
Jonna Ostermann
Praktisches Jahr
18.09.2023 – 31.12.2023
Woche 1: 18.09. – 24.09.2023
Da ich an einem Kongress teilnehmen durfte, startete ich mit einer Woche Verspätung in das Allgemeinmedizin-Tertial. Nach einem sehr lehrreichen ersten Tertial in der Inneren Medizin an meiner Heimat-Uni Hamburg war ich sehr gespannt, was mich in diesem Tertial erwarten würde. Stadt vs. Land sowie spezialisierte vs. generalistische Medizin bildeten in vielerlei Hinsicht deutliche Kontraste. 2020 durfte ich bereits am Famulaturprojekt "Exzellenter Winter" teilnehmen, welches jedoch aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochen werden musste. Daher freute ich mich umso mehr, dass ich nun im PJ nochmals die Möglichkeit erhalten habe, in den Bayerischen Wald zurückzukehren.
Ich wurde von meiner neuen Mitbewohnerin Kathi herzlich aufgenommen und wir verstanden uns auf Anhieb gut.
In den ersten 2-3 Wochen rotiert man durch verschiedene Praxen der Gemeinschaftspraxis Bayerwald und kann danach Wünsche äußern, an welchem Standort man vorrangig eingesetzt werden möchte.
Direkt am Montag durfte ich Dr. Blank bei einem etwas stressigen Tag in der Grafenauer Praxis begleiten und bereits einige Patienten selbst voruntersuchen und anschließend vorstellen. An einem komplexen neurologischen Fall mit intermittierenden, vorwiegend sensiblen Ausfällen frischte ich meine Kenntnisse zur neurologischen Untersuchung auf. Ebenfalls durfte ich bei einigen Hausbesuchen dabei sein, u.a. auch in der Demenz-WG in Grafenau, wo mich die freundliche, ruhige Atmosphäre sehr beeindruckte.
Die kommenden Tage war ich in den Praxen in Auerbach und Lalling eingeteilt, wo ich ebenfalls bei einigen Patienten die Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen durfte, und anschließend das weitere Procedere mit den Ärzten MUDr. Kalmancai, Dr. Takacs oder MUDr. Sujova besprach. Es war beruhigend zu wissen, dass ich in schwierigeren Fällen noch keine Diagnose stellen musste und noch nicht allein über die Therapie entscheiden musste. Aus vielen wichtigen Hinweisen der Ärzte, beispielsweise, dass bei rechtsseitigen Schulterschmerzen auch an die Gallenblase gedacht werden sollte, konnte ich viel mitnehmen. Wissen, dass ich zwar an der Uni teils gelernt hatte, aber im Patientengespräch nicht immer direkt daran gedacht hatte.
Insbesondere im Rahmen von Check-ups bestand regelmäßig die Möglichkeit, sich im Ultraschall zu üben. Am Mittwochnachmittag hatten wir PJler zudem die Gelegenheit, uns gegenseitig zu schallen.
Als PJler durften wir in dieser Woche den EKG-Kurs von Dr. Krenn unterstützen, welcher im Rahmen des Exzellenten Sommers stattfand. Hierbei konnten wir uns selbst an teilweise trickreichen EKGs üben und in Gruppenarbeitsphasen auf Fragen der Famulanten eingehen. Am Wochenende durften wir PJler jeweils mit einem Arzt gemeinsam den Famulanten eine chronische Erkrankung näher bringen. Dr. Wittmann und ich besprachen das Thema KHK, was auch aufgrund des großen Interesses der Famulanten sehr interaktiv war und viel Spaß gebracht hat. Wir hoffen, einige Praxistipps weitergegeben zu haben und dass wir auch aufzeigen konnten, wie die DMP-Programme der Gemeinschaftspraxen hier ablaufen.
Immer wieder hatten wir unter der Woche Online-Treffen mit Dr. Blank und wurden sehr eingebunden, welche Seminare, Fragerunden, Hospitationen o.ä. wir uns für das PJ-Tertial wünschen.
Nach einer sehr lehrreichen und intensiven ersten Woche freue ich mich auf die kommenden Wochen, um einerseits mein Wissen bei häufigen Krankheitsbildern zu vertiefen und andererseits diverse weitere Krankheitsbilder kennenzulernen.
Woche 2: 25.09. – 01.10.2023
Zu Beginn der Woche lernte ich die Praxis in Schöfweg kennen. Da die Praxis zwei Wochen zuvor urlaubsbedingt geschlossen war, standen viele Befundbesprechungen, Impfungen etc. an, die sich in den vergangenen Wochen angesammelt hatten. Auch lernte ich hier Frau Dr. Kleudgen kennen, die sich auch nach der Sprechstunde noch Zeit nahm, um Fragen zu beantworten. Viele Patienten kamen mit grippalen Infekten, wobei ich merkte, dass ich mich in den hierbei durchgeführten Untersuchungsmethoden wie der Otoskopie oder der Beurteilung des Rachens/der Tonsillen immer sicherer fühlte. Spannend empfand ich eine Patientin, die sich mit geschwollener, überwärmter Haut im Bereich des Daumens nach fraglichem Trauma vorstellte. Hier taten sich mehrere Differentialdiagnosen auf, wobei die Patientin zunächst zum Röntgen überwiesen wurde. Am Mittwoch durfte ich die Praxis in Kirchberg und MUDr. Machac kennenlernen, der mir zwischendurch viel über internistische Krankheitsbilder erklärte. Auch erhielt ich von Wundexpertin Petra einige Hinweise zur Versorgung chronischer Wunden. Bei MUDr. Kalmancai in Auerbach lernte ich, dass ich bei Patienten, die gestürzt waren, besser auch internistische Untersuchungen wie die Lungenauskultation (-> Lungen bds. belüftet oder Pneumothorax?) nicht vergessen sollte. 😉 Mit einer weiteren PJlerin (Myriam) sprach ich näher über das Thema Gesundheits-Check-up und sie zeigte mir ihre Struktur zur Durchführung eines solchen.
