Caroline Swoboda

Praktisches Jahr
7.3. – 26.6.2022

Statement zum PJ

PJ in der Gemeinschaftspraxis Bayerwald: „Fachlich bin ich beeindruckt, was hier geleistet wird“

Medizinstudentin Caroline Swoboda entschied sich für ein PJ-Tertial Allgemeinmedizin in der Gemeinschaftspraxis Bayerwald, weil sie die Famulatur dort schon in so guter Erinnerung hatte. Unterstützt wurde sie dabei von der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband. Und wieder war sie fachlich „beeindruckt, was in der Gemeinschaftspraxis geleistet wird. Hier ihr Bericht:

Motivation

Die Antwort auf die Frage nach meiner Motivation für mein PJ-Tertial in der Gemeinschaftspraxis Bayerwald teilt sich in zwei Aspekte. Zum einen, warum ich mich für ein Allgemeinmedizin-Terital entschieden hab und zum anderen, warum ich das gerade auf dem Land machen wollte.

Für die Allgemeinmedizin habe ich mich entschieden, da ich in meiner Famulatur in dem Exzellent-Programm von Dr. Wolfgang Blank bereits positive Erfahrungen in einer Hausarztpraxis gemacht hatte. Ich schätze vor allem den langfristigen Kontakt mit den Patienten und die abwechslungsreichen Beratungsanlässe. Das Tertial speziell auf dem Land machen wollte ich, um hier die Arbeit in der Allgemeinmedizin zu erleben, bei der nicht direkt um die Ecke jeder andere Facharzt oder ein Krankenhaus zur Verfügung steht.

Tätigkeit und fachliche Eindrücke

In der Gemeinschaftspraxis wurde ich in jeder Zweigstelle als ärztliche Kollegin angesehen. Als PJ-Student darf man sich als „angehende(r) Arzt/Ärztin“ vorstellen und so wurde ich langsam an die Haltung eines Arztes herangeführt. Während der Sprechstunde habe ich mit einer der MFA oder dem ärztlichen Kollegen abgesprochen, welchen Patienten ich aufrufen darf. Dann hatte ich so viel Zeit, wie ich für Anamnese und körperliche Untersuchung benötigte. Daraufhin informierte ich den Patienten, dass ich nun einen Arzt dazu hole und stellte den Patienten mit seinen Symptomen vor. Je nach Beratungsanlass konnte ich einen Therapievorschlag äußern und das Prozedere wurde mit Patient und Arzt besprochen. Abschließend machte ich die Dokumentation zu dem Fall. Bei den Gesundheitsuntersuchungen durfte ich ebenso alleine beginnen und auch sonografieren. Danach wurde die Untersuchung wiederholt und ich konnte meinen Eindruck abgleichen.

Fachlich bin ich beeindruckt, was in der Gemeinschaftspraxis geleistet wird. Durch die regelmäßigen Fallbesprechungen, Journal Clubs und das leitliniengerechte Arbeiten habe ich das Gefühl, das evidenzbasierte Medizin hier wirklich groß geschrieben wird.

Betreuung vor Ort

Die Betreuung der Studierenden ist sehr gut organisiert. Die Koordination der Studierenden läuft über einen Arzt, der uns vor der Anreise über alles Wichtige informiert hat und auch während des PJ-Tertials begleitete. Außerdem gibt es in der Gemeinschaftspraxis viele junge Assistenzärzte, die einen gerne jederzeit unterstützen oder Fragen beantworten.
Fachlich wurden wir u. a. über die Fall- und Themenbesprechungen gut betreut, bei denen wir immer Fragen stellen durften und sollten.

Unterkunft

Die Unterkunft war wirklich hervorragend. Als PJ-ler hat man entweder eine eigene Wohnung oder eine Wohnung, in der zwei Schlafzimmer sind, von denen man eines alleine bewohnt und in dem anderen wechselnd ein/zwei Famulanten oder Blockpraktikanten wohnen. Beides sind große, saubere Wohnungen, in denen man sich wohl fühlen kann.

Land und Leute

Die Menschen im Bayerischen Wald wachsen einem wirklich schnell ans Herz und man ist immer auch als „Zugezogener“ willkommen. Ich habe recht bald ein paar Wörter übernommen und kann beim Abhören  „jetzt bitte tief ein- und ausschnaufen“ sagen, das hört sich so oder so viel sympathischer an.

Die Region an sich finde ich auf jeden Fall lebenswert, ich habe es genossen, inmitten der Natur zu wohnen und an den Wochenenden den Bayerischen Wald zu erkunden. Nur, dass man für fast jeden Weg das Auto braucht, ist für mich weiterhin gewöhnungsbedürftig geblieben.

Fazit

Zusammenfassend würde ich sagen, dass man durch die verschiedene Aufgaben, die man in der Gemeinschaftspraxis rund um die Besprechungen, Seminare und Journal Clubs hat, auf jeden Fall gefordert ist. Wer ein entspanntes Terital haben möchte, bei dem man um 12 Uhr geht, der ist hier falsch. Ich wusst, dass ich hier gefördert und gefordert werde und würde mich wieder für ein Tertial im der Gemeinschaftspraxis im Bayerwald entscheiden.

