Tim Heuser

Praktisches Jahr
30.06. – 19.10.2025

Woche 1: 30.06. – 04.07.2025

Ich hatte bereits vor 1,5 Jahren eine Famulatur im Bayerwald gemacht und mir war daher schon die schöne Wohnung mit dem tollen Ausblick in Kirchberg vertraut, die ich nun zu Beginn meines letzten PJ-Tertials wieder bezog.
Ich wurde in Absprache mit Dr. Blank der Praxis in Geiersthal für mein PJ zugeteilt, die ich bisher noch nicht kannte. Ich bin immer etwas aufgeregt, wenn ich mich in neuen Umgebungen einfinden soll und war daher sehr gespannt, was mir am Montag in der Praxis begegnen wird.
Wenig überraschend bin ich auf ein sehr wertschätzendes Team gestoßen, welches mir von Anfang an mit viel Respekt und Wertschätzung begegnet ist. MUDr. Dana Sujova leitet die Praxis und wird dabei unterstützt von Dr. Stauber-Stern und Dr. Stern, die zuvor fast drei Jahrzehnte die Praxis geführt haben. Ich habe mit allen drei im Laufe der ersten Woche zusammengearbeitet und in allen Konstellationen konnte ich immer sehr selbstständig arbeiten und mich gleichzeitig auf Unterstützung und Feedback verlassen. Eine willkommene Abwechslung im Vergleich zu meinen Tertialen in der Klinik zuvor. Ein Grund, weshalb ich mich auch für die Hausarztpraxis als solche und den Bayerwald im speziellen entschieden habe, ist, dass man als Studierender hier zahlreiche Anamnesen und Untersuchungen eigenständig durchführt und im Anschluss seine Erkenntnisse,Verdachtsdiagnosen und Therapievorschläge vorstellt und diskutiert. Das schließt auch Abdomen- und Schilddrüsensonographien mit ein, was ich einfach sehr cool finde.
Zweimal war ich in der ersten Woche auch bei Dr. Machac in Kirchberg. Man muss wissen, dass er eine aberwitzige Geschwindigkeit beim Arbeiten an den Tag legt. Am Anfang kann das einen durchaus etwas verunsichern, aber wenn man sich mal daran gewöhnt hat, dann ist das Arbeiten mit ihm effizient und erkenntnisreich.
In der Hausarztpraxis sieht man alles und so habe ich auch in der ersten Woche schon Krankheitsbilder aus verschiedensten Fachrichtungen gesehen. Ich glaube, dass das einen echt fit hält und verhindert, dass man zu sehr mit seinen fachspezifischen Scheuklappen auf Patienten und Patientinnen blickt. Ich freue mich schon sehr auf die kommenden Wochen und bin mir sicher, dass ich noch viele interessante Dinge sehen werde.

Woche 2: 07.07. – 11.07.2025

In meiner zweiten Woche in Geiersthal konnte ich schon sehr selbstständig arbeiten. Anamnese, KU, Therapievorschlag und am Ende noch kurz den Fall präsentieren und schon geht es weiter zum nächsten Patienten bzw. Patientin.
Es ist wirklich schön zu merken, dass sich die Patienten auch auf mich einlassen können und ich Ihnen in den meisten Fällen auch schon weiterhelfen kann. Es gibt aber auf der anderen Seite auch noch genug Situationen, in denen ich nicht wirklich weiß, was ich den Patienten anbieten kann – insbesondere bei der Mannigfaltigkeit an Hautausschlägen, die sich in der Praxis präsentieren, gehen mir immer mal wieder die Ideen für Therapien aus. Aber das ist zum Glück auch nicht weiter schlimm, da man ja bei aller Selbständigkeit nie auf sich alleine gestellt ist in der Praxis! So ist der Lernzuwachs einfach super groß, weil ich fast täglich mit Krankheitsbildern konfrontiert bin, die ich so noch nicht gesehen habe. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie vielfältig die Allgemeinmedizin ist. Von der Divertikulitis bis zur OSG-Fraktur ist alles dabei – manchmal sogar beides bei einem einzigen Patienten wie letzten Freitag.
Ich freue mich darauf, was die nächste Woche so an Überraschungen beibehält!

