
Elisabeth Weiderer
Praktisches Jahr
30.06. – 19.10.2025
Woche 1: 30.06. – 04.07.2025
Wieder zurück in der Heimat. Nach vielen Jahren Studium in Franken bin ich wieder ganz bei meinen Eltern eingezogen und nicht nur für ein paar Wochen in den Semesterferien. Nach sieben spannenden Monaten in der Klinik starte ich nun mein Wahltertial in der Allgemeinmedizin – ein Abschnitt, auf den ich mich schon lange gefreut habe.
Vor etwa eineinhalb Jahren habe ich bereits mein Blockpraktikum in der Bayerwaldpraxis absolviert. Besonders interessiert hat mich damals, wie die Patienten, die mich auch aus dem privaten Umfeld kennen, auf meine Rolle in der Praxis reagieren würden. Diese Erfahrung war durchweg positiv – viele freuten sich, mich in einem neuen Kontext wiederzusehen. Deswegen wollte ich auch mein PJ-Tertial in dieser Praxis machen.
Meine erste Woche verbrachte ich überwiegend am Standort Kirchberg, konnte aber auch für ein paar Stunden in die Praxen in Schöfweg und Lalling hineinschnuppern. Der Start bedeutete eine große Umstellung: Nach dem Klinikalltag mit ausführlicher Diagnostik und längeren Verweildauern nun die ambulante Versorgung mit deutlich kürzeren Patientenkontakten – oft muss man schnell einen Therapieansatz vorschlagen. Eine Herausforderung, aber auch eine spannende neue Perspektive.
Ich nutzte die ersten Tage, um mir einen Überblick über die Abläufe in der Praxis sowie über die häufigsten Krankheitsbilder zu verschaffen. Besonders gut gefallen hat mir das strukturierte Fortbildungsangebot: montags finden praxisinterne Fortbildungen statt, dienstags und donnerstags gibt es Fallbesprechungen, sowohl intern als auch mit überregionaler Beteiligung. Hier hat man auch selbst die Möglichkeit, eigene Fälle vorzustellen und sich Rat einzuholen.
Gleich in der ersten Woche habe ich auch die beiden anderen PJ-Studierenden kennengelernt: Thomas, der schon seit einigen Wochen hier ist, und Tim, der zeitgleich mit mir angefangen hat.
Schon jetzt – nach nur einer Woche – habe ich das Gefühl, in diesem Tertial fachlich und praktisch mehr lernen zu können als in meinen beiden vorherigen. Man darf viel selbstständig arbeiten, eigene Therapievorschläge machen, bekommt aber stets Rückmeldung und Unterstützung. Man fühlt sich nie allein gelassen. Dazu kommt das äußerst freundliche und offene Team, das mich herzlich aufgenommen hat.
Woche 2: 07.07. – 11.07.2025
Ab dieser Woche war ich auch in meinem Heimatort Auerbach tätig. Am Montag wurde ich auch gleich von zwei Patienten angesprochen, nicht direkt, weil ich sie auch privat kenne, sondern den einen habe ich am Sonntag noch im Wirtshaus bedient und die andere fragte mich, ob ich nicht diejenige bin, die gestern in der Kirche die Lesung gelesen hat. Solche kurzen Gespräche zu Beginn einer Behandlung schaffen bereits eine gewisse Vertrauensbasis und zeigen die besondere Nähe der hausärztlichen Tätigkeit in ländlichen Regionen.
Der Montag begann direkt mit einer Krankenhauseinweisung eines Patienten, der zum dritten Mal innerhalb von drei Wochen unter Vorhofflimmern litt. Dies zeigte mir erneut, wie wichtig eine sichere EKG-Auswertung ist. Ich habe mir vorgenommen, mein Wissen in diesem Bereich gezielt aufzufrischen und zu vertiefen. Dr. Kalmancai stellte mir das REBLIQ-Schema zur strukturierten EKG-Auswertung vor, mit dem wir auch in den nächsten Wochen üben wollen.
In dieser Woche hatte ich mir außerdem vorgenommen, meine Fähigkeiten in der Otoskopie und Racheninspektion zu verbessern. Da viele Patientinnen und Patienten mit grippalen Infekten in die Sprechstunde kamen, hatte ich reichlich Gelegenheit zur praktischen Übung.