Es ist sehr bereichernd, von so vielen verschiedenen Ärzten und Mitarbeitern lernen zu dürfen, weil jeder seinen eigenen Stil im Umgang mit Patient:innen hat und auch fachlich etwas unterschiedliche Schwerpunkte hat.
Unter der Woche durften wir PJler noch an zwei Kursen des Famulaturprojekts "Exzellenter Sommer" teilnehmen. Im Klinikum Schaufling wurde uns ein strukturierter Untersuchungsablauf bei Kreuzschmerzen an die Hand gegeben. Dies war für mich sehr hilfreich, weil ich mich bei orthopädischen Untersuchungstechniken noch etwas unsicher fühle. Im Rahmen eines Kurses zum Thema "Depression" wurden uns anhand von Fallbeispielen aus unseren Hausarztpraxen einige Tipps gegeben, mit welchen Formulierungen man psychiatrische Beschwerden näher eruieren könnte. Dieses Seminar war auch ein Anstoß, solche Themen häufiger bei Patienten zu erfragen.
Am Ende der Woche nahm ich noch an einem M3-Prüfungstraining vom Bund Deutscher Chirurgen und Bund Deutscher Internisten in Berlin teil.
Woche 3: 02.10. – 08.10.2023
Diese Woche war ich überwiegend in Lalling bei Frau Dr. Takacs und sah viele interessante Krankheitsbilder.
Gleich zu Beginn der Woche stellte sich ein Patient mit einem großen Erythema migrans vor und ich lernte, dass hierbei auch ein pseudonymisiertes Meldeformular fürs Gesundheitsamt ausgefüllt werden sollte. Mehrfach erlebten wir in dieser Woche den Fall, dass NSAR gastrointestinale Beschwerden wie sogar eine Kolitis ausgelöst haben könnten. Auch einige urogenitale Erkrankungen wie eine Analvenenthrombose sah ich in dieser Woche erstmals. Mit Frau Dr. Takacs sprach ich zudem über STIKO-Impfempfehlungen und das Vorgehen bei erhöhten Leberwerten.
Auch menschlich konnte ich mir von Frau Dr. Takacs viele Sichtweisen abschauen. So erklärte sie einer Patientin mit einer chronischen Erkrankung, die trotz starker Erschöpfung weiter Vollzeit arbeiten wollte, dass ihr Körper allein mit der Erkrankung bereits einen Teilzeitjob habe. Ansichten wie diese werde ich mir für meine zukünftigen Patient:innen merken, da ich sie als sehr hilfreich für den Umgang mit der Erkrankung einschätze.
Am Mittwochnachmittag nahmen wir PJler an einer Online-Fortbildung zum Thema Dermatoskopie teil. Anhand zahlreicher Beispiele wurde erklärt, wie man maligne und benigne Hautveränderungen differenzieren kann. Dies gab mir mehr Sicherheit für die Hautkrebsscreenings, welche auch wir PJler im Rahmen von Gesundheits-Check-ups durchführen.
Langsam aber sicher verfärben sich die Bäume und läuten trotz der noch recht warmen Temperaturen den Herbst ein. Das schöne Wetter nutzte ich am Wochenende noch für eine Wanderung auf den Großen Rachel aus.
Woche 4: 09.10. – 15.10.2023
Zu Beginn der Woche war ich gemeinsam mit Dr. Blank in Lalling. Hier ist mir insbesondere eine Patientin mit v.a. nächtlich auftretenden und über mehrere Stunden andauernden stärksten krampfartigen Schmerzen im gesamten Oberbauch im Gedächtnis geblieben. Das Murphy-Zeichen war negativ, dennoch sah die Gallenblasenwand sonografisch etwas verdickt aus. Die Patientin erhielt einen Termin zur Blutabnahme sowie den Rat, sich bei Wiederauftreten der Schmerzen nachts z.B. in der Notaufnahme vorzustellen, um in der Akutsituation eventuell aussagekräftigere Diagnostik betreiben zu können.
Zudem spiegelte mir Dr. Blank wider, dass es einen unsicheren Eindruck mache, wenn man sich während der Vorstellung eines Patienten etwas an den Schubladenschrank anlehne. Dies versuchte ich im weiteren Verlauf zu berücksichtigen.
Am Dienstagmorgen war ich mit MUDr. Sujova in Lalling und am Dienstagnachmittag durfte ich MUDr. Machac in der Praxis in Kirchberg begleiten. Hier stellte sich unter anderem eine Patientin mit einer seit einigen Wochen bestehenden und sich nur langsam bessernden Bursitis olecrani vor. Bereits am Morgen hatte sich ein Patient mit einem ähnlichen Verlauf bei einer Bursitis praepatellaris vorgestellt. Hier wurde mir deutlich bewusst, dass man bei diesem Krankheitsbild als Patient viel Geduld über Wochen und Monate mit Schonen, Kühlen und adäquater Schmerzmedikation benötigt. Mit MUDr. Machac sprach ich anschließend noch über das Thema Antihypertensiva.
Mittwoch fand ein gemeinsamer Ausflug der Mitarbeiter der Gemeinschaftspraxis im Bayerwald nach Passau statt. Nach einer Stadtführung bzw. Schnitzeljagd folgte eine Bootstour sowie die Einkehr in die Veste Oberhaus. Bei bestem Wetter war dies eine schöne Möglichkeit, sich mit anderen Mitarbeitern wie z.B. mit der aktuellen Ärztin in Weiterbildung, Dr. Kunzendorf, auszutauschen.
Woche 5: 16.10. – 22.10.2023
Diese Woche durfte ich in Schöfweg verbringen und konnte die Praxis und das Team dort näher kennenlernen.