Woche 3: 14.07. – 18.07.2025

In meiner dritten Woche im Bayerwald hatte ich einige sehr erkenntnisreiche und schöne Erlebnisse in der Praxis. Etwas, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist ein älterer Mann, der sich nach dem Tod seiner Ehefrau zum ersten Mal in unserer Praxis zum Check-Up vorgestellt hat. Wie es in diesem Alter so ist, gab es natürlich mehrere Baustellen und dies alles wurde nachvollziehbarer Weise durch die Trauer um den plötzlichen Verlust seiner Frau überschattet.Trotz all dieser Dinge hatte ich das Gefühl, dass ich ihm tatsächlich helfen konnte, sowohl medizinisch als auch menschlich. Am Ende hatten wir einen guten Fahrplan für die nächsten Schritte erarbeitet und ich hatte den Eindruck, dass er sich bei mir gut verstanden gefühlt hat. Allein so ein Kontakt, indem man einen positiven Unterschied macht, macht die ganzen Erschwernisse, die man in der Arbeit und im Studium auf sich genommen hat, wieder wett. Ein wirklich schöner Moment für mich, der mir auch noch mehr Motivation für die kommende Zeit gegeben hat.
Ansonsten ist das Arbeiten in der Hausarztpraxis weiterhin sehr abwechslungsreich.
Immer wieder steht auch die Psychosomatik im Vordergrund, was ich besonders spannend und auch besonders herausfordernd finde. Je nachdem, welches Erklärungsmodell die PatientInnen für ihre Beschwerden haben, braucht es eine Weile, um eine tragfähige Arzt-Patienten-Beziehung aufzubauen, damit psychosomatische Verdachtsdiagnosen überhaupt diskutiert werden können. Manchmal stoßen solche Gedanken auf taube Ohren, manchmal regen sie das Gegenüber aber auch zum Nachdenken an und können vielleicht einen Ausweg aus dem chronischen Beschwerdebild bieten. Die Kunst ist es doch, zwischen diesen beiden Gruppen unterscheiden zu können und sich so die eigenen Ressourcen gut einzuteilen.

Dementsprechend spielt das Zeitmanagement natürlich auch eine Rolle in der Praxis. Im Regelfall muss es schnell gehen, damit alles rechtzeitig abgearbeitet werden kann. Manchmal gibt es aber auch Fälle, die einfach mehr Bedarf haben und die dann ganz schnell den Rahmen sprengen können. Glücklicherweise können MUDr. Sujova und ich uns hier gut ergänzen, sodass ich mir die Zeit für jemanden nehmen kann, wenn ich sie brauche.Time is of the essence gilt demnach auch in der Hausarztpraxis und das macht es letztlich ja auch so spannend, da man schnell und treffsicher entscheiden muss, wie man seine Ressourcen nutzt. Ob das immer so gelingt, steht auf einem anderen Blatt 🙂

Woche 4: 21.07. – 25.07.2025

Nun ist schon ein Monat im schönen Bayerwald vergangen und ich fühle mich einfach wirklich wohl. Weiterhin schätze ich das selbstständige Arbeiten unter der Supervision von Dr. Dana Sujova sehr. Diese Woche zeigte mal wieder, was für Herausforderungen einem in der Praxis begegnen und zwar neben all den medizinischen Anliegen, die die PatientInnen zu uns bringen.
Erstmals hat sich diese Woche ein älterer Mann ohne jedwede Deutschkenntnisse in unserer Praxis vorgestellt. Was an sich schon recht herausfordernd ist, wurde dadurch verkompliziert, dass er tatsächlich schwer krank war – Oder vielleicht hat es die Sachen auch einfacher gemacht: Denn je eindrücklicher die Symptomatik ist, desto eher leiten sich medizinische Entscheidungen schon aus der klinischen Erscheinung des Patienten bzw. Der Patientin ab. Der Patient präsentierte sich mit Kurzatmigkeit, Beinödemen und Orthopnoe. Beim Abhören imponierte letztlich ein kräftiges Systolikum und damit stand eigentlich schon fest, dass eine weitere Abklärung erfolgen muss. Als dann auch noch Episoden von Brustenge in Ruhe beschrieben wurden, ging es direkt in die Klinik.
Zum Glück war noch eine Begleitperson vor Ort, die übersetzen konnte – Auch wenn ich mir nicht ganz sicher gewesen bin, wie erfolgreich die Übersetzung war, da auch die Begleitperson nur gebrochen Deutsch sprach.
Aber ich denke, dieser Fall spiegelt ganz gut wider, wie Arbeiten in der Hausarztpraxis funktionieren kann. Es liegen in den seltensten Fällen optimale Rahmenbedingungen vor, weshalb eine gehörige Portion Pragmatismus gefragt ist, um mit dem zu arbeiten, was man hat. Dazu gehört auch einfach eine gute Anamnese und körperliche Untersuchung und es macht wirklich Spaß, wenn man so im Laufe des Kontakts seine Verdachtsdiagnose immer weiter aus- und untermauern kann und am Ende die bestmögliche Lösung für jeden und jede gefunden werden kann. Es ist also ein Arbeiten, dass sich weniger auf technische Hilfsmittel stützt und dafür um so mehr auf den eigenen Sinnen beruht. Was höre ich? Was sehe ich? Was fühle ich? Wirkt mein Gegenüber beunruhigt oder ganz gelassen? Wirkt mein Gegenüber krank oder noch ganz fit? All das sind Dinge, die glücklicherweise auch Sprachbarrieren überwinden können.