Am Dienstag begleitete ich erstmals gemeinsam mit einer Physician Assistant Studentin einen Hausbesuch. Vor allem sollte ich die Patienten kennenlernen und ein Gespür dafür entwickeln, ob gerade akuter Handlungsbedarf besteht. Am Mittwoch durfte ich dann bereits eigenständig Hausbesuche durchführen. Dr. Kalmancai ist im Hintergrund telefonisch jederzeit erreichbar, falls ich eine dringende Frage hätte.
Am Mittwoch hörten wir in der Mittagspause einen spannenden Vortrag zum Thema „Ethische Aspekte der Künstlichen Intelligenz in der Hausarztpraxis“. Am Abend fand zusätzlich ein Journal Club statt, bei dem wir mehrere interessante Studien diskutierten. Ich fand es sehr bereichernd, einen Einblick in den Ablauf eines solchen Formats zu bekommen und aktiv daran teilnehmen zu können.
Woche 3: 14.07. – 18.07.2025
In dieser Woche habe ich den Fokus besonders auf die Durchführung von Check-up-Untersuchungen gelegt. Dabei konnte ich mein Vorgehen bei der strukturierten Anamnese, der körperlichen Untersuchung und der Erhebung von Risikofaktoren weiter festigen. Bei mehreren Patientinnen und Patienten durfte ich den kompletten Check-up eigenständig durchführen und die Ergebnisse anschließend besprechen.
Ein fester Bestandteil dieser Untersuchungen ist auch die Sonographie des Abdomens und der Schilddrüse. Besonders in den ersten Einheiten wurde mir bewusst, wie anspruchsvoll es ist, die gewünschten Strukturen eindeutig darzustellen. Neben der anatomischen Orientierung ist auch der sichere Umgang mit dem Ultraschallgerät selbst eine Herausforderung. Ich habe gemerkt, dass meine Untersuchungsergebnisse aktuell noch stark von der jeweiligen Patientensituation abhängen – insbesondere der Ductus choledochus (DHC) und das Pankreas lassen sich bei mir noch nicht immer zuverlässig darstellen.
Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass ich mit zunehmender Übung in den kommenden Wochen deutliche Fortschritte machen werde – mein Ziel ist es, auch schwieriger zu erfassende Organe wie das Pankreas am Ende des Tertials sicher erkennen zu können.
Erfreulich ist, dass die Patientinnen und Patienten mir gegenüber stets sehr verständnisvoll und geduldig sind – selbst, wenn die Untersuchung durch meine noch fehlende Routine ein paar Minuten länger dauert.
Woche 4: 21.07. – 25.07.2025
In dieser Woche wurde mir erneut bewusst, wie essentiell die Anamnese in der hausärztlichen Arbeit ist. Ich betreute eine Patientin, die im Rahmen eines Check-ups in die Praxis kam und bei der zusätzlich Blut zur Abklärung eines Verdachts auf Hämochromatose abgenommen werden sollte. In der Vorwoche waren bei einer Laboruntersuchung erhöhte Ferritinwerte aufgefallen. Beim Durchgehen der Befunde erzählte mir die Patientin, dass sie bis vor Kurzem aufgrund einer verstärkten Menstruation regelmäßig Eisenpräparate eingenommen habe. Sehr wahrscheinlich sind die erhöhten Ferritin-Werte auf eine Eisenüberdosierung zurückzuführen. Um dennoch keine andere Ursache zu übersehen, wird in einigen Wochen eine erneute Blutkontrolle erfolgen.