Am Donnerstag saßen wir noch gemütlich in der Praxis zusammen, um Dr. Kunzendorf, die über ein Jahr in der Gemeinschaftspraxis im Bayerwald als Assistenzärztin gearbeitet hatte, zu verabschieden.
Ich hatte diese Woche die Möglichkeit, wieder einige Gesundheits-Check-ups durchzuführen, die mittlerweile langsam aber sicher zur Routine werden und auch der Ablauf sich in meinem Kopf etwas gefestigt hat. Diese bieten zudem eine tolle Möglichkeit, viel Sonografie zu üben. So konnte ich in dieser Woche beispielsweise bei den Patient:innen eine bisher nicht bekannte Nierenzyste oder inhomogene Schilddrüsenknoten beschreiben.
Ein englischsprachiges Paar, das neu nach Deutschland gezogen war, durfte ich zudem über die verschiedenen Vorsorgeuntersuchungen in Deutschland aufklären.
Von Dr. Blank lernte ich, was es bei einer Infektionsschutzbelehrung zu beachten gibt.
Eindrücklich war zudem eine ältere Patientin mit Z.n. Sturz am Vortag, deren Oberarm stark schmerzhaft war und sich dort ein riesiges Hämatom gebildet hatte. Mit dem dringenden Verdacht auf eine proximale Humerusfraktur schickte Frau Dr. Kleudgen diese Patientin umgehend zum Röntgen ins Krankenhaus.
Außerdem sah ich diese Woche eine Patientin in etwa meinem Alter mit brennenden "roten" Augen mit Druckgefühl seit zwei Monaten, wobei die Symptomatik an einigen Tagen zwischendurch deutlich gebessert sei. Wegen der länger anhaltenden Beschwerden, des Druckgefühls und weil neben der konjunktivalen auch eine leichte ziliare Injektion bestand und wir somit eine Uveitis nicht ausschließen konnten, baten wir die Patientin, sich am nächsten Tag beim Augenarzt vorzustellen.
In der Montagsfortbildung lehrten uns Dr. Machac und die MFA Waltraud Mader, die regelmäßig die DMPs bei KHK-Patient:innen durchführt, einiges Praktische zum Thema KHK. Am Mittwoch fand eine Online-Fortbildung mit Herrn Dr. Egidi statt, in welcher wir einiges zur Labordiagnostik von Schilddrüsenwerten, Diagnostik und Therapie bei Harnwegsinfekten und vieles mehr lernten.
Am Wochenende bekam ich Besuch von meiner Familie und wir machten einige Wandertouren z.B. entlang der Buchberger Leite oder ab Buchenau zu den Schachten.
Woche 6: 23.10. – 29.10.2023
Fast die gesamte Woche durfte ich in Lalling bei Frau Dr. Takacs verbringen.
Zu Beginn der Woche kamen auffällig viele Patient:innen mit grippalen Infekten. Bei einigen hielt die Symptomatik bereits länger an oder war ausgeprägter, sodass im Rahmen einer symptomatischen Therapie mit viel Flüssigkeit, Inhalation, Nasenspray, Lutschtabletten, Schonung und ggf. Ibuprofen u.a. auch Salbutamol oder Prednisolon zum Einsatz kamen.
Am Mittwoch durfte ich dann meinen ersten eigenen Hausbesuch machen. Ich fuhr zu einer 90-jährigen Patientin, die sich sichtlich freute, dass jemand vorbeikam und mir direkt ein Stück Kuchen anbot. Sie hatte keine akuten Beschwerden, jedoch bestanden seit einem Sturz vor einem Jahr noch immer Schmerzen in der rechten Schulter, die zunehmend auch zu einer Nackenverspannung und etwas Schwindel führten. Nach einer körperlichen Untersuchung (u.a. Wirbelsäule, Schulter, Herz, Blutdruck) zeigte ich ihr noch vor Ort ein paar Gymnastik- und Dehnübungen um den betroffenen Bereich etwas zu mobilisieren und besprach den Fall anschließend noch mit Frau Dr. Takacs.
Donnerstag fuhr ich gemeinsam mit Dr. Takacs zu einem Patienten, bei dem nach einer Tibiakopffraktur einige Klammern entfernt werden mussten. Da ich dies zuvor noch nie getan hatte, erklärte mir Dr. Takacs geduldig und mit vielen hilfreichen Tipps, wie man dies durchführt.
Auch durfte ich diese Woche ein paar Verbandwechsel vornehmen. Mit diesem Thema hatte ich bislang noch sehr wenig Erfahrung, lerne jedoch Woche für Woche neue Möglichkeiten der Wundversorgung kennen.
Am Dienstagnachmittag war ich bei MUDr. Kalmancai in Auerbach. Aufgrund seiner früheren chirurgischen Tätigkeit konnte er mir einige Tipps zum Fädenziehen geben. Auch durfte ich an diesem Nachmittag einen Patienten mit ausgeprägtem Peritonismus untersuchen. Dies war für mich sehr eindrücklich, weil ich zuvor noch nie eine solche generalisierte Abwehrspannung getastet hatte.
Zudem durften wir PJler unter der Woche am monatlich stattfindenden Journal Club teilnehmen und hatten von der Universität Erlangen ein spannendes Seminar zum Thema Nebenniereninsuffizienz.
Donnerstagnachmittag besprachen wir PJler anhand von Leitlinien und Fallbeispielen gemeinsam nephrologische Themen wie Zystitis oder Hämaturie.
Am Wochenende nahm ich am Exzellenten Wochenende teil – einem jährlichen Wiedersehenstreffen aller, die jemals an den Exzellenz-Projekten der Landarztmacher teilgenommen hatten. In diesem Rahmen durfte ich Workshops zum Thema Pulmonale Hypertonie sowie einen EKG-Kurs leiten, was viel Spaß gemacht hat. Außerdem lernte ich viele neue Leute kennen und führte einige interessante, inspirierende Gespräche.