Woche 5: 28.07. – 01.08.2025

In dieser Woche hatte ich zwei wirklich sehr eindrückliche Kontakte, die noch etwas in mir nachgewirkt haben und von denen ich gerne erzählen möchte. Zur Wahrung der Privatsphäre der entsprechenden Personen habe ich die fallbezogenen Daten abgewandelt. Es stellte sich eine junge Frau in unserer Sprechstunde vor. Schon beim ersten Blick fiel auf, dass sie quietsch gelb war. Sowohl Skleren- als auch Hautikterus lagen vor. Sie erzählte mir, dass sie in letzter Zeit viel Alkohol getrunken habe und deshalb nun so aus sah. Weitere Beschwerden habe sie keine, doch bei genaueren Nachfragen, stellte sich heraus, dass sie auch Entzugssymptome hatte, da sie bereits seit einigen Tage nüchtern war. Ich war etwas verunsichert, wie ich weiter vorgehen sollte, auch da die Patientin ihre Beschwerden etwas herunterspielte. Für Dr. Sujova war die Situation zum Glück doch sehr klar und der schmerzlose Ikterus musste in der Klinik abgeklärt werden. Nur leider stimmen medizinische Indikationen und die Wünsche von Patienten und Patientinnen nicht immer über ein. So auch in diesem Fall, da ein Klinikaufenthalt zunächst abgelehnt wurde. Glücklicherweise konnten wir uns im Gespräch aber doch darauf einigen, dass eine stationäre Abklärung das einzig sinnvolle unter den gegebenen Umständen war. Somit hatte dieser Kontakt zumindest für mich in der Hausarztpraxis noch ein gutes Ende gehabt, doch grundsätzlich finde ich das Spannungsfeld zwischen dem, was ich als Mediziner für richtig halte und dem, was der Patient oder die Patientin für richtig hält, sehr spannend. Ich finde, dass jeder Mensch das Recht besitzt über seinen eigenen Körper und seine eigene Gesundheit zu entscheiden – sofern man dazu selbst in der Lage ist und dazu gehört für mich auch, dass gewisse medizinische Maßnahmen trotz besserem Wissen und klaren Nutzen abgelehnt werden. Nichtsdestotrotz geht es mir als Mediziner natürlich deutlich besser, wenn man einen tragfähigen Kompromiss findet, mit dem beide Seiten gut leben können.
Auf einer ähnlichen Ebene spielte sich dann auch der interessante 2. Kontakt an diesem Tag ab. Ein Mann stellte sich in unserer Sprechstunde vor, da er wieder in die Psychiatrie wollte, aus der er sich vor einiger Zeit gegen ärztlichen Rat entlassen hatte. Es lagen mir keine Fremdbefunde vor und so musste ich zum Äußersten schreiten: Ich führte eine Anamnese durch. Es stellte sich heraus, dass der Patient Zeichen einer Psychose in der Vergangenheit hatte und aktuell immer noch Ich-Störungen aufwies. Bei diesem Befund wollten wir ihn auch direkt wieder psychiatrisch vorstellen lassen und ein Bekannter sollte ihn in die entsprechende Klinik bringen. Doch der Bekannte kam lange nicht und auch als die Sprechstunde vorbei war, hieß es, dass es noch eine gute halbe Stunde dauern würde, bis der Bekannte eintreffe. In der Zwischenzeit bekam der Patient langsam etwas Zweifel, ob die Einweisung überhaupt das Richtige sei. Ich habe mich dann mit ihm zusammen gesetzt und letztlich einfach mit ihm geredet und viel über sein Leben erfahren. Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie zunächst unerklärliche Dinge wie bspw. Psychosen, doch plötzlich verständlich und erklärbar werden, wenn man einfach mehr Informationen über das Leben eines Menschen hat. Nach einer guten Dreiviertelstunde wurde der Patient dann endlich abgeholt und ich denke, dass es für uns alle erleichternd und auch zufriedenstellend war, dass wir hier eine gute Lösung finden konnten. Ich glaube, so ein Erlebnis kann es auch nur in der Hausarztpraxis geben.