Woche 1: 7.3. – 13.3.2022

Meine Fahrt in den Bayerischen Wald beginnt am Freitag Nachmittag in Eichstätt, wo ich mein Tertial in der Inneren Medizin gemacht habe. Nach zweieinhalb Stunden, bin ich in Kirchberg und bin schon gespannt, die Unterkunft für die nächste Zeit zu sehen. Ich bin in der großen Wohnung, in der in zwei Schlafzimmern bis zu drei Studenten Platz haben. Es ist wirklich gemütlich hier und jetzt, nach einer Woche, fühle ich mich schon wohler als in der ganzen Zeit in einem kleinen Zimmer in Eichstätt.

Ich bin jetzt das vierte Mal im Bayerischen Wald. Begonnen hat alles mit dem Exzellenten Winter 2018. Da bin ich direkt nach dem 5. Semester für meine Hausarztfamulatur hierher gekommen. Besonders war für mich, wie viele begeisterte Mediziner ich hier getroffen habe, sowohl die Studenten als auch die Ärzte. Also bin ich im nächsten Jahr für ein Exzellentes Wochenende gleich wieder da gewesen. Letztes Jahr habe ich dann das erste Mal als Tutor für eine Woche beim Famulatur-Programm mitgeholfen und entdeckt, wie viel Spaß es mir macht gemeinsam mit den Studenten Teachings zu machen.

Jetzt bin ich also wieder hier. 🙂 Meine erste Woche bin ich in den Praxen in Kirchberg und in Auerbach. Es ist wirklich ein großer Vorteil sein PJ hier zu machen, weil man so viele verschiedene Allgemeinärzte, ihre Arbeitsweise und Einstellung kennen lernen darf. Anfangs dürfen wir uns erstmal alle Praxen ansehen und dann überlegen, in welchen zwei wir überwiegend sein wollen. Im ersten Monat hier findet parallel die Exzellente Famulatur statt. Das heißt, nach dem Vormittag in der Praxis sind nachmittags Teachings angesagt. Am Dienstag helfen wir als PJler beim Wissenskurs mit und lernen auch selbst dazu. Als Student habe ich immer Amboss als Informationsquelle verwendet, aber ich beginne zu verstehen, dass ich hier in der Allgemeinmedizin vielleicht eine neue Lieblings-Quelle brauche. Jetzt habe ich mir die Seite deximed.de für Hausärzte angesehen und mir einen kostenlosen Account für Studenten angelegt. Am Mittwoch ist dann der Sono-Kurs. Es macht Spaß, gemeinsam mit den Studenten eine Abdomen-Untersuchung zu üben und ich freue mich, wenn ich helfen kann und wir doch noch die linke Niere der Studentin finden, die sich gerade zum Schallen zur Verfügung stellt. Am Samstag findet der Untersuchungskurs in Regen statt. Ich übe mit den Studenten die neurologische Untersuchung und die anderen Tutoren haben die Themen Thorax, Abdomen und HNO. Erschöpft, aber voller Eindrücke von der abwechslungsreichen Woche gönnen wir uns erstmal ein leckeres Stück Kuchen in einem netten Café in Rinchnach. Am Sonntag geht es dann mit den anderen Studenten zum Langlaufen auf den Bretterschachten. Die Sonne strahlt vom Himmel und wir ziehen ein paar Schichten unserer viel zu warmen Kleidung aus und genießen die Zeit auf den Skiern.

Insgesamt eine tolle Woche!

Woche 2: 14.03. – 20.03.2022

Die zweite Woche im Bayerischen Wald startet in der Praxis in Kirchberg. Ein Student aus dem Famulaturprogramm und ich gehen zusammen zu den Patienten, machen Anamnese und eine körperliche Untersuchung. Dann stellen wir einem der Ärzte den Fall vor und berichten unsere Überlegungen zur Therapie. Die Vormittage in der Praxis verfliegen nur so und an den Nachmittagen sind wieder die Teachings des Famulaturprogramms angesagt.

Am Dienstag sind Hannah und ich beim EKG-Unterricht dabei. Erst gibt es einen Vortrag von Frau Dr. Krenn und dann stürzen sich alle auf die mitgebrachten Übungs-EKGs. Hannah und ich müssen Rede und Antwort stehen. Warum ist die Q-Zacke hier so komisch? Ist das jetzt ein Indifferenztyp oder doch ein Steiltyp? Was ist ein S1-Q3-Typ? Wir geben uns Mühe beim Beantworten und befragen im Notfall das „EKG für Isabel“-Buch und unseren Joker Frau Dr. Krenn. Am nächsten Tag ist nachmittags die Fallbesprechung. Die Studenten bringen Fälle aus ihren Praxen mit und wir sprechen mögliche Differentialdiagnosen und Red Flags anhand der sechs Kategorien Entzündung, Tumor, Trauma, Gefäße, Stoffwechsel (+ Medis + Autoimmunerkrankungen) und Psyche durch. Um nichts zu übersehen, ist das eine tolle Hilfestellung! Am Donnerstagnachmittag dürfen wir mit den Famulanten nach Zwiesel in die Klinik zum Nahtkurs. Der Chefarzt und mehrere Assistenzärzte bringen uns geduldig bei, wie man Einzelknopfnähte, aber auch Rückstich- und Intrakutannähte macht. Die Woche endet mit dem Samstags-Teaching in Regen. Heute stehen Chronische Krankheiten auf der Tagesordnung. Als erstes erzählen uns zwei MFAs aus der Gemeinschaftspraxis, wie sie KHK- und Diabetes-Patienten versorgen. Es ist ein wirklich tolles Konzept, denn die beiden bestellen sich ihre Patienten selber regelmäßig ein und kennen dadurch die Patienten und deren Sorgen wirklich gut. Manchmal meint man, dass sich die erfahrenen MFAs mit einem Appell an uns angehende Ärzte wenden: Hört den Patienten zu! Versucht sie zu verstehen! Und überlegt bei jeder Therapie, ob ihr das nur tut, um einer Leitlinie zu entsprechen oder ob eventuelle Nebenwirkungen und ein fehlender Nutzen eher dagegensprechen. Nach einer kurzen Pause folgen noch die Themen COPD/Asthma und Herzinsuffizienz. Danach rauchen unsere Köpfe!