Woche 7: 30.10. – 05.11.2023
Nachdem ich in den Wochen zuvor bereits an vereinzelten Tagen die Praxis in Auerbach kennenlernen durfte, war ich nun erstmals eine ganze Woche dort.
Auch, da parallel die Praxis in Lalling geschlossen hatte, gab es insbesondere am Montag sehr viel zu tun. MUDr. Kalmancai behielt jedoch einen guten Überblick und wusste genau, wann ich am besten welche/n Patientin/Patienten in welchem Zimmer voruntersuchen konnte. Trotzdem nahm er sich immer wieder Zeit für Teaching und zeigte mir zwischendurch z.B. ein auffälliges Belastungs-EKG mit ST-Hebungen.
In dieser Woche sah ich einige Patient:innen mit Erkrankungen der Gelenke. Hierbei empfinde ich es als durchaus herausfordernd, bei eher atypischem Erscheinungsbild/Anamnese ggf. doch einen Gichtanfall zu diagnostizieren. Bei einer Patientin mit V.a. Fraktur des vierten und fünften Zehs durfte ich gemeinsam mit einer MFA einen Zügelverband anlegen. Weiterhin übte ich mich daran, auch ein wenig eingewachsene Fäden zu ziehen – dabei war ich sehr froh, dass MUDr. Kalmancai mit seiner chirurgischen Erfahrung übernahm oder Hilfestellung leistete, wenn ich hierbei Schwierigkeiten hatte.
Auch bei einem post-OP-Patienten nach perforierter Sigmadivertikulitis, bei dem ich in der Vorwoche vor Krankenhauseinweisung noch eine Abwehrspannung getastet hatte, durfte ich die Fäden ziehen und freute mich sehr, dass es ihm wieder deutlich besser ging.
Donnerstag und Freitag war ich gemeinsam mit Blockpraktikantin Nikki in Auerbach eingeteilt. Aus raumtechnischen Gründen führten wir bei den Patient:innen gemeinsam die Anamnese und die körperliche Untersuchung durch, was viel Spaß brachte.
Auch machte ich in dieser Woche einen Hausbesuch bei einem Ehepaar in Auerbach, das ich bereits einige Wochen zuvor mit MUDr. Kalmancai besucht hatte und nun häufiger besuchen werde. Im Rahmen des PJs sollten wir möglichst zwei Hausbesuchspatient:innen ca. wöchentlich besuchen. Dem Paar ging es soweit gut, daher stand dieses Mal lediglich an, zu überprüfen, ob die Medikamente tatsächlich so eingenommen werden, wie es auf dem wenige Tage zuvor leicht veränderten Medikamentenplan des Ehemanns stand.
Am Montag lehrte uns MUDr. Machac einiges zum Umgang mit erhöhten Leberwerten – auch bei asymptomatischen Patient:innen ein sehr häufiges, aber schwieriges Thema in der Praxis. Den Donnerstagnachmittag nutzten wir PJler, um das Thema Diabetes zu besprechen: Wann wird welches Medikament eingesetzt? Wann ist Insulin indiziert? Welche Dosierungen könnte man einsetzen?
Am Wochenende nutzen Carla, Kathi und ich das schöne Herbstwetter für eine Wanderung zum Falkenstein, auf dem – für uns unerwarteterweise – bereits Schnee lag. So kam schon etwas Winter-/Weihnachtsstimmung auf.
Außerdem meldete ich mich fürs M3 an, welches für mich im kommenden Frühjahr anstehen wird. Dabei kann ich gar nicht so recht glauben, dass nun bereits genau die Hälfte des PJs vorbei ist. Die Zeit ist in den letzten Monaten wirklich verflogen und ich bin sehr dankbar, schon viel Neues gelernt zu haben und viele inspirierende Ärzte, Mitarbeiter und Patient:innen kennengelernt zu haben.
Woche 8: 06.11. – 12.11.2023
Nun startete also bereits die zweite Hälfte dieses PJ-Tertials.
Direkt zu Beginn der Woche durfte ich das erste Mal bei einer Rückstichnaht die Fäden ziehen. Gar nicht so einfach, denn die Fäden waren schon relativ tief in der Haut, sodass nicht immer ein Faden unter dem Knoten sicher zu identifizieren war. Gemeinsam mit Frau Dr. Takacs kontrollierte ich daher mittels Dermatoskop anschließend sicherheitshalber, ob doch noch Reste der Fäden in der Haut verblieben waren.
Zudem durfte ich nach Rücksprache mit MUDr. Sujova bei einer Patientin, bei der beim Check-up wiederholt erhöhte Blutzuckerwerte sowie ein erhöhter HbA1c aufgefallen waren und bei der bereits eine Ernährungsberatung erfolgt war und die sich im Alltag viel bewegte, eine antidiabetische Therapie mit Metformin einleiten.
Als ich gerade noch am Dokumentieren war, wurde ein Patient, dem es offensichtlich nicht gut ging, gestützt von einer MFA ins Zimmer auf die Liege geführt. Während ich die Vitalparameter bestimmte, berichtete der Patient, dass ihm seit der Nacht sehr schwindlig sei und zudem sein Puls sehr hoch sei. Bei der Auskultation des Herzens fühlte sich der Puls sehr arrhythmisch an, sodass die Verdachtsdiagnose Vorhofflimmern nahe lag, welche sich anschließend im EKG bestätigte. Dieser Fall verdeutlichte mir einmal mehr den Stellenwert von Anamnese und körperlicher Untersuchung.