Woche 6: 04.08. – 08.08.2025

Mittlerweile gibt es in meinem Arbeiten in der Hausarztpraxis schon eine gewisse Routine. Einige Krankheitsbilder hat man mittlerweile doch schon so häufig gesehen, dass eine Art Mustererkennung aktiviert wird, sobald gewisse entscheidende Merkmale erfüllt sind. Ein Beispiel sind natürlich grippale Infekte, das akute Lumbago oder Harnwegsinfekte. Ich merke, das vieles in meinem ärztlichen Denken irgendwo schon automatisiert abläuft, was vieles erleichtert und beschleunigt, aber irgendwo auch eine trügerische Sicherheit vorgeben kann – Gerade da mein Erfahrungsschatz am Anfang meines beruflichen Lebens noch nicht sehr groß ist. Umso mehr lerne ich es zu schätzen, dass man Dinge – und damit meine ich Krankheiten, Wunden, Befunde, alles Mögliche im medizinischen Kontext – so oft sieht, wie es nur geht. Ich glaube, nur über das tausendfache Erfahren von Krankheitsbildern kann man souverän und zügig Entscheidungen treffen. In diesem Sinne möchte ich wirklich alle meine Mitstudierenden ermutigen, jede Möglichkeit, den eigenen Erfahrungsschatz auszubauen, wahrzunehmen und ich glaube hierfür ist die Hausarztpraxis mal wieder super geeignet. Oft genug stehe ich auch vor Befunden, die ich so noch nie gesehen habe. Zum Beispiel war ein recht junger Mann in unserer Praxis mit teils völlig avitalen Fußnägeln, ohne dass ein Trauma erinnerlich war. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, was ich damit machen soll. Dr. Stern hat sie letztlich so weit es ging entfernt und mein Erfahrungsschatz war wieder um eine Erfahrung reicher. Klar, Fußnägel sind zugegebenermaßen nicht die spannendste Sache für mich, aber bei den Patienten besteht eben doch immer ein gewisser Leidensdruck und eine Ungewissheit, was das eigentlich ist, was sie da haben. Ich glaube, alleine die Tatsache, dass man als Arzt oder Ärztin die Symptome einordnen kann, verschafft oft schon viel Beruhigung. So auch bei einem weiteren Patienten, der sich wegen einer Makrohämaturie vorgestellt hatte. Bei dem Befund im U-Stix und dem Alter des Patienten dachte ich zuerst an einen Stein, aber die Anamnese und insbesondere die Abwesenheit von jeglichen Schmerzen abseits einer Dysurie, passten nicht wirklich zu. Auch wenn ich gerne eine Nephrolithiasis diagnostiziert hätte, musste ich mich doch an den Spruch erinnern “Murder your darlings” und bei der unpassenden Anamnese an weitere Diagnosen denken. Letztlich war es höchstwahrscheinlich eine STD, die ich so davor auch noch nicht gesehen hatte. Trotz der “unangenehmen” Diagnose konnte der Patient beruhigt die Praxis verlassen und ich war wieder um eine Erfahrung reicher.