In der lehrreichen Woche sind aber auch entspannte WG-Abende dabei. Hannah ist eine tolle Nachbarin und wir kochen viel zusammen. Diese Woche gibt es einmal selbst gemachte Pizza.

Und für mich Stadt-Kind gab es noch einen echt aufregenden Moment. Ich mache einen abendlichen Spaziergang auf dem Waldweg um den Kirchberg. Als ich an einem Hof mit drei Pferden vorbeikomme, bahnt sich auf einmal ein Pferd einen Weg durch den Elektrozaun, auf dem wohl kein Strom ist. Begeistert folgen ihm die anderen beiden gleich. Der Hofhund bellt schon die ganze Zeit wie verrückt und ich suche das Wohnhaus und finde dann tatsächlich eine Bewohnerin. Ich erkläre aufgeregt, dass die Pferde weggelaufen sind. Sie nickt und meint: „Kein Problem, das machen sie öfter. Ich pfeife sie gleich zurück.“ Puh, das ging ja nochmal gut aus…

Woche 3: 21. – 27.03.2022

Diese Woche beginnt etwas anders, da Hannah, meine Mit-PJlerin, und ich unseren Strahlenschutz-Grundkurs für die Klinik zu absolvieren hatten. Drei Tage lang nur vor dem Computer sitzen und Vorträgen über alpha-, beta- und gamma-Teilchen lauschen – als wir das endlich hinter uns haben, freuen wir uns umso mehr auf die zwei Tage in der Praxis.

Ich bin diese Woche in der Praxis in Schöfweg eingeteilt. Wie in allen Standorten der Gemeinschaftspraxis sind auch hier die MFAs schon mit dem Konzept für die Medizinstudenten vertraut. Man kann selber auf der Warteliste nachsehen, welche Patienten gerade da sind und dann kurz absprechen, wo man jetzt hingeht. Dann lese ich kurz in der Vorgeschichte des Patienten und gehe zum ihm. Die allermeisten Patienten freuen sich und erzählen gerne auch dem Studenten von ihren Beschwerden. Hier in den Gemeinschaftspraxen soll der PJ-Student schon als angehender Arzt mitarbeiten und darf sich auch so vorstellen. Ich find das toll, da ich so die Möglichkeit habe, langsam in die neuen Aufgaben reinzuwachsen. Wenn man dann beim Patienten ist, hat man Zeit für eine ausführliche Anamnese und führt die Untersuchungen durch, die man für zielführend hält. Nun kann man einen der Ärzte dazu holen. Es ist gar nicht so leicht, bei der Zusammenfassung für den Arzt alles strukturiert zu berichten und gleichzeitig dem Patienten zu zeigen, dass man verstanden hat, was seine Beschwerden sind. Wenn man einen Therapievorschlag hat, kann man jetzt gemeinsam besprechen, wie es weiter geht. Ich stelle jeden Tag fest, dass manche Dinge schon ganz gut klappen und sehe aber auch, wo meine Defizite sind. Heute hatte ich wieder einen Patienten mit Knieschmerzen und ich bin einfach noch nicht sicher in der orthopädischen Untersuchung. Da muss ich auf jeden Fall noch nachlesen und den Ärzten über die Schulter schauen. Außerdem gibt es hier im PJ die Möglichkeit bei anderen Fachärzten zu hospitieren. Ich denke, da schaden mir ein paar Tage beim Orthopäden nicht. 😉

Am Donnerstagnachmittag ist der Kinder-Untersuchungskurs des Exzellenten Winters. Zwei Allgemeinmedizinerinnen, die viele U-Untersuchungen machen und daher auch allgemein viele Kinder als Patienten haben, erzählen uns, auf was wir beim Umgang mit den kleinen Patienten achten sollen. Für uns ist das sehr interessant, weil es den Beruf als Allgemeinmediziner noch vielseitiger macht und wir gar nicht wussten, dass man auch die U-Untersuchungen machen darf. Dann kommen sogar ein paar Mütter mit ihren kleinen Kindern und wir versuchen uns den Kindern spielerisch zu nähern, um nebenbei ganz unauffällig Herz und Lunge abzuhören. Spätestens bei der Orthoskopie wird es dann schwieriger und auch der Holzspatel löst bei den Kleinen keine Begeisterung aus. Als kleines Dankeschön werden dann Mütter und Kinder mit Kaffee, Tee und dem Kuchen, den die Studenten gebacken haben, belohnt.

Am Freitagnachmittag geht es dann für eine Woche Urlaub Richtung Heimat und ich genieße die Fahrt mit der Waldbahn durch die hügelige Landschaft.