In einem ruhigen Moment erzählte mir MUDr. Sujova einiges zur praktischen Anwendung von Cortison-Cremes bei dermatologischen Krankheitsbildern sowie von (antibakteriellen) Augentropfen bei Konjunktivitis. Zudem blieb mir eine etwa gleichaltrige Patientin mit rezidivierend auftretenden stärksten Gelenkschmerzen, insbesondere der oberen Extremitäten im Gedächtnis. Leider musste ich hier jedoch auch feststellen, wie schwierig es ist, Termine bei Fachärzten zu erhalten…
Auch in dieser Woche führte ich wieder Hausbesuche bei "meinen" drei Patient:innen durch. Zwei von ihnen – ein Ehepaar – hatten leider aktuell einen grippalen Infekt, jedoch glücklicherweise ohne schwere Krankheitssymptome.
Am Wochenende kam mein Bruder zu Besuch und wir wanderten unter anderem den sehr empfehlenswerten Rundweg "Schachten und Filze" – durch ca. 15 cm tiefen Schnee stapften wir durch ein wahres Winter Wonderland!
Woche 9: 13.11. – 19.11.2023
Diese Woche war ich größtenteils in Schöfweg.
Es war für mich die Woche der Beinvenenerkrankungen.
Direkt am Montag stellte sich eine Patientin mit druckschmerzhaften, verhärtet tastbaren Venen einseitig am Unterschenkel vor. Irritierend war für mich, dass auch das Meyer- und Payr-Zeichen positiv waren. Visuell war ich mir nicht ganz sicher, ob eventuell auch eine Beinumfangsdifferenz besteht. Daher lernte ich von Frau Dr. Kleudgen, 10cm unterhalb der Tuberositas tibiae zu messen – mit gutem Ergebnis für die Patientin: Es lag keine relevante Differenz vor. Die Patientin wurde daher bei V.a. Thrombophlebitis mit Heparinierung (da wir einen Bezug zum tiefen Venensystem nicht ausschließen konnten) sowie symptomatisch u.a. mit NSAR und Kühlen behandelt.
Im Verlauf der Woche sah ich dann einen Patienten, dessen Bein bereits seit 1-2 Wochen geschwollen war. Bei ihm war zudem eine Wunde an der lateralen Fußkante zu sehen, weshalb ich auch die Differenzialdiagnosen Phlegmone und ggf. Erysipel in Erwägung zog. Der Kompressions-Ultraschall brachte kein klares Ergebnis, weshalb wir den Patienten bei ausgeprägter Klinik sicherheitshalber trotzdem antikoagulierten und am Folgetag nochmals eine Sonografie bei Dr. Machac durchgeführt werden sollte.
Ebenfalls kam ein Patient in die Praxis, der bereits vor ein paar Wochen eine Beinvenenthrombose DD Erysipel erlitten hatte und stationär behandelt wurde. Der Patient erhält bereits eine Antikoagulation und wurde außerdem antibiotisch therapiert. Nun stellte er sich erneut vor, weil sich der Befund nur unwesentlich gebessert hatte. Im Kompressions-Ultraschall der Beinvenen war die V. poplitea noch thrombosiert. MUDr. Sujova erklärte ihm, dass es oft einige Wochen bis zu wenigen Monaten dauern könne, bis die Symptome komplett rückläufig seien, was den Patienten sehr beruhigte.
Erstmals sah ich in dieser Woche auch eine Patientin mit der klassischen Symptomatik eines benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels. Obwohl ich beim Dix-Hallpike-Manöver "leider" keinen Nystagmus auslösen konnte, erhielt die Patientin bei typischer Klinik einen Zettel mit entsprechenden Selbstbefreiuungsmanövern.
Während der Nachmittagssprechstunde durfte ich alleine zu einem dringenden Hausbesuch bei einer multimorbiden Patientin mit nun vermehrt aufgetretenen Knöchelödemen fahren. Ich erhob neben der Anamnese die Vitalparameter und untersuchte insbesondere Herz und Lunge. In Rücksprache mit Dr. Kleudgen entschieden wir, zunächst die diuretische Therapie zu intensivieren und die Patientin in 1,5d nochmals klinisch zu sehen und Blut abzunehmen.
Am Dienstag durfte ich bei Dr. Werner, einem Internisten u.a. mit psychotherapeutischer Zusatzbezeichnung, im MVZ Regen hospitieren. An diesem Tag waren insbesondere kardiologische Patient:innen (z.B. Kontrolluntersuchungen bei Herzinsuffizienz, Mitralklappenprolaps o.ä.), jedoch auch Patient:innen mit anderen internistischen Krankheitsbildern z.B. der Lunge oder Schilddrüse einbestellt. Dr. Werner nahm sich viel Zeit für die Patienten und oftmals wurde die entsprechende Diagnostik (z.B. Belastungs-EKG, Bodyplethysmografie, Echokardiografie,…) noch in der Praxis durchgeführt. Dr. Werner hat mich direkt herzlich willkommen geheißen, dem ganzen Team vorgestellt und so oft es ging mit eingebunden. So durfte ich oft vorschallen (Abdomen, Schilddrüse, Herz) und er brachte mir die Karotis-Duplex-Sonografie bei. Sowohl fachlich als auch menschlich habe ich von diesem Tag viel mitnehmen können.
Am Wochenende ging es für mich dann auf zu einer recht entspannten Wanderung durchs Herbstlaub zu den "Bodenmaiser Schätzen" Rißlochwasserfällen und Silberberg.