Woche 7: 11.08. – 15.08.2025

Diese Woche war die Praxis in Geiersthal, in der ich bisher gewesen bin, im Urlaub. Aus diesem Grund war ich bei Dr. Susanne Kleudgen und Sophie Habighorst in Schöfweg. Es ist natürlich immer eine gewisse Umstellung, wenn man mit neuen Kollegen und Kolleginnen zusammenarbeitet, doch auch immer eine Bereicherung. Man lernt wieder neue Arbeitsweisen kennen und kann so seinen eigenen Erfahrungsschatz erweitern.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine ältere Frau, die zum Check-Up gekommen ist. Es ist oft so, dass insbesondere bei älteren Menschen naturgemäß einige Beschwerden vorliegen und man erst einmal herausfinden muss, wo der sprichwörtliche Schuh drückt. Das soll heißen: Welche Beschwerden bestehen vielleicht schon sehr lange und sind möglicherweise auch normale Erscheinungen des Alterns und was sind akutere Probleme, die eine zügige Abklärung benötigen. Als ich den Ultraschallkopf auf den Bauch auflegte, sprang mir erstmal eine sehr große zystische Struktur entgegen. Bei genauerem Nachfragen stellte sich heraus, dass diese wohl schon bekannt sei und am ehesten eine Nierenzyste darstellte. Im weiteren fiel dann noch eine Raumforderung im Bereich der Leber auf, die wir nicht wirklich einordnen konnten. Als am nächsten Tag die Laborergebnisse da waren, war klar, dass es auch schon zu einer Cholestase gekommen ist. Deshalb erfolgt nun bei Verdacht auf ein Malignom weitere Diagnostik. Es sind in der Tat eigenartige Momente, wenn man bei augenscheinlich gesunden Menschen plötzlich Befunde erhebt, die ernstere Erkrankungen vermuten lassen. Auf der einen Seite möchte man natürlich nicht unnötig Angst beim Gegenüber auslösen. Auf der anderen Seite soll natürlich auch der Eindruck vermittelt werden, dass hier etwas vorliegt, was einer weiteren Abklärung bedarf. Wahrscheinlich hilft einem auch hier wieder Erfahrung und Routine weiter, sodass man in solchen Situationen Ruhe bewahrt.
Darüber hinaus hatte ich natürlich auch so viel Spaß in Schöfweg und freue mich auf die kommende Woche!

Woche 8: 18.08. – 22.08.2025

In meiner zweiten Woche in Schöfweg hatte ich mich schon recht gut in der Praxis eingefunden.
Im gesamten PJ muss man sich eigentlich ständig in neuen Teams einbringen, da man einfach oft Stationen oder so wie im Bayerwald – Praxen – wechselt. Ich glaube, dass das per se immer erfordert, dass man sich nochmal auf neue Menschen einlässt und herausfindet, was gewohnte Arbeitsabläufe vor Ort sind. Die gute Nachricht für mich dabei ist, dass es doch zunehmend einfacher wird, je öfter man schon den Arbeitsort gewechselt hat.
In dieser Woche war mal wieder das ganze Potpourri der Allgemeinmedizin zu erfahren. Dazu gehören auch mittlerweile schon recht viele Krankheitsbilder, die ich mehr als einmal gesehen habe. Interessant dabei ist zu sehen, wie unterschiedlich Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden umgehen. Mein Eindruck ist bisher, dass es Personen gibt, die eher ängstlich auf ihre Situation blicken und teilweise etwas zwanghaft versuchen, alle Eventualitäten zu kontrollieren. Auf der anderen Seite von diesem Spektrum finden sich dann Personen, die fast schon nachlässig und gleichgültig mit ihrer Erkrankung umgehen. Aus diesem Grund ist das gleiche Krankheitsbild eben doch nie exakt gleich. Man muss die Leute da abholen, wo sie sind und bei dem einen bedeutet das, dass man Ängste nehmen und einordnen muss. Bei dem anderen bedeutet das jedoch, dass man vielleicht noch einmal mit etwas mehr Nachdruck die Gegebenheiten erklären muss. Ich finde das besonders spannend, da es eigentlich nicht wirklich Teil meines Studiums gewesen ist, in dieser Art die Persönlichkeitsstruktur von Patienten in die Therapieentscheidung mit einzubeziehen. Leitlinien orientieren sich nachvollziehbarerweise auch nur an objektivierbaren Befunden, aber im Praxisalltag müssen eben auch der Patientenwunsch und mein Eindruck als Arzt von meinem Gegenüber in die Therapie mit einfließen. “One size fits all” gibt es so also nicht in der Hausarztpraxis und ich glaube, dass man diesen Aspekt auch mögen muss, wenn man als Allgemeinmediziner arbeitet, denn die Probleme vor denen man gestellt wird, sind eben nicht nur medizinischer Natur, sondern betreffen ganz oft auch eine menschliche und emotionale Ebene.

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