten Wochen quasi eigenständig meine Patienten betreut. Ich kann mittlerweile Sonographieren, EKG und Blutwerte interpretieren, kenne Therapieschemata der häufigsten Erkrankungen, kann Gesundheitsuntersuchungen durchführen, Red flags erkennen, Krankheiten und Symptome einschätzen, durfte Einblicke in die Wundversorgung sammeln usw. An meinen letzten Tagen sah ich nicht nur weitere spannende Krankheitsbilder wie Lupus erythematodes, Psoriasis, Knochenbrüche, Erythema nodosa, Elektrolytstörungen und einen Patienten mit ausgeprägten EKG-Veränderungen, sondern auch altbekannte Gesichter. Der Patient mit spinozellulärem Karzinom im Gesicht und offener Wundheilung hatte nun endlich seine Spalthauttransplantation, welche sehr gut angewachsen war. Die Patientin mit nur schwer einstellbarem Blutdruck hatte sich meinen Rat zu Herzen genommen und den Job gewechselt sowie den Konsum von Lakritze eingestellt – ihre Werte hatten sich deutlich gebessert. Der junge Patient bei dem ich die Leistenhernie beidseits festgestellt hatte, war nun operiert worden und seine Beschwerden waren komplett verschwunden. Diese Erfolgserlebnisse zeigten mir nochmals wie großartig mein zukünftiger Beruf sein wird und wie viel Positives man doch mit seinem Handeln bewirken kann.
Am Donnerstagmittag durfte ich Frau Dr. Hill noch bei ihren Hausbesuchen begleiten. Glücklicherweise ging es allen Patienten gut und es mussten keine Wundversorgungen oder Medikationsanpassungen vorgenommen werden. Der Abschied viel mir nach dieser tollen Zeit umso schwerer, hatte ich doch jeden einzelnen ins Herz geschlossen. Jeder hat sich so unglaublich viel Mühe gegeben, sich Zeit für Erklärungen, Hilfestellungen und Teachings genommen und mir somit ein wunderschönes, spannendes und lehrreiches PJ ermöglicht. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an das ganze Praxisteam. Auch der Dorfhund Lucky ließ es sich nicht nehmen, am letzten Tag noch für eine Runde Streicheleinheiten bei mir vorbeizuschauen und ich werde auch den kleinen, wuscheligen, schwarzen Wirbelwind sehr vermissen.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge ging es für mich am Samstag dann vollgepackt nach Bad Tölz, in mein neues Zuhause für die nächsten Monate.
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