Am Mittwoch war ich auf einen Hausbesuch bei einem neuen Patienten, der bisher in Deggendorf hausärztlich betreut wurde. Der Sohn äußerte Unzufriedenheit mit der bisherigen Betreuung, weshalb nun ein Wechsel angestrebt wurde. Mein erster Schritt war, mir einen Überblick über den aktuellen Gesundheitszustand des Patienten, seine Vorerkrankungen und die Medikation zu verschaffen. Dafür nahm ich den bestehenden Medikationsplan sowie die letzten Krankenhaus-Arztbriefe mit in die Praxis. Ich erhielt die Gelegenheit, selbstständig zu prüfen, welche Medikamente reduziert oder eventuell ganz abgesetzt werden könnten. Am Donnerstag erarbeiteten Dr. Kalmancai und ich gemeinsam einen neuen Medikamentenplan. Anschließend telefonierte ich nochmals mit dem Sohn, um letzte Fragen zu den Vorerkrankungen zu klären und ihm mitzuteilen, dass der Plan am Freitag abgeholt werden könne. Am Freitag rief uns dann die Ehefrau des Patienten an, da ein Hausbesuch erforderlich war. In einem Rückruf berichtete sie mir, dass ihr Mann nicht mehr aus dem Bett aufstehe, über zunehmende Kopfschmerzen klage und halluziniere bzw. verwirrt wirke. Wir veranlassten daraufhin die Einweisung ins Krankenhaus mittels Rettungswagen, um die Ursache der Beschwerden weiter abzuklären. Ich bin nun gespannt, was die Diagnostik im Krankenhaus ergeben wird und wie es dem Patienten in der kommenden Woche geht.
Woche 5: 28.07. – 01.08.2025
Diese Woche hatten wir viele Patienten und Patientinnen mit grippalen Infekten – ungewöhnlich viele für diese Jahreszeit. Andererseits ist das bei dem anhaltend schlechten Wetter mit fast zwei Wochen Dauerregen auch nicht ganz verwunderlich. Man könnte meinen, es sei bereits Herbst und nicht Ende Juli. Eine gewisse Routine hat sich bei diesem Krankheitsbild inzwischen eingestellt, sodass ich viele Patientinnen selbstständig behandeln kann.
Die interne Montagsfortbildung befasste sich diese Woche mit dem Thema Vorhofflimmern und Bridging. Besonders beim Absetzen und Umstellen der Antikoagulation herrscht häufig Unsicherheit – auch bei mir. Dr. Sujova erklärte uns mithilfe anschaulicher Tabellen die aktuellen Leitlinien zum periinterventionellen Management oraler Antikoagulanzien. So etwa, dass Marcumar nur noch bei Operationen mit hohem Blutungsrisiko pausiert werden muss. Ich empfand den Vortrag als sehr hilfreich, da er mir ein gutes Stück meiner Unsicherheit genommen hat.
Medizinisch besonders spannend waren für mich in dieser Woche zwei Fälle im Rahmen der Schilddrüsen-Sonographie: Im ersten Fall war bei einem Patienten im MRT des Halses eine bis dahin unbekannte Knotenbildung in der Schilddrüse aufgefallen. Im Ultraschall konnte ich je zwei Knoten auf beiden Seiten feststellen, wobei ein Knoten pro Seite eine Größe von bis zu drei Zentimetern erreichte. Es war gar nicht so einfach zu beurteilen, ob es sich um jeweils einen Knoten mit unterschiedlichen Anteilen oder um mehrere getrennte Knoten handelte. Die zweite Patientin war eine junge Frau, der vor einigen Wochen eine Schwellung am Hals aufgefallen war. Die Blutuntersuchung ergab eine latente Hyperthyreose (TSH deutlich erniedrigt, T4 noch im Normbereich). Sie berichtete mir außerdem, dass sie nach der Schwangerschaft sehr rasch an Gewicht verloren habe – trotz anamnestisch ausgewogener Ernährung. Im Ultraschall zeigte sich linksseitig ein Knoten mit zystischen Anteilen und Mikrokalk, der bis zu 4 cm groß war. Wir haben sie zur weiteren Abklärung an einen Endokrinologen überwiesen.
Woche 6: 04.08. – 08.08.2025
Die vergangene Woche war in mehrfacher Hinsicht herausfordernd und intensiv. Ein großer Teil der Patientenkontakte drehte sich um psychisch belastete Menschen – sei es durch akute Lebenskrisen, chronische Erschöpfungszustände oder depressive Symptomatiken. Viele Gespräche waren dadurch deutlich zeitintensiver als üblich.
Ich habe dabei einmal mehr festgestellt, wie schwierig es sein kann, in solchen Situationen die „richtigen“ Worte zu finden. Oft geht es weniger um medizinisch-kurative Maßnahmen als vielmehr darum, zuzuhören, Verständnis zu zeigen und Orientierung zu geben. Dennoch bleibt am Ende oft das Gefühl zurück, nicht genug getan zu haben. Das Angebot, bei einer Verschlechterung jederzeit wiederzukommen, ist oft das Einzige, was wir realistisch anbieten können. Trotzdem habe ich gelernt, wie wertvoll auch genau das für viele Patienten sein kann.