Woche 10: 20.11. – 26.11.2023
Diese Woche durfte ich von Montag bis Mittwoch in der orthopädischen Abteilung der Reha-Klinik in Schaufling hospitieren. Am Montag wurde ich nach der Frühbesprechung ausführlich durch das Haus geführt und durfte anschließend bei der Visite dabei sein. Mittags nahm ich dann gemeinsam mit OA Dr. Buvar einen Patienten mit Hüft-TEP auf. Hierbei begeisterte mich auch das PC-Programm, bei welchem man bestimmte Informationen eingeben musste und das Programm anhand dessen automatisch einen Rohentwurf eines Arztbriefes erstellte. Nachmittags nahm Dr. Buvar sich viel Zeit, um mir das Thema Knie näherzubringen. Zunächst übten wir die körperliche Untersuchung an mir und einer Funktionsassistentin und danach durfte ich das Gelernte an einem Patienten umsetzen. An diesem zeigte Dr. Buvar mir auch Tipps zur Sonographie des Kniegelenks.
Dienstag und Mittwoch durfte ich dann selbst an vielen Reha-Maßnahmen wie Koordinationstraining, Gehtraining, Rückenschule, Wärmetherapie, Hydrotherapie o.ä. teilnehmen und durfte bei der Schuhsprechstunde dabei sein. Dienstagnachmittag nahm sich Dr. Buvar nochmals viel Zeit, um mir die Untersuchungstechniken (körperliche Untersuchung und Sonographie) des Schultergelenks strukturiert und in einer praktischen Reihenfolge beizubringen sowie anschließend bei einer Patientin anzuwenden. Mich hat beeindruckt, wie viel Freude an der Arbeit alle im Team (Ärzte, Physiotherapeuten, Sportwissenschaftler,…) hatten und mir sehr gerne viel erklärt haben. Insgesamt haben mir die Tage in Schaufling viel Spaß gebracht und auch fachlich weitergebracht – nun fühle ich mich deutlich sicherer in der Untersuchung von Knie und Schulter und kann mir auch besser vorstellen, wie eine Reha abläuft, wenn Patient:innen davon berichten.
Donnerstag und Freitag verbrachte ich in Lalling und Auerbach. Hier sah ich unter anderem deutlich ausgeprägte Varizen am Unterschenkel mit diversen eindrücklichen Zeichen einer chronisch venösen Insuffizienz (Corona phlebectatica paraplantaris, Stauungsdermatitis, Dermatoliposklerose, Ulzera). Zudem durfte ich Klammern ziehen, wozu ich, seit ich dies vor ein paar Wochen von Dr. Takacs erlernt hatte, in der Zwischenzeit keine Gelegenheit hatte. Umso mehr war ich begeistert, dass es problemlos klappte.
Donnerstagnachmittag besprachen wir unter uns PJlern ein paar Notfälle (z.B. Myokardinfarkt, Asthmaanfall) und was man bei diesen bereits in der Hausarztpraxis tun würde.
Den Freitagnachmittag nutzte ich noch für einen kleinen "Trail-Lauf" im Schnee rund um die Stockauwiesen bei Zwiesel. Auch in Kirchberg fiel an diesem Freitag der erste Schnee :). Am Wochenende machten wir PJler nach dem Jugendgottesdienst gemeinsam einen tollen Winterspaziergang zum Büchelstein und gingen anschließend noch auf den überaus gut besuchten Wichtelmarkt im Lallinger Feng-Shui-Kurpark.
Woche 11: 27.11. – 03.12.2023
Anfang der Woche galt es, in Auerbach einige hartnäckige grippale Infekte zu behandeln. Hierbei ist es manchmal gar nicht so leicht zu entscheiden, wann besser weiter abgewartet bzw. symptomatisch therapiert werden kann (oder ggf. Salbutamol oder Prednisolon helfen könnten) und wann man doch eine antibiotische Therapie (ggf. mit vorheriger Blutabnahme) beginnen sollte. Über den Einsatz und die Wahl des richtigen Antibiotikums (z.B. Amoxicillin, Amoxicillin/Clavulansäure, Azithromycin) unterhielt ich mich lange mit MUDr. Kalmancai.
Am Dienstag durfte ich einen Tag in der dermatologischen Praxis von Frau Dr. Friedl in Freyung hospitieren. Das ganze Team nahm mich herzlich auf und ich durfte gemeinsam mit Frau Dr. Friedl viele Hautkrebsscreenings durchführen. Hierbei sahen wir nebenbefundlich auch viele harmlosere Hautbefunde wie Follikulitiden, bei denen Dr. Friedl den Patienten Tipps zur Behandlung mit auf den Weg gab. Außerdem war es interessant, an diesem Tag einige Blickdiagnosen wie das Keratoakanthom einmal in "Real Life" zu sehen. Auch einige Behandlungen wie die CO2-Laser-Therapie oder Botox-Filler sah ich an diesem Tag das erste Mal.
Zurück in den Praxen in Auerbach und Lalling warteten noch einige knifflige Fälle auf uns.
Eindrücklich war eine Patientin etwa in meinem Alter, die sich mit Bauchschmerzen vorstellte. Bei der Untersuchung fiel ein leichter Peritonismus auf, weshalb wir einen Ultraschall des Abdomens durchführten. Tatsächlich sahen wir deutlich verdickte Darmwände sowie Aszites, sodass die Patientin ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Dieser Fall führte mir nochmals vor Augen, wie wichtig die körperliche Untersuchung ist!
Außerdem sahen wir einen Patienten mit klinischen Zeichen einer Herzinsuffizienz wie deutlicher Belastungsdyspnoe und Ödemen, jedoch normwertigem NT-proBNP. Auch ein Patient mit Schluckbeschwerden und bekannter Refluxösophagitis stellte sich vor. In solchen Fällen ist es spannend, sich mit den Ärzten zu beratschlagen und zu diskutieren, welches Vorgehen im Einzelfall am sinnvollsten ist.
Mittwochabend durften wir PJler an einer sehr lehrreichen und gut strukturierten Wundfortbildung teilnehmen, die von MFA Bea geleitet wurde. Ich kannte mich mit Wunden leider nicht besonders gut aus, weshalb mir diese Fortbildung sehr gelegen kam und bei mir viel Licht ins Dunkel brachte.