Woche 5: 04.04. – 10.04.2022

Frisch aus dem Urlaub starte ich wieder in die Woche. Am Sonntagabend sind noch zwei Blockpraktikantinnen angereist und wir sind nun eine nette Mädelsgruppe da oben auf dem Kirchberg. Am Montagmorgen schwärmen wir dann in die Praxen aus.
Diese Woche scheint Ohrspülungs-Woche zu sein. Am Montag schaue ich mir alles noch an und dann darf ich selber ran. Ich lerne, auf welche „red flags“ ich achten muss, bevor ich die Spülung durchführe. Ist ein Defekt des Trommelfells bekannt? War der Patient in letzter Zeit an einer Otitis media erkrankt? Hat der Patient Ohrenschmerzen? Ist der äußere Gehörgang entzündet? Hat der Patient einen Tragusdruckschmerz? Dann der Blick ins Ohr – meist sieht man außer Cerumen nicht viel. Nun kommen lösende Tropfen in das betroffene Ohr und eine viertel Stunde später ist das Ausspülen des Cerumens viel leichter. Das schönste ist der erleichterte Patient danach, endlich kann er wieder etwas hören. Das ist mal eine Therapie, bei der man gleich den Erfolg sieht.
Am Mittwochabend bin ich das erste Mal im Journal Club dabei. Hier kommen in einem Zoom-Meeting engagierte Allgemeinärzte aus der Region zusammen. Es wird viel diskutiert und wir dürfen auch Fragen stellen und unsere Meinung sagen. Es geht zum Beispiel um Bridging und wann bzw. wie lange man es machen sollte.
Am Wochenende ist so richtiges Aprilwetter. Während meines langen Waldspaziergangs ist von Sonnenschein über Schnee und Graupel alles dabei. Ich genieße es, dass ich hier einfach nur aus der Haustüre gehen muss und in der Natur bin. Das hatte ich noch nie. Am Sonntag laufe ich das erste Mal zum Todtenauer Moor. In Kirchberg gibt es viele gut ausgeschilderte kurze bis etwas längere Rundwege und ich mache mich daran, alle kennen zu lernen.

Woche 6: 11.04. – 17.04.2022

Meine Woche hier begann mit strahlendem Sonnenschein. Ein bisschen Nebel lag noch über Kirchberg und von der Wohnung ist die Aussicht wirklich klasse. Ich hatte in den letzten Wochen alle Standorte der Gemeinschaftspraxis kennen gelernt und bin jetzt für zwei Wochen in Schöfweg. Ich freue mich, länger in einer Praxis zu sein, um auch den Verlauf der Patientenfälle mitzubekommen.

Am ersten Vormittag stehen zufälligerweise fünf Schilddrüsen-Sonos an. Perfekt für mich, kein Patient kommt daran vorbei, erstmal von mir geschallt zu werden. Das war super, mal mehrere Schilddrüsen-Sonos hintereinander zu machen. Im Laufe der Woche kommen noch viele weitere Schilddrüsen-Sonos zusammen. Langsam werde ich sicherer im Ausmessen des Volumens und dem Erkennen und Einordnen von Knoten.

Diese Woche machen wir auf der Hausbesuch-Runde Covid-Impfungen. Die Patienten freuen sich sehr, dass wir vorbeikommen und ihnen der Weg in die Praxis erspart bleibt. Ein Patient lässt uns nicht wieder rausgehen, ohne dass wir einen Schokoriegel mitnehmen.

In der Fällebesprechung kam diese Woche die Frage auf, ob Iberogast noch Leber-toxisch ist. Am Abend schaue ich nach: In dem pflanzlichen Präparat, das laut Herstellerangaben weltweit bereits mehr als 90 Millionen Menschen angewendet haben, ist Schöllkraut enthalten. Es gibt jedoch Warnungen, die man z.B. im Arznei-Telegramm nachlesen kann, dass dieser Inhaltsstoff Leber-toxisch ist. Inzwischen hat Bayer ein weiteres Medikament in anderen Wirkstoffkombination herausgebracht: Iberogast advance, das bei häufigen Magen-Darm-Beschwerden anzuwenden ist. Dieses enthält – im Gegensatz zur immer noch erhältlichen klassischen Variante – kein Schöllkraut mehr.

Abends haben wir diese Woche wieder mit den Blockpraktikantinnen gemeinsam gekocht und einmal sind wir noch zum Bouldern nach Deggendorf gefahren, das war eine tolle Abwechslung.

Woche 7: 18.04. – 22.04.2022

Die nächste Woche ist angebrochen und nach Ostern sind die Praxen gut gefüllt. In den vergangenen Tagen hatten wir auch Patienten, die wir z.B. bei Bauchschmerzen für diese Woche in die Praxis zum Sono einbestellt haben. Ich freue mich schon zu sehen, wie die Fälle weitergehen. Bei diesen Terminen kann ich zunächst selbstständig mit der Untersuchung beginnen, um anschließend meine Ergebnisse mit dem zuständigen Arzt zu besprechen und durch ihn kontrollieren zu lassen.

Diese Woche lerne ich auch mehr auf mein Bauchgefühl zu hören. Ich mache eine lange somatische Anamnese und vergesse manchmal die psychische Verfassung des Patienten in meinen Gesamteindruck mit einzubeziehen. Ich habe gelernt, dass es deshalb immer sinnvoll ist, den Patienten zu fragen, wie es ihm aktuell im Allgemeinen geht.