Zusätzlich war es die Woche vor dem Sommerurlaub der Praxis, was zu einem erhöhten Patientenaufkommen führte. Viele Menschen wollten „noch schnell etwas klären“. Das führte zu einem sehr hohen organisatorischen Aufwand und engen Zeitfenstern für Gespräche.
Insgesamt habe ich die Woche als sehr anstrengend empfunden – sowohl körperlich als auch mental. Gleichzeitig war sie lehrreich: Gerade im hausärztlichen Alltag sind Gesprächsführung, Empathie und das Setzen realistischer Grenzen essenziell. Ich nehme aus dieser Woche mit, wie wichtig die Rolle der Hausärztin/des Hausarztes als Vertrauensperson ist – und wie anspruchsvoll es sein kann, dieser Rolle gerecht zu werden.
Woche 7: 11.08. – 15.08.2025
In dieser Woche war ich in der Praxis in Schöfweg eingeteilt, da Auerbach zu hatte. Der Wechsel des Standorts und die Zusammenarbeit mit anderen Ärztinnen empfand ich als bereichernd. Es bot mir die Möglichkeit, eine andere Herangehensweise an einen Fall und sehr strukturiertes Vorgehen kennenzulernen.
Besonders eindrücklich waren für mich die psychiatrischen Gespräche, bei denen ich erleben konnte, wie wichtig eine klare Struktur, Geduld und aktives Zuhören sind. Die verantwortliche Ärztin nahm sich in diesen Situationen spürbar Zeit für die Patienten, was nicht nur für die Diagnosefindung hilfreich war, sondern auch für den Aufbau einer tragfähigen Arzt-Patienten-Beziehung. Ich konnte beobachten, wie mit gezielten Fragen eine hilfreiche Gesprächsatmosphäre geschaffen wurde, ohne dabei den zeitlichen Rahmen zu sprengen – ein Balanceakt, der im Praxisalltag oft eine Herausforderung darstellt.
Auch bei der körperlichen Untersuchung habe ich von der strukturierten Herangehensweise profitiert. Mir wurde erneut bewusst, wie wichtig es ist, systematisch vorzugehen – nicht nur zur Sicherstellung der diagnostischen Qualität, sondern auch, um bei Unsicherheiten einen roten Faden zu haben. Die Abläufe waren durchdacht und effizient, was ich mir für mein eigenes praktisches Vorgehen mitnehmen möchte.
Insgesamt war die Woche in Schöfweg für mich eine willkommene Abwechslung, die mir wertvolle Einblicke in unterschiedliche ärztliche Stile und Arbeitsorganisationen gegeben hat. Es hat mir erneut gezeigt, wie vielfältig die hausärztliche Tätigkeit ist – und wie wichtig es ist, offen für neue Eindrücke zu bleiben.
Woche 8: 18.08. – 22.08.2025
Der Wochenstart nach dem Praxisurlaub war direkt sehr fordernd: Bereits am Montagvormittag wurden knapp 90 Patientinnen und Patienten behandelt. Die große Zahl an Terminen führte zu einem sehr hohen Arbeitstempo, wobei der Schwerpunkt vielfach auf akuten Erkrankungen wie grippalen Infekten, Harnwegsinfekten oder Lumbalgien lag. Trotz der Routinefälle empfand ich den Tag – und die Woche insgesamt – als sehr anstrengend, was vor allem an der Dichte und Geschwindigkeit der Abläufe lag.
Dennoch zeigen sich auch inmitten dieses „Alltagsbetriebs“ immer wieder spannende und ungewöhnliche Fälle, die das diagnostische Denken fordern und die Komplexität hausärztlicher Tätigkeit unterstreichen. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine Patientin, die seit dem vergangenen Jahr unter beidseitigen Akkommodationsstörungen leidet. Die bisherige Diagnostik blieb trotz umfassender Abklärung ergebnisoffen: Eine Enzephalitis sowie eine Multiple Sklerose wurden ausgeschlossen. Während der Augenarzt von einem neurologischen Hintergrund ausgeht, verweist der Neurologe auf eine mögliche ophthalmologische Ursache. Der Fall verdeutlicht für mich die Herausforderung, die hausärztliche Koordination in solchen Grenzbereichen darstellt – sowohl medizinisch als auch kommunikativ.