Die ganze Woche über schneite es sehr stark, sodass ich am Wochenende das erste Mal in diesem Winter langlaufen gehen konnte! 🙂 So gerne ich den Schnee jedoch auch mag, an das Autofahren bei diesem Wetter muss ich mich erst noch gewöhnen. 😉
Woche 12: 11.12. – 17.12.2023
Diese Woche stand ganz im Zeichen der Einführung des E-Rezepts. Es war sehr spannend, die ersten Tage dieses neuen Konzepts – wenn auch noch mit einigen technischen Hindernissen und Unklarheiten – miterleben zu dürfen! Schließlich war dies für alle Beteiligten etwas Neues und so wurde auch den Patient:innen gerne erklärt, wie der Ablauf nun funktioniert: Die Rezepte werden nun auf der Krankenkassenkarte gespeichert und mit dieser können anschließend die Medikamente in der Apotheke abgeholt werden.
In dieser Woche sah ich eine eindeutige Otitis externa mit den typischen Zeichen wie geröteten Gehörgang, Tragusdruckschmerz etc.. Nach vielen Wochen mit Normalbefunden der Ohren oder mit Paukenergüssen oder Otitis media, machte es mich glücklich, auch eine solche Krankheit erkennen zu können. Es bestätigte sich einmal mehr, dass es sich lohnt ganz viele Normalbefunde zu erheben, um dann Abweichungen davon bemerken zu können.
Zudem behandelte ich ein Kind mit Fieber sowie einem stammbetonten Exanthem, das ich nicht so recht einem Krankheitsbild zuordnen konnte. Entsprechend unsicher fühlte ich mich hinsichtlich der Therapie und schlug in Rücksprache mit Frau Dr. Kleudgen eine symptomatische Therapie mit Paracetamol und abwartendem Offenhalten vor. In solchen Situationen fällt es mir noch immer nicht leicht, zu akzeptieren, keine eindeutige Diagnose zu haben.
Unter der Woche führte ich außerdem die Anamnese und körperliche Untersuchung bei einigen psychosomatischen Patient:innen durch. Vor kurzem wurde uns in der Fallbesprechung hierzu der Tipp gegeben, dass man die Patient:innen fragen sollte, welches Symptom ihnen aktuell am wichtigsten ist und sich insbesondere auf dieses fokussieren sollte – tatsächlich half dies etwas.
Mehrfach unter der Woche stellte sich ein Patient vor, dessen Pregabalin von der Dosierung her an die Nebenwirkungen angepasst wurde. Da ich mich bei Psychopharmaka leider nicht wirklich gut auskannte, erklärte mir MUDr. Sujova einiges Praktisches inklusive persönlicher Erfahrungswerte über verschiedene Antikonvulsiva.
Nun begann auch langsam aber sicher die Zeit der Abschiede von den einzelnen Praxen – es ist verrückt, wie schnell die Zeit bisher vergangen ist! So war ich diese Woche zum letzten Mal in der sehr gut organisierten Praxis in Schöfweg.
Montagabend waren Dr. Blank und MUDr. Kalmancai zum gemeinsamen Abendessen mit uns PJlern in unserer Wohnung in Kirchberg und wir sprachen über unsere Erfahrungen in den vergangenen Wochen sowie mögliche kleine Änderungsvorschläge des Projekts für zukünftige PJler.
Am Wochenende besuchte ich noch meinen Bruder, der derzeit in Bayreuth studiert.
Woche 13: 18.12. – 24.12.2023
Am Sonntagnachmittag bereits war Giorgi, ein Arzt aus Georgien, zur Hospitation angereist. Mit ihm gemeinsam fuhr ich am Montagmorgen zunächst nach Kirchberg in die Praxis, wo wir zwei Stunden lang gemeinsam mit MUDr. Machac und Dr. Blank arbeiteten. Bei der Untersuchung eines einjährigen Kindes, das bereits beim Reinkommen viel schrie, merkte ich einmal mehr, wie viel Geduld es im Umgang mit Kindern bedarf und dass einige Untersuchungen wie die sorgfältige Palpation des Bauches bei manchen Kindern trotz ruhigem Umgang nur orientierend möglich sind. Zudem sprach ich mit MUDr. Machac über die Differenzierung zwischen einer Polycythaemia vera und einer sekundären Erythrozytose z.B. bei Rauchern – ein Problem, welches mir in den vergangenen Monaten gar nicht mal selten begegnete.
Den Rest des Vormittags verbrachten wir in Auerbach bei MUDr. Kalmancai, wo ich auch am Nachmittag war. Es war mein letzter Tag bei MUDr. Kalmancai – ich habe seine ruhige, entspannte Art sowie seine praktischen Tipps z.B. beim Fädenziehen sehr geschätzt und es hat immer Spaß gebracht, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Am Abend bestellten Kathi, Carla und ich an unserem letzten gemeinsamen Abend im Bayerischen Wald zur Feier des Tages noch Pizza bei der Kirchberger Pizzeria. Am Dienstagmorgen verabschiedete ich mich von beiden, wobei ein Wiedersehen fest geplant ist. 🙂 Es war eine tolle Zeit im Bayerwald, in der wir uns PJler auf Anhieb super verstanden hatten! Über die Weihnachtstage fuhr ich anschließend zu meiner Familie nach Schleswig-Holstein.