Am Freitag geht es dann so richtig rund, da der Praxisstandort die kommende Woche urlaubsbedingt geschlossen hat. Einige der Patienten nutzen daher die verbleibende Öffnungszeit und möchten präventiv klären, ob ihre Symptome sofort oder auch erst nach der Woche Urlaub behandelt werden können. Am Ende des Vormittags finden wir für alle Patienten eine geeignete Lösung. Hier kommt der Vorteil einer Gemeinschaftspraxis zum Tragen. Die Patienten können sich im Zweifel an einem anderen Standort vorstellen, an dem die Krankenakte auch eingesehen werden kann.
Am Wochenende bekomme ich hohen Besuch von meiner Schwester und wir erkunden den Geißkopf und dessen Umgebung. Am nächsten Tag geht es dann zu Gut Aiderbichl, das ganz in der Nähe von Deggendorf liegt. Sonntagabend reisen die beiden neuen Blockpraktikantinnen an und wir lassen den Tag mit gemeinsamem Kochen ausklingen.

Woche 8: 25.04. – 01.05.2022

Für mich beginnt die Woche in Kirchberg in der Praxis. Nach der Sprechstunde am Vormittag haben wir montags eine Besprechung, bei der wir mit allen Ärzten und Ärztinnen der Standorte ein Thema bearbeiten. Diese Woche ist es der Tinnitus. Als es darum geht, wie man bei einer Hörminderung in der Praxis leicht zwischen Schallempfindungs- und -leitungsstörung unterscheiden kann, traue ich mich und nenne die Stimmgabeltests nach Weber und Rinne. Die muss ich dann auch gleich erklären. Aber wie war das nochmal? Natürlich habe ich mir wieder falschherum gemerkt, welcher Test wie heißt. Aber das ist nicht schlimm, die meisten anderen teilen mit mir dieses Problem. Aber vom Prinzip her bekomme ich es noch einigermaßen hin. Später lese ich es mir nochmal durch: Als erstes macht man den Rinne-Test am Mastoid beider Ohren, um die Hörschwelle für Luft- und Knochenleitung zu vergleichen. Dann folgt der Weber-Test, bei dem man die Stimmgabel auf die Kopfmitte setzt und den Patienten/die Patientin nach einer Lateralisation fragt. Aus der Kombination der Befunde kann man nun ableiten, ob es sich um eine Schallempfindungs- oder -leitungsstörung am hörgeminderten Ohr handelt. Am nächsten Tag stehe ich gerade auf dem Praxisflur, als Dr. Blank mich anspricht und meint, er hat eine Patientin, die auf einem Ohr weniger hört. Er hat sich schon ein Bild gemacht und das wäre doch eine gute Gelegenheit für mich. Mit Otoskop und Stimmgabel bewaffnet stelle ich mich der Patientin vor und kann die Theorie gleich anwenden.

Tag drei der Woche beginnt mit einem Kratzen im Hals und einem positiven Schnelltest. Ich ziehe mich in mein Zimmerchen in der Wohnung zurück und das Ergebnis des PCR-Tests am nächsten Tag bringt die Bestätigung. Zum Glück habe ich drei ganz tolle Mädels, die hier oben mit mir wohnen und mich ab sofort versorgen. Ich darf sogar Essenswünsche äußern! Das nennt sich wohl Sekundärer Krankheitsgewinn… 😉 Naja, ausgesucht hätte ich mir die Situation nicht und ich wäre viel lieber fit und in der Praxis.

Woche 9: 02.05. – 08.05.2022

Diese Woche findet für mich leider nur online statt, da ich immer noch krank bin. Aber immerhin bin ich dank der Fall- und Themenbesprechungen trotzdem eingebunden. Hier habe ich ein paar interessante Aspekte aus meiner Woche zusammengeschrieben:

Am Montag kann ich an einer bayernweiten Online-Sitzung teilnehmen. Es geht um Hantavirus-Infektionen. Ich lerne, dass es verschiedenen Serotypen gibt und bei uns der Puumala-Virus vorherrschend ist, der über die Rötelmaus übertragen wird. Nach einer Inkubationszeit von 2-4 Wochen verläuft die Infektion bei uns meist als „Nephropathia epidemica“. Die Symptome sind oft mild und grippeähnlich, jedoch kann nach mehreren Tagen auch eine akute Niereninsuffizienz eintreten. In schweren Fällen ist auch ein Hämorrhagisches Fieber mit Thrombozytopenie, Petechien, Lungenödem und Schock möglich. Ein seltenes Krankheitsbild, von dem ich bisher nichts in der Uni gehört habe!

In einer weiteren Besprechung diese Woche, kommt das Thema auf, wie man am besten damit umgeht, wenn ein Patient nicht ins Krankenhaus möchte, obwohl man es ihm dringend empfiehlt. Alle Ärzte kennen dieses Problem und jeder hat einen Weg für sich gefunden. Ich kenne bisher nur die „Entlassung gegen ärztlichen Rat“ aus dem Krankenhaus und bin gespannt wie das Problem ambulant gelöst wird. Eine Ärztin berichtet, dass sie dafür ein Formular in der Praxis haben, auf dem der Patient, der Arzt und am besten noch ein Zeuge unterschreibt. Auch ein weiterer Arzt berichtet, dass er bei Notarzteinsätzen manchmal einen Zettel entwirft, auf dem alle, einschließlich eines Zeugens, unterschreiben. Im Praxis-Setting berichtet ein anderer Kollege, dass er bei seinen Patienten, die er auch schon gut kennt, nichts schriftlich festhält und nur mündlich aufklärt. Alle eint, dass sie gut über die potentiellen Folgen aufklären, die auftreten könnten, weil der Patient nicht ins Krankenhaus möchte.