Mir wurde erneut bewusst, wie wichtig es ist, Prioritäten zu setzen und Patientinnen und Patienten ernst zu nehmen – gerade dann, wenn die Diagnostik in eine Sackgasse zu laufen scheint. Solche Fälle schärfen den Blick dafür, wie viel Verantwortung Hausärzte im medizinischen System tragen, insbesondere in der Rolle als Schnittstelle zwischen Fachrichtungen.
Insgesamt war diese Woche körperlich fordernd, aber fachlich sehr lehrreich und motivierend.
Woche 9: 25.08. – 29.08.2025
In dieser Woche machte ich wieder sehr viele Check-ups mit Ultraschalluntersuchungen. Ich merke zunehmend, dass ich in der Handhabung des Ultraschallgeräts sicherer werde – sowohl in der technischen Durchführung als auch in der Interpretation der Bilder. Mir gelingt es auch immer öfters, das Pankreas sicher zu identifizieren, was mir zu Beginn des Tertials noch schwer fiel. Auf der anderen Seite finde ich es immer noch schwierig, bei Patienten nach einer Thyreoidektomie sicher zu beurteilen, ob noch Restgewebe vorhanden ist oder nicht.
Besonders spannend war, dass gleich zwei Patientinnen zur Kontrolle ihres Schilddrüsenknotens gekommen sind, bei denen der Knoten jeweils einen Durchmesser von über 4 cm hat. Eine Abklärung beim Endokrinologen erfolgte schon in beiden Fällen. Der Knoten war auch bei beiden von außen schon sichtbar, vor allem beim Schluckakt. Die eine wird sich jetzt dann operieren lassen, die andere wartet noch ab. Ein weiterer bemerkenswerter Befund war eine große Nierenzyste mit etwa 8 cm Durchmesser. Auch diese Zyste wird seit Jahren nur sonographisch kontrolliert, weil sie größenstabil bleibt.
Neben diesen besonderen Fällen war der Alltag wieder geprägt von vielen Patienten mit grippalen Infekten. Dabei fiel mir erneut auf, wie häufig die Erwartung besteht, ein Antibiotikum verschrieben zu bekommen – und wie enttäuscht oder sogar ungehalten manche reagieren, wenn das nicht geschieht. Vielen Menschen ist offenbar nicht bewusst, dass Antibiotika bei viralen Infekten wirkungslos sind. Diese Gespräche sind oft herausfordernd, aber auch eine gute Übung in patientengerechter Aufklärung und Kommunikation.
Zwei weitere eindrückliche Fälle betrafen akute neurologische Fragestellungen: Eine Patientin kam mit einer kurzfristigen Sprachstörung am Vortag in die Praxis – mit Verdacht auf eine transitorisch ischämische Attacke (TIA). Eine andere Patientin berichtete über plötzliche Inkontinenz von Stuhl und Urin – hier bestand der Verdacht auf ein Cauda-equina-Syndrom. Beide Fälle machten deutlich, wie wichtig eine rasche Einschätzung und ggf. sofortige Einweisung ins Krankenhaus ist. Gleichzeitig zeigt sich, dass in der Bevölkerung häufig noch Unsicherheit besteht, wann man mit bestimmten Symptomen direkt eine Notaufnahme aufsuchen sollte – und wann nicht. Im Gegensatz dazu fahren andere mit banalen Beschwerden sofort ins Krankenhaus, was wiederum die Notaufnahmen belastet. Es ist also noch viel Aufklärungsarbeit nötig, um das richtige Einschätzungsvermögen in der Bevölkerung zu fördern.
Ich nehme aus dieser Woche mit, wie wertvoll die praktische Übung in der Sonographie ist – und gleichzeitig, wie wichtig es ist, medizinisches Wissen verständlich und empathisch zu vermitteln, auch wenn es nicht immer den Erwartungen der Patienten entspricht. Ebenso bedeutsam ist es, Warnzeichen für potenziell lebensbedrohliche Zustände zu erkennen – und die Patienten darin zu stärken, im Notfall auch eigenständig richtig zu handeln.
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