Woche 14: 25.12. – 31.12.2023
Nun war es bereits soweit – nachdem ich ein paar gemütliche Weihnachtstage zu Hause bei meiner Familie in Schleswig-Holstein genossen hatte, brach meine letzte Woche im Allgemeinmedizin-PJ-Tertial hier im Bayerischen Wald an. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist! Einerseits habe ich in dieser Zeit sehr viel erlebt, aber andererseits ist die Zeit rückblickend wirklich verflogen…
Zwischen den Tagen war ich noch einmal in Lalling bei Frau Dr. Takacs, wo ich auch die meiste Zeit meines PJs verbracht hatte. Da während dieser Zeit zwischen Weihnachten und Silvester viele andere Praxen geschlossen hatten, waren auch einige neue Patient:innen in der Praxis. Zudem gab es überraschend viele Krankenhausentlassungen zu besprechen, was ich jedoch immer als sehr lehrreich empfinde. Hierbei wird mir auch jedes Mal wieder klar, wie wichtig es ist, auch im stressigen Klinikalltag präzise Empfehlungen für die weitere poststationäre Behandlung in den Arztbrief zu schreiben.
In dieser Woche fiel mir auch einmal mehr auf, dass es nach wie vor einige Bereiche gibt, in denen ich mich noch recht unsicher fühle. So bringt mir der Umgang mit Kindern zwar viel Spaß, jedoch stoße ich insbesondere bei der genauen Diagnose und den Therapieempfehlungen für diese kleinen Patient:innen noch immer oft an meine Grenzen.
Bei der körperlichen Untersuchung dagegen merkte ich, dass es mir inzwischen deutlich leichter fällt, z.B. bei der Lungenauskultation, Racheninspektion, Lymphknotenpalpation u.v.m. Abweichungen vom Normalbefund festzustellen. Da man in einer allgemeinmedizinischen Praxis deutlich mehr Patient:innendurchlauf hat als in der stationären Versorgung, führte ich diese Untersuchungen hier so oft wie bisher nie zuvor durch.
Indem ich (in Lalling) zunächst selbst die Laborbefunde des Vortages durchgehen durfte und anschließend mit Dr. Takacs besprach, konnte ich hinsichtlich der Interpretation und Konsequenzen dieser Befunde viel mitnehmen.
Durch "meine" Hausbesuchspatient:innen, die ich regelmäßig selbst besuchen durfte, lernte ich darüber hinaus einiges über die Therapieeinstellung einiger chronischer Erkrankungen wie Diabetes, COPD oder Herzinsuffizienz.
Einige Krankheitsbilder (wie z.B. grippale Infekte, Harnwegsinfekte etc.) habe ich in der Zeit hier zuhauf gesehen und mir dabei einiges an Sicherheit erarbeitet. Nichtsdestotrotz gibt es auch hierbei noch hin und wieder Fälle, wo ich als "vorsichtiger Anfänger" eher zu mehr Diagnostik oder Therapie tendieren würde als die Fachärzte es hier tun. Einige Patient:innen mit schwerem grippalen Infekt, bei denen ich am besten direkt z.B. Salbutamol, Prednisolon oder sogar ein Antibiotikum zusätzlich zur symptomatischen Therapie verabreicht hätte, durfte ich im Verlauf noch einmal anrufen und musste feststellen, dass der Infekt in den allermeisten Fällen tatsächlich auch ohne solche Therapiemöglichkeiten rückläufig war. Auch bei Patient:innen, die man zwecks weiterer Diagnostik oder Therapieeinleitung zu Fachärzten überwiesen oder ins Krankenhaus eingewiesen hatte, fand ich es sehr lehrreich, wenn auch mit mal mehr, mal weniger erfreulichem Ergebnis, diese im Verlauf nochmals nachzuverfolgen (in persona oder via Patient:innenakte).
Durch die Themenbesprechungen und Fällebesprechungen der Praxis, die regelmäßigen Themenbesprechungen unter uns PJlern als auch die PJ-Seminare der Uni Erlangen konnte ich vieles Weitere an Wissen mitnehmen.
In dieser Woche hieß es nun also Abschiednehmen:
Zunächst einmal von Dr. Blank (“Wolfgang”), dem ich unfassbar dankbar für dieses einzigartige Projekt hier bin und von dem ich neben fachlichen Erkenntnissen auch Vieles zum Thema ärztlicher Haltung lernen durfte.
Außerdem musste ich mich nun auch von der Praxis in Lalling verabschieden – ich werde das ganze Team dort (und natürlich auch in den anderen Praxen) sehr vermissen! Ein ganz besonderer Dank gilt auch Frau Dr. Takacs ("Dora"): Ich habe wirklich gerne mit Dir zusammengearbeitet und werde mir von Deinen einfühlsamen Sichtweisen für immer einiges beibehalten!
Bereits in der Woche zuvor verabschiedete ich mich von den anderen PJlerinnen… Ihr wart die besten Mit-PJlerinnen, die ich mir hätte wünschen können! Ich erinnere mich z.B. gerne an unseren gemeinsamen Ausflug zum Büchelstein mit anschließendem Besuch auf dem Lallinger Wichtelmarkt mit mehr oder weniger gelungenem Stockbrot. 😉 @Kathi: Vielen vielen Dank für die tolle Zeit hier oben auf dem Kirchberg! Mit dir hat es sich hier von Anfang an total "heimelig" angefühlt und wir haben ja wirklich verrückt viele Gemeinsamkeiten festgestellt. 🙂 Auch das morgendliche gemeinsame Frühstück mit perfektem Blick auf den Sonnenaufgang werde ich sehr vermissen…
Nicht zuletzt hat der Bayerische Wald natürlich auch landschaftlich einiges an Vielfalt zu bieten: Besonders gut gefallen haben mir z.B. eine Wanderung zum Falkenstein, die Schachtenwanderung und auch der Flusswanderweg von Regen nach Zwiesel.
Insgesamt war es eine sehr intensive, aber auch sehr lehrreiche und aufregende Zeit mit wunderbaren Menschen, an die ich mich immer gerne zurückerinnern werde und jedem, der leidenschaftlich Medizin lebt und insbesondere auch den Mensch und nicht nur die Erkrankung sieht, das PJ hier nur wärmstens empfehlen kann!
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