In der nächsten Woche ist meine Hospitation beim Kinderarzt und ich freue mich schon sehr, wieder starten zu können. 🙂

Woche 10: 09.05. – 15.05.2022 

Meine Woche beginnt bei dem Kinderarzt Dr. Bekelaer. Die Praxis hatte zwei Wochen Urlaub und als ich um viertel vor acht zur Praxis komme, warten die ersten Patienten und ihre Mütter schon vor der Tür. In meinen zwei Tagen dort sehe ich wirklich sehr viel. Es ist eine gute Mischung aus U-Untersuchungen und akuten Beratungsanlässen. Häufig haben die kleinen Patienten Atemwegsinfekte oder eine Gastroenteritis oder auch mal beides. Im Unterschied zur Erwachsenen-Medizin ist hier immer ganz wichtig: Isst und trinkt das Kind noch? Was für einen Eindruck haben die Eltern, wie es ihrem Kind geht? Glücklicherweise ist kein schwerer erkranktes Kind dabei. Am zweiten Tag darf ich dann die Impfungen übernehmen. Damit mache ich mich leider nicht sonderlich beliebt und am Abend klingelt es mir immer noch in den Ohren. 

Am Mittwoch bin ich dann wieder in der Allgemeinmedizin. Während eines Meetings diese Woche kommen wir auf einmal zu dem Thema Bauchgefühl. Wenn die Ärzte hier sagen, dass sie viele Entscheidungen intuitiv treffen, dann fragt man sich als junger Mediziner, wie man mal dahin kommt, dass der Bauch mehr als Hungergefühl kommuniziert. Aber die Ärzte helfen uns weiter: Das Bauchgefühl ist doch eher eine Kopfentscheidung, die unterbewusst entsteht. Alle Symptome und der klinische Eindruck vom Patienten fließen hier zusammen und so kommt es, dass man zu einer Entscheidung tendiert. Ein bisschen ausgebildet ist das Bauchgefühl bei uns Studenten ja auch schon und ich bin optimistisch, dass es sich noch weiterentwickelt. 

Am Wochenende genieße ich auch mal die Natur, die der Bayerische Wald bietet. Im Moment blühen die Wiesen und wir haben seit einer Woche strahlenden Sonnenschein. Ich genieße die Ruhe und den schönen Ausblick, den man vom Kirchberg aus hat und werde jetzt schon wehmütig, wenn ich daran denke, dass das PJ hier nicht mehr ewig ist. 

Woche 11: 16.05. – 22.05.2022

Diese Woche beginnt mit einer Hospitation in der Orthopädie der Reha-Klinik Schaufling. Hannah, meine Mit-PJlerin, und ich bekommen drei Tage einen Einblick in die Orthopädie und gleichzeitig die Rehabilitation. Dr. Buvar hat abwechslungsreiche Programmpunkte für uns organisiert. Am Montag geht es am Morgen mit der Frühbesprechung des interdisziplinären Teams los. Danach bekommen wir eine Führung durch alle Häuser und sollen uns den Weg zu den verschiedenen Bereichen merken. Puh, Hannah und ich malen uns schon aus, dass wir irgendwann zur Rezeption müssen und ausgerufen wird, dass die kleine Hannah und Caro von Dr. Buvar an der Pforte abgeholt werden müssen. Zu den nächsten Programmpunkten finden wir aber hin. Wir dürfen zur Bädertherapie, probieren Motorschienen aus, sehen bei der Wassergymnastik zu und machen beim Kardiotraining mit. Danach dürfen wir uns in der Cafeteria stärken. Am Nachmittag lernen wir dann die Untersuchung des Schultergelenks und dürfen das Gelenk sogar sonografieren. Dr. Buvar ist ganz begeistert von den Schallbedingungen bei uns. Kein Fett, aber eben auch keine Muskulatur, die die Sicht behindert. Später können wir noch mit zu einer Aufnahme eines Patienten und dürfen an der Mitarbeiterfortbildung zum Thema Gedächtnis teilnehmen. Und dann ist der erste Tag auch schon vorbei.

Am Dienstag sind wir vormittags bei der Visite dabei und können danach mit zur Basic Life Support Schulung der Mitarbeiter. Außerdem steht heute noch die Untersuchung des Knies an und hierfür sind auch Patienten zum Sono einbestellt. Nach der Mittagspause dürfen wir noch jeder selber einen Patienten aufnehmen und besprechen das ausführlich mit den Oberärzten.

Mittwoch ist dann unser letzter Tag in Schaufling. Morgens in der Frühbesprechung stellen wir den Patienten vor, den wir gestern aufgenommen haben und bekommen danach noch einen Vortrag zum Thema Erwerbsminderungsrente. Danach nimmt sich der Chefarzt Zeit, mit uns einen sozialmedizinische Fall zu besprechen. Wir dürfen erst selber mit der Patientin sprechen und er kommt dann dazu. Dieses Thema kommt auf jeden Fall zu kurz in der Uni und das war sehr lehrreich für uns. Dann dürfen wir mit einem Therapeuten zur Elektrotherapie und probieren den Reizstrom selber am Bein und im Gesicht aus. Später am Tag dürfen wir noch mit auf Visite und ein weiteres Highlight folgt: Das Team der Orthopädietechnik ist in der Klinik und hat extra für uns einige Prothesen mitgebracht, die sie uns erklären. Die Zeit geht viel zu schnell rum und dann sind unsere drei Tage auch schon wieder vorbei.

Am Nachmittag haben wir noch die erste PJ-Schulung des Landkreises Cham und bekommen einen tollen Einblick in die Behandlung einer Depression. Am Abend steht dann noch der Journal Club in Regen an und Hannah und ich stellen auch eine Studie vor.

Die restliche Woche sind wir dann wieder in der Allgemeinmedizin. Aber am Donnerstag Nachmittag steht noch etwas Neues an: Wir durften uns selber einbringen, was wir uns für unser PJ wünschen und für uns wäre ein gemeinsamer Lernnachmittag mit den anderen PJlern perfekt. Also haben wir uns ein Konzept erarbeitet, das wir heute ausprobieren. Wir starten mit dem Thema Harnwegsinfekt. Es macht wirklich Spaß, sich das Thema mit Büchern und Leitlinien zu erarbeiten und unser Wissen gegenseitig auszutauschen. Wir sind begeistert und freuen uns schon auf die nächsten Treffen.

Am Abend gibt es dann in unserer Kirchberg-WG ein Abschiedsessen, da am Freitag zwei der Blockpraktikanten abreisen und Hannah und ich in den Urlaub starten.

Nach der anstrengenden Woche freue ich mich auf eine Woche Erholung. 🙂

Woche 13: 30.05. – 05.06.2022 

Nach dem Urlaub bin ich diese Woche in den Praxen in Kirchberg und Schöfweg. In meinem Wochenbericht möchte ich mich diese Woche aber einem ganz bestimmten Thema widmen – unserer neuen PJler-Fortbildung, die diese Woche zum zweiten Mal stattgefunden hat:

Wir PJ-Studenten hatten dieses Treffen vorgeschlagen, da es uns allen so geht, dass wir im Praxisalltag nicht genug Zeit haben, uns intensiver mit einem Thema zu beschäftigen. Dabei geht es uns vor allem um strukturiertes Wissen zu elementaren allgemeinmedizinischen Themen. Wir haben diesen Wunsch so formuliert und durften gleich in der nächsten Woche damit starten. Insgesamt ist unsere Fortbildung für zwei Stunden angedacht. Zu Beginn berichten wir einander von den Antworten auf die offenen Fragen des letzten Treffens und wiederholen die wichtigsten Punkte der letzten Woche. Dann gibt es ein Brainstorming zum heutigen Thema: Was wissen wir dazu? Was sind unsere bisherigen Praxiserfahrungen? Was wäre uns wichtig zu lernen? Dann gliedern wir die gesammelten Punkt in vier Unterthemen und jeder von uns hat eine gute halbe Stunde Zeit, das zu recherchieren.  Je nach Thema können die Unterpunkte z.B. „Symptome und red flags“, „Diagnostik“, „Differentialdiagnosen“ und „Therapie“ sein. Hierbei befragen wir  v.a. Deximed und die DEGAM-Leitlinie. Zusätzlich steht uns auch das JAMA-Buch, der Herold und Amboss zur Verfügung. Dann treffen wir uns wieder im Plenum und jeder übergibt den anderen eine prägnante Zusammenfassung des erarbeiteten Unterthemas. Die neu gewonnenen Infos dürfen nun diskutiert werden und wir formulieren Fragen, die für uns offen geblieben sind. Diese dürfen wir dann an die erfahrenen Ärzte der Praxis stellen. In der Abschlussrunde fassen wir nochmal die wichtigsten Erkenntnisse der Fortbildung zusammen, damit das auch wirklich hängen bleibt. 😉 In der ersten Woche haben wir mit dem Thema „Harnwegsinfekt“ gestartet und diese Woche haben wir uns der „Müdigkeit“ gewidmet. Ich bin wirklich begeistert, wie gut unsere Fortbildung klappt. Ich habe jedes Mal einen tollen Lerneffekt gehabt und mich gefreut, das Thema mit den anderen selbst erarbeitet zu haben. Ich habe echt Glück, so tolle Mit-PJlerinnen zu haben, die den gleichen Wissensdurst haben!

Woche 14: 06.06. – 12.06.2022

Diese Woche ist von meiner Hospitation in der Urologie geprägt. Ich darf für zwei Tage zwei Ärzte der urologischen Gemeinschaftspraxis in Grafenau begleiten. Es ist viel los in der Praxis, aber wenn es möglich ist, nimmt sich Dr. Haider Zeit und erklärt etwas. Außerdem darf ich auch mal die ein oder andere Niere schallen, Restharnmessungen machen oder die DRU üben. Mich interessieren vor allem Themen wie HWI, Hämaturie und Urolithiasis, die mir häufiger in der Allgemeinarztpraxis begegnen. Außerdem finde ich es toll, wenn sich die Ärzte Zeit nehmen und auch über Themen wie die Facharztwahl mit einem reden. Zwischen was haben sie damals geschwankt? Würden sie sich heute noch mal so entscheide? Was empfinden Sie als Vor- und Nachteile Ihres Facharztes? Dr. Haider ist jedenfalls begeistert von der Urologie, gibt aber auch zu, dass Allgemeinmedizin lange im Rennen war und seine zweite Wahl gewesen ist.

Am Wochenende genieße ich die Vorzüge des Bayerischen Waldes, denn bald geht es auch wieder in das Leben des Städters zurück. Eine Freundin von Hannah und mir ist zu Besuch und wir machen am Samstag den Tierpark Lohberg und den kleinen Arbersee unsicher. Am Sonntag geht es nach Miltach und wir paddeln bei strahlendem Sonnenschein mit Kajaks auf dem Regen. Zum Abschluss gibt es in Chamerau eine Bootsrutsche, bei der ein ins Boot schwappender Schwall Wasser zur willkommenen Abkühlung führt. 🙂 Ein fantastisches Wochenende!

Woche 15: 13.06. – 19.06.2022

Die vorletzte Woche im Bayerischen Wald ist schon gekommen. Ich bin meine letzten drei Tage in der Praxis in Schöfweg, denn in der nächsten Woche geht es nochmal zu einer Hospitation und zum Schluss nach Auerbach.

Diese Woche ist ein Fall dabei, der für mich klassisch in den Bayerischen Wald passt. Ein Patient hat sich bei der Arbeit mit Holz eine Verletzung zugezogen, die eigentlich im Krankenhaus behandelt werden müsste. Am Telefon hatte er es als “nur minimal” beschrieben, aber als wir die Verletzung sehen, denke ich mir, dass ein Großteil der Städter schon bei einer nur halb so schlimmen Wunde ins Krankenhaus gerannt wäre. Stattdessen ist der Patient sehr tapfer und möchte eigentlich schon morgen am liebsten wieder körperlich arbeiten! Meinen Respekt hat der Patient jedenfalls. Er ist überhaupt nicht zimperlich und lässt die Wundkontrollen und schmerzhaften Verbandswechsel im Laufe der Woche über sich ergehen. Aber dennoch, eine Vorstellung im Krankenhaus hätte nach dem Unfall nicht geschadet. Ich denke, ich habe an dem Fall wieder gelernt, wie unterschiedlich wir Menschen sind und wie verschieden wir mit Krankheiten und Schmerzen umgehen.

Am Mittwoch Nachmittag sind wir Studenten wieder in Cham. Die Klinik bietet PJ-Unterricht an und wir dürfen daran teilnehmen. Das einzige Problem ist, dass wir 130 km Fahrt für den Unterricht haben und dadurch recht lange im Auto sind. Aber das Teaching ist auch manchmal online und diese Woche ist das Thema auch besonders interessant: “Der Notfall und ich”. Dr. Igl, ein Allgemeinarzt, fährt seit vielen Jahren auch als Notarzt. Er erzählt uns ein bisschen von seinem Alltag und dann dürfen wir einen Sanker, wie man hier sagt, und ein Notarzteinsatzfahrzeug inspizieren. Danach hat ein engagierter Sanitäter alles für uns vorbereitet und wir üben Herzdruckmassage, Maskenbeatmung, Einführen einer Larynxmaske und sogar das Bohren eines intraossären Zugangs. Insgesamt, hat sich das Team wirklich sehr viel Mühe gegeben und wir haben auf jeden Fall viel gelernt.

Woche 16: 20.06. – 26.06.2022

Meine Woche startet mit zwei Tagen Hospitation in der Nephrologischen Praxis und dem Dialysezentrum von Dr. Kammerl in Zwiesel. Ich werde herzlich begrüßt und darf gleich mit zum Anschließen der Patienten an die Dialyse. Auch die Pfleger sind total engagiert und erklären mir ganz viel. Dann geht es in die Sprechstunde. Dr. Kammerl lässt einen gleich mitarbeiten und ich darf die Anamnese bei den Patienten machen. Auch beim Ultraschall darf zuerst ich die Untersuchung machen und Dr. Kammerl gibt mir einige Tipps. Das Highlight ist dann am nächsten Tag. Dr. Kammerl hat mit einer Patientin gesprochen und ich darf den Shunt für die Dialyse anstechen und danach noch ein langes Gespräch mit ihr über ihre Familien- und Krankheitsgeschichte führen. Ich bin sehr dankbar über das wirklich persönliche Gespräch und die Offenheit der Patientin. Auch wenn es nur zwei Tage waren, denke ich, dass ich einen Eindruck gewinnen konnte, was es für die Paientin. bedeutet an der Dialyse zu sein.

Die restlichen Tage der Woche bin ich nochmal in Auerbach und werde schon ein bisschen wehmütig, dass die Zeit hier bald vorbei ist. In diesen Tagen beschäftigen Hannah und mich auch schon viele Fragen zum Berufsstart. Wo wollen wir anfangen zu arbeiten? Welche Fachrichtung soll es eigentlich sein? Und was bedeutet Allgemeinmedizin für uns?

Was ich an der Allgemeinmedizin weiterhin sehr schätze, ist das langfristige Begleiten der Patienten. Ich finde es einfach toll, wenn man die Patienten – und oft auch ihre Familien – im Laufe der Zeit kennen lernt. Außerdem ist das Fach so unglaublich vielfältig und man ist mit verschiedenen Beratungsanlässen konfrontiert.

Am Tag vor unserer Abreise setzt sich Dr. Blank mit uns zusammen und bespricht nochmal lange mit uns, wie unser Tertial war und ob es uns so gefallen hat. Wir dürfen sowohl positive als auch negative Aspekte nennen und merken an, dass es uns manchmal auch zu viel geworden ist. Wir schätzen die angebotenen Veranstaltungen von Fallbesprechung über Themen-Vortrag bis zu Journal Club sehr, aber gerade, wenn mehrere Termine an einem Tag waren oder es bis später am Abend ging, haben wir gemerkt, dass es uns auch stresst und wir dann nicht mehr aufnahme-fähig sind.

Insgesamt war es ein tolles Tertial, in dem wir auf verschiedenen Ebenen viel gelernt haben und ich möchte mich nochmal bei den tollen MFAs und Ärzte für die schöne Zeit bedanken!

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